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0588 - Das Ding aus dem Koffer

0588 - Das Ding aus dem Koffer

Titel: 0588 - Das Ding aus dem Koffer
Autoren: Jason Dark
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ich für die Geiseln!« schrie er in die Leere des Bahnhofs hinein.
    »Wollen Sie denn Geld?«
    »Nein!«
    »Was dann?«
    »Nur fahren, immer nur fahren. Ich werde es euch zeigen, das verspreche ich euch!« Er zerrte die Geisel vom Fenster weg und ging selbst auch in Deckung.
    Vor einem Mädchen hockte er sich hin, geduckt und etwas zur Seite gelehnt. Die Mündung seiner Maschinenpistole befand sich in ständiger Bewegung.
    Auf dem Bahnhof war es still geworden. Kein einziger Zug fuhr mehr ein. Über Telefon und Funk waren sie gestoppt worden. Leer glänzten die Schienenstränge im kalten Kunstlicht. Nur den toten Bahnbeamten hatte noch niemand weggeschafft. Nach wie vor lag er in seinem Blut. Ein schauriges Mahnmal.
    Keine der jugendlichen Geiseln redete. Die jungen Männer und Mädchen hockten angstvoll zusammen. Manche bewegten die Lippen, als sie lautlose Gebete sprachen. Andere starrten zu Boden.
    Ein Junge weinte lautlos.
    Nur Boone hatte seinen Spaß. Ab und zu lachte er auf, wurde aber wieder ernst, wenn er über sein Gesicht tastete, dort die Haut zusammendrückte und sie dann wegzog, wobei er weitere nässende Wunden hinterließ. Dann fluchte er jedes Mal, schaute sich wild um wobei die Geiseln seinen Blick mieden.
    Quälend langsam für die einen und viel zu schnell für die anderen verging die Zeit. Zwei Minuten, 120 Sekunden, die konnten verdammt lang werden, wenn man wartete.
    Terry Boone schaute immer öfter zur Uhr. Er zählte leise mit.
    »Noch zehn Sekunden«, sagte er plötzlich und mit lauter Stimme.
    »Wer von euch will zuerst sterben? Los, Freiwillige vor!«
    In diesem Moment spürten sie alle, wie ernst es diesem menschlichen Monstrum war. Es rührte sich niemand. Im Gegenteil, die Jungen und Mädchen versuchten, sich noch enger in die Sitze zu drücken.
    Boone stand auf. Aus den beiden Wunden in seinem Gesicht tropfte Flüssigkeit. Als helle Streifen rann sie in Richtung Hals.
    »Die Zeit ist um!« sagte er.
    Da ertönte ein Pfiff. Schrill durchbrach er die trügerische Stille auf dem Bahnsteig. Im nächsten Augenblick durchfuhr ein leichter Ruck den Zug, dann noch einer, und plötzlich fuhren sie.
    Boone lachte. »Na also«, sagte er, »es geht doch.« Er nickte. »Ich wünsche uns allen eine gute Fahrt. Und noch etwas, Freunde. Garantieren kann ich für nichts. Schaut mich an, ich bin zwar super, aber das vergeht, und ich werde bestimmt den Punkt erreichen, wo ich nicht mehr weiß, was ich tue…«
    Die Geiseln wurden grau vor Angst…
    ***
    Schon im Gang erfuhren wir, was geschehen war. Auf einer Trage lag der verletzte Lokführer. Ein hoher Bahnbeamter wollte ihm folgen, wurde von mir zurückgehalten, und ich sorgte dafür, dass er mich mit brandneuen Informationen fütterte.
    Suko und ich erfuhren, dass sich die Geiseln im zweiten Wagen hinter der Lok befanden.
    »Und wer fährt sie?« fragte ich.
    »Wir müssen einen bestimmen, Sir. Wir haben nicht mal zwei Minuten.«
    »Dann tun Sie das, verdammt! Noch was: Mein Kollege und ich werden ebenfalls im Zug sein.«
    »Was? Aber…«
    »Kein Aber.«
    Suko stand schon auf der Treppe und winkte mir zu. Geduckt schlichen wir die breiten Stufen hoch und blieben auch in dieser Haltung, als wir den Bahnsteig erreichten.
    Wir hatten ihn auf der anderen, den Geiseln entgegengesetzten Seite betreten und hofften, dass wir beide ungesehen in den ersten Wagen gelangen konnten.
    Lautlos tauchten Suko und ich in den Schienengraben. Im Entengang bewegten wir uns weiter.
    Ich riskierte einen Blick auf den zweiten Wagen. Das Innere war erleuchtet. Ab und zu erschien der Kopf einer Geisel, war sofort wieder verschwunden, so dass sich uns keine Chance zum Eingreifen bot.
    Terry Boone, dachte ich. Zu was war dieser Mann degeneriert?
    Ich erinnerte mich wieder an Quinn, der sich die Haut hatte vom Gesicht lösen können.
    Ob es Boone ähnlich erging?
    Vor mir bewegte sich Suko und erreichte die schmale Wagentür auch als erster. Ich hätte mich gefreut, wenn sie offen gewesen wäre. Leider war das nicht der Fall.
    Suko streckte den Arm und bekam die Klinke zu fassen. Sehr vorsichtig drückte er sie nach unten. Wir wollten jedes unnötige Geräusch vermeiden.
    Es kam, wie es kommen musste. Das Ding klemmte. Suko zog zweimal, dann hatte er die Tür offen, die leider quietschte, so dass wir befürchten mussten, gehört zu werden.
    »Rein!« zischte ich.
    Er kletterte in den Wagen, ich betrat das Trittbrett ebenfalls, dann ertönte schon der Pfiff. Sehr laut und
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