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0555 - Consuelas bitteres Sterben

0555 - Consuelas bitteres Sterben

Titel: 0555 - Consuelas bitteres Sterben
Autoren: Jason Dark
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Tränenwasser, eine alte Frau, gleichzeitig ein von den Sternen gekommenes Monstrum, das sich übernommen hatte.
    Ihre nochmalige Rückkehr mußte in einem Anfall von Verzweiflung geschehen sein und war auch nicht richtig vorbereitet gewesen.
    Sie hatte Janes Doppelexistenz in sich aufgesaugt. Das mußte für sie der Anfang vom Ende gewesen sein.
    Consuela rutschte ab.
    Ich griff nach, doch unter meinen Händen bröselte die Schulter zusammen. In der Kleidung fand sich nur Asche oder bleich glänzender Staub, aus dem sie zusammengepreßt worden war.
    Sie sank zu Boden, kippte noch zur Seite und blieb auf ihrem breiten Messer liegen.
    Mit unbeweglichem Gesicht schaute ich auf Consuela. Sie erinnerte mich an eine Puppe, deren Glieder jemand in bestimmte Winkelformationen zurechtgerückt hatte.
    Noch einmal hob sie den Arm.
    Es war der rechte. Sie bewegte die Finger, suchte nach Halt. Noch während sie die Finger krümmte, fielen sie ihr ab. Als Sternenstaub rieselten die Reste zu Boden.
    Ich hörte Schritte.
    Aus dem Nebel lösten sich vom Haus her kommend drei Gestalten. Lady Sarah, Jane und Suko.
    Sie bekamen die letzten Sekunden der Sternen-Prinzessin noch mit. Von ihr blieb nichts mehr übrig, bis auf den Kopf.
    Aber der zeigte kein normales Gesicht mehr, sondern eine Skelettfratze, wie sie Jane Collins einmal getragen hatte. Jetzt glaubte ich auch daran, daß der Fluch gelöscht worden war.
    Das breite Messer, die Gestalt der Consuela – alles war für uns nur mehr eine schreckliche Erinnerung. Nur der Schädel blieb als makabres Dokument liegen.
    Ich wollte ihn mit dem Kreuz zerstören, doch Suko hatte eine andere Idee. Seine Dämonenpeitsche war längst entrollt. Er drückte Jane den Griff in die Hand. »Mach du es!«
    Zögernd trat sie vor und schaute mich an. »Soll ich?«
    »Ja, Jane. Rechne mit deinem zweiten Ich, mit dem Bösen, dem Grausamen ab.«
    Sie hob die Peitsche. Ihr Gesicht wirkte, als hätte es jemand in den Nebel hineingemeißelt.
    Sie schlug zu.
    Drei Riemen schauten aus dem Griff der Peitsche hervor, und drei Riemen trafen auf.
    Durch die Wucht sprang der Schädel in die Höhe, als wollte er vor uns flüchten. Er fiel wieder zurück und zerbrach in mehrere Stücke, die Suko und ich zertraten.
    Jane schaute uns zu. Sie hielt die Peitsche in der Hand. Die nach unten hängenden Riemen berührten den Boden. Ich ging zu ihr und sagte leise:
    »Irgendwie mußt du der Sternen-Prinzessin sogar dankbar sein.«
    »Du wirst es kaum glauben, John«, gab sie flüsternd zurück, und nur ich konnte sie hören. »Das bin ich sogar…«
    ***
    Der neue Tag!
    Sehnsüchtig hatten wir das Hellwerden erwartet. Die letzten Stunden waren noch voller Zweifel gewesen, und wir hatten eine Jane Collins erlebt, die vor Aufregung kaum sprechen konnte. Noch bestanden Zweifel, es gab keine hundertprozentige Sicherheit, die würde uns erst die Helligkeit bringen.
    Uns kam es sogar wie ein kleines Wunder vor, daß der Nebel sich zurückzog. Noch vor Aufgang der Sonne löste er sich auf. Der Wetterbericht sagte uns einen strahlenden Herbsttag voraus. Wir waren gespannt, ob die Leute diesmal recht behielten.
    Sie irrten sich nicht.
    Die Sonne ging auf, und wir hörten einen Schrei aus der ersten Etage, wo Janes Zimmer lag. In der letzten Stunde hatte sie allein sein wollen. Das war von uns respektiert worden.
    So rasch wie möglich hetzten wir hoch. Sogar Lady Sarah hielt mit.
    Nicht nur die Tür stand offen, auch das Fenster.
    Und davor stand Jane. Die Arme hatte sie ausgebreitet, sie wandte uns den Rücken zu, schaute in das etwas grelle Licht der aufgehenden Sonne, hörte meinen Ruf, drehte sich um – und…
    Wir schrien vor Freude.
    Vor uns stand kein menschliches Monster mehr wie sonst. Dafür eine Jane Collins, wie wir sie von früher her kannten.
    Befreit von diesem schrecklichen Fluch.
    Was nun folgte, war unbeschreiblich. Jane weinte, lachte und jubelte in einem. Noch nie zuvor hatte ich einen Menschen erlebt, der sich dermaßen freute.
    Wir gönnten ihr diese Freude von ganzem Herzen. Lange genug hatte sie mit einer unerträglichen und menschenunwürdigen Qual leben müssen. Das war nun vorbei.
    Dank einer Person, die langsam und qualvoll gestorben war, Consuela, die Sternen-Prinzessin.
    Eines war sicher: Keiner von uns würde sie jemals vergessen können. Und auch nicht ein Junge namens Kevin Long, der sein Leben lang immer zehn Jahre älter aussehen würde, als er tatsächlich war…
    ENDE des Zweiteilers
    [1] Siehe
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