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0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens

0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens

Titel: 0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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Menschen nicht in den Häusern. Sie bewegten sich draußen, sie redeten miteinander, sie tranken und hatten Spaß.
    Wendy war hier bekannt. Sie wurde des öfteren angesprochen und gab nur knappe Antworten.
    Froh war sie erst, als der kühle und etwas dunkle Hausflur sie verschluckt hatte. Vor der Treppe atmete sie tief durch. Der Schweiß lag jetzt kühl auf ihrem Gesicht.
    Mit etwas müden Beinen stieg sie hoch in die zweite Etage, wo sie mit ihrer Mutter wohnte. Mrs. Lakeman war seit fünf Jahren von ihrem Mann geschieden, der irgendwo in der Welt herumreiste und von Gelegenheitsjobs lebte. Geld jedenfalls schickte er keines. Da war es gut, daß Wendy einen Job hatte und ihre Mutter dreimal in der Woche bei einem Privatmann abends putzen ging.
    Auch an diesem Tag war sie nicht da. Wendy wußte es. In der Wohnung fröstelte sie, nicht weil es kühl war. Ihr behagte die Atmosphäre nicht. Zudem waren die Rolladen heruntergelassen worden.
    Da ihre Mutter rauchte, hing der kalte Geruch der Zigaretten zwischen den Wänden. Wendy betrat die Küche. Auf dem Ofen stand das Essen vom Mittag. Sie würde es sich nicht aufwärmen, weil sie einfach keinen Hunger verspürte. Das Mädchen fühlte sich matt, ausgelaugt und dennoch innerlich aufgeputscht. Eine ungewöhnliche Mischung.
    Im schmalen Bad schaute sie in den Spiegel und fand, daß sie schlecht aussah. Sie löste die Spange aus dem Haar, so daß die als Pferdeschwanz zusammengehaltenen Locken etwas länger in den Nacken fielen. Das Haar hatte eine aschblonde Farbe. Mit ihrem Gesicht war Wendy zufrieden. Sie besaß zwar kein perfektes Aussehen, aber man konnte sie als leidlich hübsch bezeichnen. Helle Augen, ein kleines Kinn und die etwas lange, nach oben gebogene Nase.
    Wendy zog ihre Sachen aus. Sie waren durchgeschwitzt.
    Dann stellte sie sich unter die Dusche. Erst heiß, dann warm, zum Schluß kalt.
    Es tat ihr gut. Erfrischt trocknete sie sich ab und schlüpfte in saubere Kleidung. Ein dunkler Pullover, dazu helle Jeans aus leichtem Stoff, das war genau die richtige Kleidung.
    Als sie das Bad verließ, fühlte sie sich wieder müde. Wendy ging in ihr Zimmer.
    Sie schwärmte für Michael Jackson. Von diesem Gigastar sammelte sie, was sie bekommen konnte. Besonders stolz war sie auf ein Originalautogramm. Er hatte es auf eine Postkarte geschrieben, die, unter Glas gelegt, einen Ehrenplatz zwischen all den Postern an den Wänden bekommen hatte. Die Motive zeigten immer nur den Superstar Michael.
    Das Bett kam ihr vor wie eine Verlockung. Es war eine Liege. Auf ihr lag noch die dunkelrote Tagesdecke. In der Mitte stand ein weißer Teddy, ein Andenken ihrer Kinderzeit. Noch heute hing Wendy an diesem Stofftier, sie liebte es nahezu.
    Bevor sie sich auf die Liege setzte, öffnete sie das Fenster.
    Die Sonne schien zwar in den Raum, aber die Strahlen glitten an ihr vorbei. Wo das Bett stand, befand sich die dunklere Ecke des Zimmers. Sie setzte sich auf die Liege und kippte fast automatisch zurück. Wendy bog den Rücken durch. Es tat unheimlich gut, sich hinzulegen. So würde sicherlich auch die Anspannung von ihr weichen.
    Vielleicht fiel sie sogar in einen Schlaf. Ihre Mutter würde sowieso nicht vor 22 Uhr erscheinen, dann ging es ihr sicherlich besser.
    Wendy hatte sich noch nicht zu einem Entschluß durchringen können, ob sie ihrer Mutter die Wahrheit erzählte oder nicht. Mrs. Lakeman war eine relativ ängstliche Person. Sie hätte sich nur unnötig Sorgen um ihre Tochter gemacht, die letztendlich auch begründet waren, wie Wendy selbst zugeben mußte.
    Automatisch streichelte sie mit der linken Hand über das Stofffell des neben ihr liegenden Teddys. Wenn er neben ihr lag, fühlte sie sich irgendwie beschützt, doch an diesem Tag wollte das Gefühl einfach nicht aufkommen. Wendy hatte den Eindruck, als würde in ihrem Innern ein Motor arbeiten, der sich einfach nicht abstellen ließ.
    Die Geschehnisse des Tages rollten in ständigen Wiederholungen vor ihrem geistigen Auge ab. Immer wieder erinnerte sie sich an bestimmte Szenen und besonders an die in der alten Turnhalle, die als Falle für John Sinclair gedacht war.
    Es hatte nicht geklappt, Wendy war froh darüber gewesen. Wie es nun weiterging, wußte sie auch nicht, konnte sich aber vorstellen, daß sie noch nicht aus dem Schneider war.
    Der Straßenlärm drang nur mehr als dumpfe Geräuschkulisse an ihre Ohren. Sie hatte sich daran gewöhnt. Es war auch der Zeitpunkt gekommen, wo sie die Geräusche nicht mehr
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