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04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit

04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit

Titel: 04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
Autoren: Lisa J. Smith
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und Oliver und den köstlichen Speisen. Ihr Vater, George, spielte mit der vier Jahre alten Emma, der Kleinsten, auf dem Knie Hoppe-hoppe-Reiter, während Gertrude, die Frau Mama, ihre Kinderschar mit stolzem Lächeln beobachtete. Ich saß immer am Ende des Tischs, dankbar dafür, dass auch ich dazugehören durfte. Es handelte sich um eine ganz normale Familie, die fröhlich einen ganz normalen Sonntag beschloss. Und für mich gab es nichts– nicht die feinsten Villen in San Francisco oder die glitzernden, champagnertrunkenen Bälle von New York–, was sich damit irgendwie vergleichen ließ.
    Als ich im vergangenen Herbst nach Abbott Manor gekommen war, hatte ich nur das Hemd an meinem Leib besessen und ein Pferd, das ich bei einem Glücksspiel in einer Hafenbar bei Southampton gewonnen hatte. Eine schwarze Schönheit, die mich an Mezanotte erinnerte, mein Pferd auf Gut Veritas in Virginia. Ich hatte die Stute Segreto getauft, italienisch für Geheimnis, und wir erkundeten einen Monat lang die Landschaft, bevor wir nach Ivinghoe kamen, eine kleine Stadt, die ungefähr fünfzig Meilen von London entfernt liegt. Auf der Suche nach jemandem, der Segreto vielleicht kaufen würde, schickte man mich zu George Abbott, der mir, nachdem er sich meine sorgfältig ausgedachte Leidensgeschichte angehört hatte, sowohl Geld für das Pferd als auch eine Stellung als Verwalter anbot.
    »S ie sollten sich besser beeilen«, unterbrach Mrs Duckworth meine Erinnerungen. Dann stolzierte sie aus meinem Cottage und zog die Tür mit einem Knall hinter sich zu.
    Ich warf einen hastigen Blick in den Spiegel, der über meiner schlichten Kommode hing. Dann strich ich mein braunes Haar zurück und leckte mit der Zunge über mein Zahnfleisch. Meine Reißzähne tauchten nur noch sehr selten auf, zumindest solange ich wach war. Ich hatte mir sogar angewöhnt, meine Beute mit Pfeil und Bogen zu jagen und das Blut dann in ein Glas zu gießen und es zu trinken, während ich mich am Kamin entspannte. Ich erinnerte mich daran, wie meine Freundin Lexi mich immer wieder davon überzeugen wollte, warmes Ziegenblut zu trinken, damals, als ich noch ein junger Vampir gewesen war und in New Orleans verheerende Schäden angerichtet hatte. Zu dieser Zeit hatte ich mich dagegen gewehrt und gedacht, Ziegenblut sei eine Beleidigung des wahren Geschmacks von Blut– voll, süß, menschlich.
    Wenn sie mich jetzt nur sehen könnte, dachte ich sehnsüchtig. Manchmal wünschte ich mir, sie wäre hier, vor allem in den langen, dunklen Nächten. Es wäre schön gewesen, jemanden zum Reden zu haben, und Lexi war eine echte Freundin gewesen. Aber wir hatten uns getrennt, als wir Großbritannien erreichten. Sie hatte beschlossen, auf den Kontinent zu reisen, während ich bleiben wollte, um zu sehen, was das Land zu bieten hatte. Und es war gut so. Obwohl wir in aller Freundschaft auseinander gegangen waren, hatte ich schon bemerkt, dass meine melancholische Ader sie ungeduldig machte. Ich konnte ihr das nicht einmal vorwerfen. Manchmal verlor ich mit mir selbst die Geduld und wünschte, einfach weiterziehen zu können. Ich wünschte, ich könnte mit Daisy flirten, ohne Angst, dass meine Reißzähne erschienen. Ich wünschte, ich hätte mit George über mein früheres Leben in Amerika sprechen können, ohne Angst, dass mir herausrutschte, dass ich schon während des Bürgerkriegs gelebt hatte. Und mehr als alles andere wünschte ich, ich könnte Damon aus meinem Gedächtnis löschen. Genau das war es, was ich brauchte, um nach vorne zu schauen: Ich musste für mich sein und auf eigenen Füßen stehen. Bis dann irgendein Albtraum mich in mein Elend zurückschickte.
    Aber nur wenn ich es zuließ. Ich hatte gelernt, dass Erinnerungen einfach nur Erinnerungen waren. Sie hatten keine Macht, mir wehzutun, es sei denn, ich ließ es zu. Ich hatte gelernt, dass ich Menschen vertrauen konnte. Und spät in der Nacht, wenn mein Körper von Dachsblut gewärmt war und ich dem vielstimmigen Konzert des Waldes lauschte, war ich beinahe glücklich.
    Es gab hier wenig Aufregung und Abenteuer. Was es gab– und dafür war ich dankbar–, war Routine. Die Arbeit glich der in meiner Jugend in Virginia, damals, als Vater mich dazu ausgebildet hatte, Gut Veritas zu übernehmen. Ich kaufte Vieh, überwachte die Pferde und reparierte alles, was in Ordnung gebracht werden musste. Ich wusste, dass George meine Arbeit schätzte, und morgen wollten wir sogar nach London fahren, um über die Finanzen
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