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039 - Der Griff aus dem Nichts

039 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 039 - Der Griff aus dem Nichts
Autoren: Ernst Vlcek
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ist Ben Latimer. Wie geht es immer, Ben?“
    „Danke der Nachfrage, Sergeant. Ich träume von den alten Zeiten.“
    „Siehst du schon weiße Mäuse?“
    „Was haben Sie gegen weiße Mäuse, Sergeant. Sind doch nette Tierchen.“
    Die beiden Männer lachten.
    „Was haben Sie in Ihrem Wagen?“ das war wieder der zweite Polizist. „Lebensmittel.“
    „Würden Sie den Laderaum einmal öffnen?“
    Dorian spürte, wie ihm Dorothy die Fingernägel in den Handrücken bohrte.
    „Sei doch nicht so penibel, Ed!“
    „Lassen Sie ihn doch, Sergeant. Die Ladetür ist offen.“
    Vom Führerhaus näherten sich Schritte dem Heck des Wagens, dann wurden die beiden Türen geöffnet.
    „Ist wohl ein Neuer?“ fragte Latimer. „Na ja, ich kann verstehen, daß er Langeweile hat.“ „Scheißjob“, sagte der Polizist, der beim Führerhaus zurückgeblieben war, inbrünstig.
    Durch die schmalen Zwischenräume zwischen den Kartons sah Dorian die dunkle Silhouette eines Polizisten. Eine Taschenlampe leuchtete auf, und der Polizist ließ ihren Strahl durch das Wageninnere wandern.
    „Was ist denn?“ fragte der andere Polizist vorn.
    „Ich sehe mal genauer nach“, sagte der Polizist mit der Taschenlampe und schickte sich an, in den
    Laderaum zu klettern.
    In diesem Augenblick tauchten zwei Scheinwerfer auf. Reifen quietschten, und dann setzte ein wüstes Hupkonzert ein.
    „He, was ist da vorn los?“ ertönte eine wütende Stimme.
    Der Polizist fluchte und schlug die Türen des Lieferwagens zu.
    „In Ordnung, Sie können weiterfahren!“ rief er.
    Dorian atmete auf, als Latimer Gas gab und davonratterte.
    „Das wäre um ein Haar schiefgegangen“, meinte er.
    Dorothy sagte nichts.
    Die Klappe zum Führerhaus öffnete sich und Latimer rief durch: „Noch mal Schwein gehabt, was? Aber jetzt werden wir vor den Polypen Ruhe haben.“
    Dorothy atmete schwer. „Wenn ich denke …“
    Sie vollendete den Satz nicht. Nach einer Weile fragte sie: „Warum sind Sie eigentlich hinter Robert her, Dorian?“
    „Das ist eine lange Geschichte“, sagte er ausweichend. „Wollen Sie sie wirklich hören? Aber ich warne Sie. Es könnte sein, daß Sie davon schlaflose Nächte bekommen.“
    „Mich kann nichts mehr erschüttern, seit ich Robert geheiratet habe.“
    „Sagen Sie das nicht, Dorothy! Es gibt auf der Welt Tausende von Roberts. Sie alle sehen aus wie ganz normale Menschen und versuchen auch diesen Anschein zu wahren. Aber wenn sie aus sich herausgehen, dann werden sie zu dem, was sie tatsächlich sind: Bestien. Sie saugen den Menschen das Blut aus, opfern bei ihren schwarzen Messen Kinder, lassen ihre Satansbrut von ahnungslosen Müttern großziehen, verzehren das Fleisch unserer Toten und schlachten Menschen, als handle es sich um Vieh. Wollen Sie darüber etwas hören, Dorothy?“
    „Auf Ihre Art sind Sie genauso pervers wie Robert“, sagte sie schaudernd, „aber Sie können mich mit Ihrer krankhaften Phantasie nicht beeindrucken.“
    „Sie haben schon recht, Dorothy“, sagte Dorian. „Etwas von dem, was Robert in sich hat, ist auch in mir. Aber glücklicherweise stehe ich auf der anderen Seite. Vielleicht ist es richtig, was die Gräfin von Lethian gesagt hat. Vielleicht stamme ich tatsächlich von den Dämonen ab. Aber ich fühle mich ihnen nicht verbunden. Ich hasse sie, wie man das Böse nur hassen kann. Robert Fuller ist ein Teil dieses Bösen, und deshalb werde ich ihn töten. Genügt Ihnen das, Dorothy?“
    Im schwachen Schein des hereinfallenden Lichtes sah er, daß sie nickte.
    „Es genügt mir“, sagte sie schaudernd. „Ich möchte nichts mehr über Ihre Beweggründe hören. Ich verstehe nichts von dem, was Sie sagen, aber es ist mir unheimlich. Geben Sie mir keine Erklärungen mehr! Es genügt mir, wenn Sie Robert töten.“
    Durch die Klappe sah Dorian, daß sie am Mount-Wilson-Observatorium vorbeifuhren und bald darauf in den Privatweg einbogen, der in den Carmelita Canyon führte. Nur noch wenige Meilen, dann waren sie am Ziel.
    „Wenn wir im Sanatorium angelangt sind“, meldete sich Latimer, „dann werde ich den Laderaum öffnen und versuchen, Goddard und seine Leute für ein paar Minuten abzulenken. Diese Zeit müssen Sie nützen, um zu verschwinden. Einverstanden?“
    „Einverstanden.“
    „Und noch ein Tip“, meldete sich Latimer noch einmal. „Wenn Sie sich nach rechts wenden, der fensterlosen Seite des Sanatoriums zu, dann kommen Sie an eine schmale Tür. Sie besitzt kein Schloß und keine
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