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0636 - Das Blut der Schwarzen Priester

0636 - Das Blut der Schwarzen Priester

Titel: 0636 - Das Blut der Schwarzen Priester
Autoren: Jason Dark
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Frau erschlagen. Seit dieser Zeit hieß das kasernen- und blockartige Haus nur das Grab.
    Lange Flure, viele Türen, verteilt über mehrere Etagen. Das war lebensfeindlich, und doch drängten sich zu viele Personen in der Kaserne. Die meisten waren froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Wer hier wohnte, hatte es schon halb geschafft.
    Wie Britta, der Gruftie aus Germany. Ein Girl, das in seiner Heimat nur angemacht worden war.
    Dort hatten die Leute kein Verständnis für eine Person gehabt, die sich trotz ihrer guten Abiturnote entschlossen hatte, einen anderen Weg zu gehen. Den unkomplizierten, den der Freiheit, und die konnte sie in London durchaus genießen. Trotz aller Kritik gehörte London zu den tolerantesten Städten der Welt. Da war die Stadt wie ein gewaltiges Auffanglager, wo sich auch Trends entwickeln konnten, sei es nun in der Mode, der Musik oder im Wohn-Design, mit dem sich Britta beschäftigen wollte.
    Das würde noch dauern, denn seit einem halben Jahr lebte sie in einer Wohngemeinschaft mit fünf anderen Typen zusammen, verteilt auf zwei große Zimmer.
    Rick Morano kannte alle. Die Fünf hatten vor, eine Band zu gründen, und sie waren in dieser Nacht unterwegs, um in einer Szene-Disco zu spielen, weil sie dort frei essen und trinken hatten.
    Britta war allein zurückgeblieben und wartete auf ihren Bekannten. Der Flur war widerlich lang. Er roch ebenso, und Rick durchwanderte ihn so schnell wie möglich.
    Er schaute hoch zur Decke, wo es einmal Lampen gegeben hatte. Wenn jetzt jemand Licht haben wollte, musste er Kerzen anzünden. Rick war nicht zum ersten Mal hier, er kannte sich auch ohne Licht aus. Ihn ärgerte nur, dass er fast bis zum Ende des Flurs gehen musste.
    Hinter den einzelnen Türen vernahm er die unterschiedlichsten Geräusche.
    Mal echte Stimmen, dann wieder welche, die aus einem TV-Apparat drangen.
    Geschrieen wurde oft, auch lustvoll, sodass Rick grinsen musste und daran dachte, die Gelegenheit zu nutzen, wo er mit Britta allein war, denn prüde war sie nicht.
    Auch ein Gruftie wollte Spaß haben…
    Vor der zweitletzten Tür blieb er stehen. Kommen sehen hatte ihn keiner. Er klopfte dreimal gegen das Holz, das früher einmal anders ausgesehen haben musste. Jetzt war die Farbe abgeblättert. Ein paar braune Lacksplitter klebten noch dort, das war alles.
    Britta hatte auf ihn gewartet. Sie öffnete sehr schnell und nur so weit, damit Rick durch den Spalt schlüpfen konnte.
    Seine Kleidung roch nach feuchtem Schmutz. Er hatte die Gerüche des Eastend eingefangen. Die graue Jeans zeigte nasse Flecken von den Oberschenkeln bis über die Knie.
    »Hi, du bist pünktlich.«
    »Bin ich immer.« Er trat in den Raum und damit auch in das Kerzenlicht.
    Verändert hatte sich nichts. Noch immer gab es die alten Stühle, den halb kaputten Tisch mit der von Messerstichen aufgerauten Platte und den kleinen Container, der dort stand, wo die Bewohner ihre alten Koffer und Rucksäcke mit ihren Habseligkeiten abgestellt hatten. Auf dem Container brannten die Kerzen.
    Sieben waren es insgesamt. Sie sorgten nicht nur für Licht, auch für etwas Wärme, denn eine Heizung gab es nicht. Wer hier wohnte, durfte nicht empfindlich sein.
    Die Tür zum zweiten Raum hatte Britta nicht geschlossen. In dieser Kammer lagen die Matratzen, wo die Mitglieder der Wohngemeinschaft schliefen. Dort befand sich auch eine Waschgelegenheit, allerdings nicht mehr als ein Becken.
    Toiletten gab es auf den Fluren, enge Verliese, oft widerlich schmutzig.
    Der Kerzenschein veränderte zwar ihr Gesicht, aber Britta sah aus wie immer. Leicht grün geschminkte Lippen, die Augen schwarz umrandet, auf der Stirn ein mit schwarzer Tinte gemaltes Pentagramm, dünnen Drahtschmuck an den Ohren, geformt zu Kreisen, Halbmonden und zackigen Sternen. Die Hose bestand aus schwarzem Samt, der Pullover zeigte ein tiefes Grau, und nur die Haare ließ sich Britta nicht färben. Sie standen wie die Zinken zahlreicher Kämme in die Höhe und wirkten als helle Bürste.
    Ihr Gesicht war schmal. Trotz ihrer neunzehn Jahre hatte es noch einen leicht kindlichen Ausdruck, aber die Augen strahlten bereits den Blick einer Wissenden ab.
    »Alles klar?«, fragte Rick.
    »Klar, die anderen sind weg.«
    Er deutete nickend zur offenen Tür. »Sollen wir uns so lange…?«
    »Wir müssen warten.«
    »Weshalb?«
    »Da turnen noch zu viele Typen in den Kellerräumen herum. Die sind mir unsympathisch. Aber das kennst du ja. Sie verschwinden oft wie
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