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0568 - Drachen-Rache

0568 - Drachen-Rache

Titel: 0568 - Drachen-Rache
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hinauf. Früher war sie zu Fuß gegangen, später hatte sie sich ein kleines Auto gekauft; man wurde ja nicht jünger und der Berg nicht flacher.
    Sie war allerlei Überraschungen gewohnt. Oft genug gab es Gäste, die von einem Moment zum anderen auftauchten und dann ebenfalls verköstigt werden mußten. Manchmal drohte auch Gefahr - meist rief dann aber Raffael an und befahl ihr, erst einmal zu Hause zu bleiben. Das Château selbst war zwar durch Weiße Magie geschützt, nicht aber die Umgebung.
    Eine Überraschung wie diese hatte die Köchin allerdings noch nicht erlebt.
    Darauf aufmerksam wurde sie durch eine Bewegung, die sie am Dach des Hauptgebäudes zu sehen glaubte. Ganz kurz nur; ein grünlich-brauner Schatten, der auf der anderen Dachseite verschwand.
    Aber diese Bewegung, dieser Schatten, konnte auch eine Täuschung gewesen sein.
    Keine Täuschung war jedoch, daß auf einem der Türmchen eine waghalsige Konstruktion emporragte, scheinbar aus Besen zusammengebastelt. An dieser Konstruktion hingen allerlei Stoffstücke schlaff in der Windstille. Bei näherem Hinsehen erkannte Madame Claire Damen- und Herren-Bekleidung.
    Mit etwas Fantasie ließ sich diese befremdliche Anordnung als eine Art Mast-Konstruktion deuten, bei der die diversen Textilien wie Segel angebracht waren.
    »Jetzt muß wohl jemand da oben endgültig übergeschnappt sein«, verfiel Madame Claire ins Selbstgespräch.
    Kopfschüttelnd startete sie wieder den Wagen und brachte das letzte Stück Weges hinter sich.
    »Die spinnen, die Dämonenjäger«, murmelte sie zutiefst überzeugt.
    ***
    Sobek eilte dorthin, wo er die Regenbogenblumen wußte. Er hatte längst mitbekommen, daß diese Blumen ein magisches Transportmittel darstellten. Die Unsichtbaren benutzten die Blumen ständig, um von einem Ort zum anderen zu gelangen.
    Sobek bedauerte, daß es in seiner Welt diese Blumen nicht gab.
    Zu gern hätte er sie benutzt, um in seine Heimat zurückzukehren, nachdem der Materietransmitter zerstört worden war. Dabei ahnte Tharrok von den Sümpfen nicht einmal, daß es seine ganze Welt nicht mehr gab und daß sein Volk auf dem Silbermond eine neue Heimat gefunden hatte. Der Kampf, den er und die anderen Priester der Kälte geführt hatten, war längst verloren. [3]
    Er wußte auch nicht, daß er um tausend Jahre zu weit in die Zukunft geraten war, als er damals versuchte, aus der Vergangenheit des alten Ägypten in seine Gegenwart zurückzukehren. Wer hätte es ihm auch sagen sollen?
    Und ihm selbst fehlten die Vergleichsmaßstäbe, zumal die Entwicklung in der Welt Ägyptens nicht mit der in der Echsenwelt synchron verlief. Die Zeitebenen besaßen unterschiedliche Geschwindigkeiten. Die ständige Entropie-Erhöhung der Echsenwelt sorgte dafür, daß auch der Zeitstrom ständig entropischer und chaotischer wurde.
    Doch das alles berührte ihn nicht mehr. Er war nicht mehr Tharrokk.
    Er war Sobek!
    Und er mußte sich so weit wie möglich von den Unsichtbaren entfernen.
    Vor ihm tauchten die Regenbogenblumen auf. Große, wunderschöne Blumen, mannshoch aufragend, und ihre Blätter schimmerten in allen Farben des Regenbogenspektrums, je nachdem, aus welcher Perspektive man sie betrachtete. Wundervolle Zauberblumen.
    Als Sobek zwischen sie trat, hatte er kein besonderes Ziel. Er wollte nur fort von seinem jetzigen Aufenthaltsort. Er hatte einen Unsichtbaren getötet. Über kurz oder lang würde der Leichnam entdeckt werden. Dann würden die anderen Unsichtbaren ihn jagen.
    Sie würden seine Feinde sein.
    Unter anderen Umständen hätte es ihn nicht einmal sehr gestört. Götter pflegten ihre Feinde zu vernichten. Hier aber war es anders.
    Die Unsichtbaren und er hatten nämlich einen gemeinsamen Gegner - die Sternfremden.
    Um sie ging es.
    Er lachte meckernd auf. Seine Kiefer mahlten gegeneinander.
    Plötzlich dachte er an den Mann, der vor - für Tharrokk nur - tausend Jahren versucht hatte, seine Plane zu durchkreuzen. Er sah ihn vor sich.
    Er trat zwischen die Regenbogenblumen.
    Und von einem Moment zum anderen befand er sich an einem anderen Ort…
    In einem Kellergewölbe, unter dessen Kuppeldach eine künstliche Sonne schwebte und die Regenbogenblumen mit ihrem Licht überschüttete…
    Daß dieser Ort Château Montagne genannt wurde, wußte Sobek nicht. Niemand hatte es ihm gesagt.
    ***
    Nicole blieb in der Küchentür stehen.
    »Was, beim Grollschweif der Panzerhornschrexe, ist das?« entfuhr es ihr entgeistert.
    Irgendwie roch alles ein wenig
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