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051 - In den Katakomben des Wahnsinns

051 - In den Katakomben des Wahnsinns

Titel: 051 - In den Katakomben des Wahnsinns
Autoren: Larry Brent
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sie in das Gewölbe und legte sie auf eine
Bahre, die in einer Nische stand.
    Nur sein Atem war zu hören und seine dumpfen Schritte, die hohl durch die
Finsternis hallten.
    Mit verschlossenem Gesicht ging er auf die vorderste Tür zu.
    Henry Fonds Gesicht spannte sich, als würde ihn eine eiskalte Dusche
treffen.
    Sekundenlang verhielt er im Schritt, dann erst drückte er die kalte
Bronzeklinke herunter.
    Er betrachtete den langen, dunklen Raum. Eine Gestalt kam auf ihn zu,
lautlos, gebückt, und streckte ihre Hand aus.
    Hinter einem dichten Schleier aus langen, krausen Haaren, die über dem
Gesicht der merkwürdigen Gestalt wuchsen, wurde ein leises, kicherndes Lachen
hörbar.
    Ein nackter Frauenarm streckte sich dem Ankömmling entgegen, als sollte er
begrüßt werden.
    Wie aus weiter Ferne vernahm Henry Fond jetzt die unheimlichen Geräusche,
ein gequältes Stöhnen oder Wimmern, einen unterdrückten Aufschrei, ein
hässliches, grelles Lachen, das urplötzlich wieder verhallte, als wäre es nie
gewesen ...
    Henry Fond erschauerte nicht, und er fürchtete sich auch nicht. Er kam
täglich hierher ...
     
    ●
     
    Am nächsten Morgen hielt ein funkelnagelneuer Austin vor der Praxis Dr.
Henry Fonds.
    Der Psychotherapeut praktizierte hier seit anderthalb Jahren, zuvor war er
in Glasgow gewesen. Niemand wusste eigentlich so recht, weshalb er die
Großstadt mit Alness vertauscht hatte. Einige böse Zungen behaupteten, dass er
nur für die High Society Schottlands und Englands zuständig war, die zu ihm
kam, ob er nun in Glasgow wohnte oder hier in dieser abseits gelegenen Stadt.
    Etwas war tatsächlich daran.
    Doch hatte man auch beobachten können, dass Dr. Henry Fond immer öfter
Patienten annahm, die keineswegs über einen großen Geldbeutel verfügten.
    Der Mann, der den Austin vor dem Tor des großen, dreistöckigen Hauses
parkte, in dem Fond fast völlig allein lebte, hieß Stuart White. Vor Jahren
noch ein erfolgreicher Warenhausdetektiv, hatte er sich eines Tages selbständig
gemacht und besorgte nun Informationen auf eigene Rechnung.
    White war neunundzwanzig Jahre alt, sportlich und schlank. Er bevorzugte
dunkelblaue und dunkelgraue Anzüge, zu denen er immer recht ausgefallene
Krawatten trug.
    White warf einen Blick zu dem düsteren, zurückgebauten Wohnhaus. Hinter den
Fenstern der Dachwohnung glaubte er für den Bruchteil eines Augenblicks die
Umrisse einer dunklen Silhouette zu sehen.
    Seine Recherchen hatten ergeben, dass Fond die oberste Wohnung an eine
alte, alleinstehende Frau vermietet hatte. Sie sollte einen sehr merkwürdigen
Lebenswandel führen. Sie ernährte sich nur vegetarisch und von einer
Vitaminpaste, die sie aus Kräuterauszügen selbst bereitete.
    Man sah diese Frau, die das Leben eines Yogis führte – sie war zwölf Jahre
lang durch Indien gereist – niemals in der Öffentlichkeit. Sie war schon Mitte
Siebzig, sollte aber zwanzig Jahre jünger aussehen. Sie führte einen ruhigen,
gesunden Lebenswandel, und White hatte herausgefunden, dass manchmal Frauen zu
ihr kamen – sehr junge Vertreterinnen ihres Geschlechtes –, um sich mit ihr zu
unterhalten. Die alte Blanche, wie sie hieß, sollte hochgeistige Gespräche
führen. Die Unterhaltung, die sie mit ihren jugendlichen Gästen pflegte, war so
kompliziert, dass ein Außenstehender kaum mitkam. Der junge Detektiv näherte
sich der Haustür.
    Ein junges Mädchen im weißen Kittel öffnete.
    »Guten Morgen«, sagte sie freundlich.
    Sie sah entzückend aus. Sie trug das seidig schimmernde, hellblonde Haar in
zwei ungeflochtenen, dicken Zöpfen, die lustig an ihr aussahen. White pfiff
leise durch die Zähne.
    »Wenn ich Sie sehe, dann kriege ich direkt Lust, mich behandeln zu lassen.
Können Sie mir keinen Komplex empfehlen?« Er grinste von einem Ohr zum anderen.
Stuart White wusste, dass er gut aussah, und seine Erfolge bei den Frauen gaben
ihm recht. Er hätte an jedem Finger zehn haben können, aber er genoss sein
Junggesellenleben. Helen Carter sah ihn mit einem Unschuldsblick an.
    »Vielleicht kann Dr. Fond Sie wirklich behandeln«, entgegnete sie leise.
Ihre Stimme klang so sexy, wie die junge Dame aussah, und White musste sich
dazu zwingen, ihr in die Augen zu sehen und nicht auf den provozierenden
Ausschnitt, der ihre beiden Brüste nahezu bloßlegte. »Ich glaube, Sie leiden an
übermäßigem Selbstbewusstsein«, fuhr sie fort. Sie zeigte zwei Reihen
blitzsauberer Zähne.
    »Fein, dann führen Sie mich mal zu Ihrem Doktorchen.
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