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0346 - In der Nachbarschaft des Todes

0346 - In der Nachbarschaft des Todes

Titel: 0346 - In der Nachbarschaft des Todes
Autoren: In der Nachbarschaft des Todes
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hinauswill?«
    »Jemand legt ihn um und versucht, an seiner Stelle die Erbschaft einzukassieren? Meinst du das?«
    »Genau. Bedenk doch, Phil: Seit zwei Jahren hat niemand diesen Mann richtig zu Gesicht bekommen. Er trägt eine Gummimaske und empfängt trotzdem niemand. Es gibt also aller Wahrscheinlichkeit nach niemandem, der genau weiß, wie eigentlich sein verstümmeltes Gesicht aussieht. Jetzt braucht sich doch nur jemand die Gummimaske aufzusetzen und zu behaupten, er wäre der verstümmelte Mann. Wer will es ihm widerlegen?«
    »Die Sache wäre natürlich gewagt.«
    »Welches Verbrechen ist eigentlich nicht gewagt?«
    »Du hast recht. Aber wie kommst du auf den Verdacht, daß sich jemand diese Erbschaft verschaffen will?«
    »Im Zwischengeschoß hat man die Leiche eines Mannes gefunden, dessen Gesicht verstümmelt ist. Und nicht weit entfernt lag die Leiche eines alten, weißhaarigen Mannes. Der Mann, von dem ich dir erzählt habe, hat einen weißhaarigen, alten Diener.«
    Phil stieß einen Pfiff aus.
    »Das hört sich an, als ob du recht hättest, Jerry. Was willst du tun?«
    »Wenn sich ein Gangsterpaar oder ähnliche liebenswerte Zeitgenossen diesen Plan ausgeheckt haben, sollten wir sie ins Schwitzen bringen. Kommst du mit? Oder mußt du unbedingt hier herumsitzen?«
    »Jeden Augenblick kann Cudwell, das Distriktsgebäude oder die Stadtpolizei anrufen wegen der Liste vom ersten März.«
    »Also gut, du Bürokratenseele. Bleib hier sitzen und stell komplizierte Gedankenexperimente an. Ich begebe mich in die Praxis, ins tägliche Leben der Kriminalbeamten.«
    Ich rümpfte die Nase, warf ihm einen scherzhaft zornigen Blick zu und fuhr eine Minute später schon mit dem Lift nach oben. Durch Zufall geriet ich in den Fährstuhl mit dem neugierigen Liftgirl.
    »Haben Sie den Gemüsegroßhändler schon?« fragte sie mich.
    »Wen?« fragte ich verdutzt zurück.
    »Na, den Burschen, der die Land-Wirtschaft mit Kartoffelkäfern ruiniert!«
    »Ach so, den! Nein, den haben wir noch nicht. Aber seine Kartoffelkäfer haben wir. Er ist also unschädlich gemacht.«
    »Warum sind Sie dann überhaupt noch hier?«
    »Sehr scharfsinnig!« gab ich anerkennend zu. »Ja, das ist die Frage. Warum bin ich eigentlich noch hier? Würden Sie mir versprechen, es keinem weiterzusagen?«
    Sie spitzte die Lippen und legte den Zeigefinger als Symbol ihrer Verschwiegenheit davor.
    »Ich fahre so gern mit Ihnen Fahrstuhl«, flüsterte ich ihr zu.
    »Puuuh!« rief sie und blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Sie sind ein notorischer Lügner. Ich werde Sie mit Verachtung strafen.«
    »Reizend«, sagte ich, denn ihre Verachtung bestand aus einem freundlichburschikosen Lächeln. »Dann verraten Sie mir noch eins, bevor Sie mich endgültig verstoßen: Wo wohnt Mister Lancashire? Sie wissen schon, der arme Mann, der sich seit seinem Unfall nicht mehr unter Menschen sehen läßt.«
    »Apartment dreiundsiebzigzehn. Das weiß jedermann vom Personal. Er tut uns allen leid. Und wir freuen uns alle mit ihm, daß er jetzt so ein großes Vermögen erbt.«
    »Haben Sie ihn schon einmal zu Gesicht bekommen?«
    »Nein! Wo denken Sie hin? Glauben Sie, ich besuche fremde Männer in ihren Wohnungen? Und heraus kommt er doch nicht!«
    »Sie könnten ihn also gar nicht erkennen, wenn Sie ihm zufällig begegneten?«
    »Doch, selbstverständlich! Er soll doch immer eine Gummimaske tragen.«
    »Ach so, ja«, murmelte ich. Ihre Antwort hatte gezeigt, wie leicht sich die Leute im allgemeinen täuschen lassen, und die Gangster wollten sich diese Erkenntnis zunutze machen. Sie war bereit, jeden für den bemitleideten Mann ohne Gesicht zu halten, der ihr in einer Gummimaske gegenübertrat.
    »Seit ein Uhr wird von unten her systematisch das Haus geräumt«, sagte sie. »Die Leute hier droben werden wohl auch bald an der Reihe sein. Vergessen Sie nicht, sich den anderen anzuschließen.«
    »Warum? Haben Sie Angst, ich könnte in die Luft fliegen?«
    Mit einem spitzbübischen Grinsen erklärte sie:
    »Was macht das für einen Eindruck, wenn G-men, statt eine Bombe zu finden, selber in die Luft fliegen?«
    »Keinen guten, vermute ich. Gut, ich werde mir Ihren Rat durch den Kopf gehen lassen. Ich habe aber nicht den Eindruck, als ob Sie ernstlich an eine Gefahr glaubten?«
    »Was kann uns schon passieren, wenn, wir so tüchtige Männer im Hause haben?« fragte sie und ließ die Türen von ihrer Kabine zurollen. Ich stand eine Minute da und machte vermutlich ein
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