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067 - Der Redner

067 - Der Redner

Titel: 067 - Der Redner
Autoren: Edgar Wallace
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Bruder, einen Tunichtgut, der in London lebte und offenbar mit der Polizei in Konflikt geraten war. Das hatte mir Dr. Lexivell erzählt.
    »Ich habe mich oft gefragt, ob er nicht zu den Leuten gehörte, die sich immer vor dem Haus herumtrieben«, meinte er.
    Es war nicht schwer, den jungen Olford aufzufinden, aber er erklärte dem Sergeanten, daß er zu der Zeit, als der Mord begangen wurde, in seinem Bett gelegen habe, und unsere Nachforschungen bestätigten seine Aussagen.
    Ich schickte zwei meiner besten Leute aus, um weitere Erkundungen einzuziehen. Ich wußte, daß es einige Zeit dauern würde, bis ich ihren Bericht erhalten konnte, und ich wußte auch, daß sich während der Wartezeit allerhand unangenehme Dinge ereignen konnten.
    Um neun Uhr abends schrieb ich meinen ersten Bericht über den Fall. Schriftliche Arbeiten, bei denen ich nachdenken muß, erledige ich am liebsten zu Hause. Ich wohnte damals in der Nähe der Guildford Street. Meine Räume lagen im Erdgeschoß, und von meinem Speisezimmer aus konnte ich den Hof übersehen, der sich hinter dem Haus befand. Es war ein kleiner, viereckiger Platz mit einem Eingang für Händler und Lieferanten. Eine Mauer von zweieinhalb Meter Höhe umgab ihn, aber man konnte leicht darüberklettern. Aber der Mann, der meinetwegen in den Hof kam, hatte sich diese Mühe nicht gemacht. Bei einer späteren Untersuchung fand man, daß das kleine Tor offenstand, das vom Hof auf die Nebenstraße führte und gewöhnlich um sechs Uhr abends geschlossen wurde.
    Es war dunkel und regnerisch, aber bedeutend wärmer als in der vergangenen Nacht. Ich hatte ungefähr vier Seiten geschrieben, als plötzlich mit einem Krachen meine Fensterscheibe splitterte und ein Gegenstand zu meinen Füßen niederfiel. Wäre er unter den Tisch gerollt, so daß ich ihn nicht gleich hätte sehen können, so wäre ich heute wohl nicht mehr am Leben. Aber glücklicherweise erkannte ich die Gefahr sofort.
    Ich bückte mich nicht, um die Handgranate aufzuheben und wieder zum Fenster hinauszuwerfen, denn ich wußte, wie kostbar Zeit in solchen Augenblicken ist. So rasch wie möglich eilte ich in mein Schlafzimmer und war gerade in Deckung, als die Explosion erfolgte. Aber auch dann traf mich noch ein Splitter, der mich leicht verletzte.
    Die Detonation war fürchterlich. Ich wankte in mein Arbeitszimmer zurück, war aber so benommen, daß ich kaum wußte, was ich tat. Erst als ich draußen die Alarmsignale der Feuerwehr hörte, kam ich wieder zu mir.
    Zum Glück war niemand getötet worden, aber die Wohnung über mir hatte stark gelitten, und alle Möbel in meinem Arbeitszimmer waren mehr oder weniger beschädigt. Die Zeitungen hatten zwei Tage lang Stoff für sensationelle Artikel.
    Aber durch diese Bombe erhielt ich die Lektion, die ich verdient hatte.
    Ich ging nach Scotland Yard, und auf dem Wege dorthin wurde mir der Sachverhalt klar. Als ich ankam, telefonierte ich an verschiedene Stellen, und gegen Mitternacht wimmelte mein Büro von Buchmachern, Geldverleihern, Spielklubbesitzern und ähnlichen Leuten. Ich mußte das Fenster öffnen, um frische Luft hereinzulassen.
    Um halb zwei in der Nacht ereignete sich dann in der Little Creefield Street ein Verkehrsunfall. Zwei Taxis waren zusammengestoßen. Scheiben klirrten, und der eine Fahrgast machte großen Spektakel. Er mußte aus dem Wagen gehoben werden. Ein Polizist blies die Alarmpfeife. Das Unglück hatte sich gerade vor Dr. Lexivells Haus zugetragen, und der Arzt schaute aus dem Fenster, um zu sehen, was passiert war. Der Polizist sagte ihm, daß der eine Herr den Fuß gebrochen und sich das Gesicht an der Scheibe zerschnitten hätte.
    »In einer Minute bin ich unten«, rief der Doktor.
    Als er gleich darauf auf der Straße erschien, stand ein halbes Dutzend Leute um den Mann herum, der auf dem Boden lag., Zwei Leute traten zurück, um ihm Platz zu machen, dann packten sie ihn von allen Seiten.
    Der Polizeipräsident sagte, es wäre eine etwas theatralische Aufmachung für eine Verhaftung gewesen, aber ich wurde gerechtfertigt, als wir den Arzt durchsuchten. Er hatte eine Browningpistole in der Hüfttasche und nicht einmal die Vorsichtsmaßregel ergriffen, die Waffe zu sichern. In seiner Wohnung fand ich später noch mehrere Handgranaten. Diese Episode spielte sich kurz nach dem Krieg ab. Dr. Lexivell war an der Front gewesen und hatte ein ganzes Arsenal tödlicher Waffen gesammelt.
    Alle diese Maßnahmen wären nicht nötig gewesen, wenn ich ihm
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