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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee
Autoren: Karl May
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wollt mit mir sprechen, Sir? Kann ich Euch einen Gefallen erweisen?“
    „Einen sehr großen“, antwortete der Deutsche.
    „So sagt, welchen!“
    „Erlaubt mir, Euch einmal die Hand zu drücken, Sir! Das ist alles, um was ich Euch bitte. Dann will ich befriedigt gehen und Euch nicht weiter belästigen. Aber an diese Stunde werde ich mit Freuden denken all mein Leben lang.“
    Man sah seinem offenen Blick und hörte seinem Ton an, daß diese Worte wirklich aus dem Herzen kamen. Old Firehand streckte ihm die Rechte entgegen und fragte: „Wie weit wollt Ihr mit diesem Schiff fahren?“
    „Mit diesem Schiff? Nur bis Fort Gibson.“
    „Das ist doch weit genug!“
    „O, dann will ich mit dem Boot noch weiter. Ich fürchte, daß Ihr, der berühmte Mann, der noch niemals unterlegen war, mich für furchtsam haltet.“
    „Warum?“
    „Weil ich vorhin den Drink dieses sogenannten Cornels angenommen habe.“
    „O nein. Ich kann Euch nur loben, daß Ihr so besonnen gewesen seid. Freilich, als er dann den Indsman schlug, nahm ich mir vor, ihm eine scharfe Lehre zu erteilen, was ja auch geschehen ist.“
    „Hoffentlich läßt er sie sich zur Warnung dienen. Übrigens, wenn Ihr ihm die Finger steif geschossen habt, so ist's mit ihm als Westmann aus. Von dem Roten aber weiß ich nicht, was ich denken soll.“
    „Wieso?“
    „Er hat sich als wirklicher Feigling betragen, und ist doch nicht im mindesten erschrocken, als das Brüllen des Panthers erscholl. Das kann ich mir gar nicht zusammenreimen.“
    „Nun, den Reim will ich Euch machen: Es fällt mir nicht schwer, ihn fertig zu bringen.“
    „So kennt Ihr den Indianer?“
    „Gesehen habe ich ihn noch nie, desto mehr aber von ihm gehört.“
    „Auch ich hörte den Namen, als er ihn aussprach. Es ist ein Wort, bei dem man die Zunge brechen kann. Es war mir unmöglich, es mir zu merken.“
    „Weil er sich seiner Muttersprache bediente, jedenfalls um den Cornel nicht merken zu lassen, mit wem er es zu tun hatte. Sein Name ist Nintropan-hauey, und sein Sohn heißt Nintropan-homosch; das bedeutet der ‚Große Bär‘ und der ‚Kleine Bär‘.“
    „Ist's möglich? Von diesem Vater und diesem Sohn habe ich freilich schon oft gehört. Die Tonkawa sind entartet. Nur diese beiden Nintropan haben die Kriegslust ihrer Ahnen geerbt und treiben sich im Gebirge und in der Prärie umher.“
    „Ja, sie sind zwei tüchtige Kerls. Und nun werdet Ihr wohl nicht mehr denken, daß sie aus Feigheit dem Cornel nicht geantwortet haben, wie es sich eigentlich gehörte.“
    „Ein andrer Indsman hätte den Kerl sofort kalt gemacht!“
    „Vielleicht. Aber habt Ihr nicht gesehen, daß der Sohn unter seine Decke nach dem Messer oder dem Tomahawk griff? Nur als er das regungslose Gesicht seines Vaters sah, verzichtete er darauf, die Tat augenblicklich zu rächen. Ich sage Euch, bei diesen Indsmen genügt ein kurzer Blick, wo es bei uns Weißen oft einer langen Rede bedarf. Seit dem Augenblick, daß der Cornel den Indianer in das Gesicht schlug, ist sein Tod eine beschlossene Sache. Die beiden ‚Bären‘ werden nicht eher von seiner Fährte lassen, bis sie ihn ausgelöscht haben. Aber, Ihr nanntet ihm Euern Namen, den ich als einen deutschen erkannte. Wir sind also Landsleute.“
    „Wie, Sir, auch Ihr seid ein Deutscher?“ fragte Großer erstaunt.
    „Allerdings. Mein eigentlicher Name ist Winter. Auch ich fahre noch eine gute Strecke mit diesem Schiff, und da findet sich für uns beide jedenfalls Gelegenheit, uns wieder zu sprechen.“
    „Wenn Ihr Euch herablassen wollt, so soll es mir die denkbar größte Ehre sein, Sir.“
    „Macht keine Komplimente. Ich bin nicht mehr, als Ihr seid, ein Westmann, weiter nichts.“
    „Ja, aber der General ist auch nicht mehr als der Rekrut, ein Soldat nämlich.“
    „Wollt Ihr Euch in Wahrheit mit einem Rekruten vergleichen? Dann dürftet Ihr Euch nur erst kurze Zeit im Westen befinden.“
    „Nun“, meinte der Bärtige in bescheidenem Ton, „etwas länger bin ich doch schon da. Ich heiße Thomas Großer. Den Familiennamen läßt man hier weg; aus dem Thomas macht man einen Tom, und weil ich einen so gewaltigen und schwarzen Bart trage, nennt man mich den schwarzen Tom.“
    „Wie? Was?“ rief Old Firehand aus. „Ihr seid der schwarze Tom, der berühmte Rafter?“
    „Tom heiße ich, Rafter bin ich, ob berühmt, das bezweifle ich.“
    „Ihr seid es, Ihr seid es, Sir. Ich versichere es Euch mit meinem Handschlag!“
    „Nicht allzu laut,
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