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0412 - Doppelmörder für drei Stunden

0412 - Doppelmörder für drei Stunden

Titel: 0412 - Doppelmörder für drei Stunden
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ich einmäl die Anzeige sehen?«, fragte ich den Lieutenant.
    Er überlegte einige Sekunden, dann reichte er mir das Papier mit einer Pinzette. Ich las den Text und prägte ihn mir ein.
    »Wollen Sie nicht auch hinschreiben, Lieutenant?«, fragte ich herausfordernd.
    »No, überlasse ich Ihnen, Mr. Helborn. So ein Girl ist nichts für einen Cop, eher was für einen Sektvertreter.«
    Ich dachte über meine Situation nach. Ich durfte auf keinen Eall festgesetzt werden, sonst gingen alle Pläne, die wir entwickelt hatten, baden. Deshalb bot ich meinen ganzen Charme auf und sagte: »Also Lieutenant, lassen Sie mich jetzt zum Belmondo zurückbringen? Sonst schlafe ich Ihnen hier am Tisch ein. Schließlich habe ich eine lange Reise von New York nach Los Angeles hinter mir. Ich bin aber damit einverstanden, dass Sie mich anrufen, wenn Sie weitere Fragen haben sollten. Ich halte mich noch einige Tage in Hollywood auf. Wenn ich meinen Wohnort verändere, gebe ich Ihnen selbstverständlich Bescheid.«
    Es gelang mir, alle Bedenken bei O’Hara zu zerstreuen. Jedenfalls stand er auf, reichte mir die Hand und brummelte: »War interessant, Sie kennenzulernen, Mr. Helborn. Wir sehen uns gewiss wieder.«
    Der letzte Satz klang wie eine Drohung. Ich bedankte mich und verließ das rauchige Office.
    Der Officer, der wie Phil Decker aussah, brachte mich mit einem Streifenwagen zum Belmondo. Inzwischen war das Verhör der Gäste beendet. Sie standen laut diskutierend im Foyer.
    Ich trat an die Rezeption und verlangte meinen Zimmerschlüssel. Der »Spanier« war von einem älteren Mann mit Glatze und Goldrandbrille abgelöst worden. Er verlangte meinen Namen und machte einen Strich hinter eine Liste. Offenbar hatte er von der Polizei den Auftrag erhalten, die zurückkehrenden Gäste zu notieren.
    Ich nahm meinen Schlüssel in Empfang und fuhr hinauf. Durch das Schlüsselloch von Apartment 632 fiel ein Lichtstrahl. Dabei wusste ich genau, dass ich das Licht gelöscht hatte, als ich mit O’Hara das Haus verlassen hatte. Um diese Zeit war es außerdem unwahrscheinlich, dass die Zimmermädchen in den Räumen Ordnung machten.
    ***
    Ich steckte den Schüssel ins Schloss, aber die Tür war nicht abgeschlossen. Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter, öffnete die Tür und schob mich in die Diele. Um genügend Abstand zu halten, öffnete ich die Badezimmertür mit dem Fuß. Drinnen brannte ebenfalls Licht. Aber der Raum war leer. Ich sprang vor und stand im Wohn-Schlafzimmer. Auch hier war niemand zu sehen. Mit schnellen Schritten war ich am Schrank, riss ihn auf und sah nach. Ich beugte mich unters Bett. Der Besucher war bereits verschwunden.
    Er hatte sich für den Inhalt meiner Koffer interessiert. Einer war geöffnet, und der Inhalt lag auf dem Boden verstreut. Es handelte sich um einen Anzug, mehrere Oberhemden und Unterwäsche. Außerdem um Angebotslisten einer Sektfirma, die in Wirklichkeit nicht existierte.
    Ich schmunzelte, packte den Inhalt des ersten Koffers in den Kleiderschrank und leerte auch den zweiten. Er war ebenfalls geöffnet, obwohl ich beide Koffer vor dem Transport abgeschlossen hatte. Wer interessierte sich für mich? Die Detektive, der Hotelangestellte von der Rezeption? Wahrscheinlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass ich von der Polizei so schnell entlassen wurde.
    Ich verschloss die Tür von innen, duschte und löschte in meinem Apartment das Licht. Anstatt ins Bett zu fallen, ging ich zum Kleiderschrank, angelte einen Anzug vom Bügel und zog ihn an. Es gelang mir sogar, im Dunkeln die Schleife zu binden, wozu ich sonst immer zehn Minuten extra brauche. Ich warf meinen Regenmantel über. Dann schlich ich zur Tür und presste mein Ohr gegen das Holz.
    Auf dem Flur war es totenstill.
    Ich schloss auf, trat hinaus und spähte den Gang hinab. Niemand war zu sehen. Auf Zehenspitzen schlich ich mich bis zum westlichen Ende des Flurs. Ich hatte mich nicht getäuscht. Hier befand sich der Lastenaufzug. Auf der Anzeige sah ich, dass der Aufzug im achten Stockwerk steckte. Ich drückte auf den Knopf.
    Fünfundzwanzig Sekunden später verließ ich durch den Dienstboteneingang das Hotel. Die Pförtnerloge war unbeleuchtet.
    Die Abendluft in Hollywood war seidig weich und verführte zum Träumen. Aber in meinem Programm war keine Zeit für diese Art Freizeitgestaltung. Ich trabte die Hyperion Avenue bis zum Riverside Drive hinunter, ehe ich ein Taxi erwischte. Ich ließ mich zur Los Angeles Station fahren. Hier stieg
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