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0343 - Kampf um Lady X

0343 - Kampf um Lady X

Titel: 0343 - Kampf um Lady X
Autoren: Jason Dark
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weiterhin unter Beobachtung. Über mir schien er in der Luft zu stehen, umtanzt und umquirlt von Nebelfetzen, die seine Gestalt wie durchsichtige Schleier umgaben.
    Bleich leuchtete sein Gesicht. Mein Blick wechselte. Einmal schaute ich auf die Uhr und beobachtete den Sekundenzeiger, dann warf ich wieder einen Blick in das halbverweste Gesicht der Lady X.
    Ich spürte den Druck der Erwartung und hoffte, alles richtig gemacht und nichts übersehen zu haben. Zwei Minuten waren vergangen. Noch immer hatte sich nichts getan. Auch als die dritte Minute vorbei war, sah ich keinen Menschen vom Dorf her auf das Grab zukommen. Nun wurde die Landschaft zudem durch die dünnen Nebelschleier bedeckt.
    Vier Minuten waren vorbei.
    »Ich werde allmählich ungeduldig«, rief ich zu dem kreisenden Vampir hoch. »Hängst du so wenig an Lady X, daß du dir ihre endgültige Vernichtung erlauben kannst?«
    »Sie kommen.«
    »Ich habe keinen gesehen.«
    »Aber ich!«
    »Da bin ich gespannt. Noch zwanzig Sekunden, dann ist alles vorbei, wenn du verstehst…«
    »Sie sind da!« Er hatte die drei Worte in meine Antwort hineingesagt. Ich glaubte ihm, denn als ich den Kopf drehte, sah ich die beiden Gestalten, die sich sehr schwach innerhalb der dünnen Nebelsuppe abzeichneten.
    Sie hatten den Friedhof schon hinter sich gelassen und kamen den Hang hoch.
    Soviel ich jetzt schon erkennen konnte, waren es zwei Männer.
    Aber wo steckte die Frau?
    »Du hast mich reingelegt!« rief ich Boris entgegen. »Ich will das Mädchen auch noch haben!«
    »Sie konnte nicht kommen!«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil…« Plötzlich lachte er. Schaurig, dröhnend und auch voller Triumph. Ich wußte nicht, aus welchem Grunde er dies tat, doch sehr bald bekam ich ihn zu sehen.
    Eine der beiden Gestalten war stehengeblieben und hatte den rechten Arm erhoben.
    Im nächsten Augenblick jagte sie ihn nach unten, und ich vernahm gleichzeitig die Stimme des Pfählers Marek.
    »Vorsicht, John!«
    Da ließ ich mich fallen!
    ***
    Bianca Schwarz erlebte einen Alptraum bei vollem Bewußtsein. Den beiden Vampiren war sie entkommen, mittlerweile fragte sie sich allerdings, welches Schicksal schlimmer war. Von den Blutsaugern gebissen zu werden oder in den Klauen dieses Irren zu stecken?
    Wahrscheinlich war beides gleich schlimm, denn der Krumme hatte ihr Vorschläge unterbreitet, die sie schaudern ließen.
    Sie kannte sein Ziel nicht, es mußte weiter vom Ort entfernt liegen, und so hastete er mit ihr durch die trübe Abenddämmerung, umgeben von tanzenden Nebelschwaden, die wie kalte Fingerspitzen über den Körper des Mädchens strichen.
    Sie fragte sich, woher dieser Mensch all die Kraft nahm. Wie ein Mehlsack hing sie über seiner linken Schulter. Den linken Arm hatte er gebogen und umklammerte damit ihren Körper, damit sie nicht von der Schulter zu Boden rutschte.
    So hasteten sie weiter.
    Es war ihnen niemand begegnet. Zudem hatte Bianca auch nicht zu schreien gewagt. Wenn sie das tat, würde der Krumme zu schlimmen Maßnahmen greifen, die er ihr mehrmals angedroht hatte.
    Dann lieber den Mund halten.
    Es war kalt. Sie fror und zitterte. Ihre Zähne klapperten vor Kälte aufeinander. Manchmal glaubte sie, die Füße überhaupt nicht mehr zu spüren, dann bewegte sie immer die Zehen, um den Kreislauf einigermaßen in Gang zu halten.
    Auch die Kraft des Krummen reichte nicht ewig. Nach einer Weile, sie hatten Petrila schon längst hinter sich gelassen, wurde er merklich langsamer.
    Schwer waren seine Beine. Die Schritte kosteten ihn Kraft. Er keuchte, die heftig ausgestoßenen Atemwolken vor seinen Lippen rissen nicht ab. So kam es, wie es kommen mußte.
    Als Wintek zum erstenmal leicht taumelte und Bianca vor Schreck aufschrie, blieb er stehen, beugte sich nach links über und ließ das Mädchen von seiner Schulter rutschen.
    Sie fiel auf weichen Boden. Bäume befanden sich nicht in der Nähe. Über ihr tanzte der Nebel und, vor ihr sah sie den Schatten des Krummen. Der Verwachsene hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Er stand da, keuchte und schlenkerte seine überlangen Arme, während er Bianca nicht aus den Augen ließ.
    Der Krumme war erschöpft.
    War das ihre Chance?
    Sie richtete sich aus der liegenden Stellung auf. Sofort zuckte ihr Entführer zusammen. »Bleib liegen!« keuchte er. »Bleib nur liegen, sonst vergesse ich mich!«
    Bianca lehnte sich wieder zurück. Sie hatte das Gefühl, keinen Körper mehr, sondern einen Eisblock zu haben, und mit zitternder
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