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0340 - Alvas Feuerkuß

0340 - Alvas Feuerkuß

Titel: 0340 - Alvas Feuerkuß
Autoren: Jason Dark
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Er darf auch nicht zu lange kochen, weißt du. Alles muß erhalten bleiben. Nur brodeln muß er, nur brodeln…«
    Gilmoore bekam regelrechte Schweißausbrüche, als er die Worte der Alten hörte. Er sah, wie sie sich bückte, ein Schöpfgefäß aus einem Eisenständer nahm und es in den großen Kessel tunkte. »Ja, er ist gut, der Brei«, sagte sie und lobte sich selbst. »Das habe ich hervorragend gemacht. Die Wunde wird sich schnell schließen.« Sie trat in die andere Ecke der Blockhütte, wo eine Tonne mit Wasser stand. Dort kühlte sie die Schale.
    Gilmoore hörte es zischen und sah weiße Dämpfe hochsteigen.
    Mit dem Finger rührte die Zauberfrau in dem Brei herum, bevor sie zufrieden nickte. »Es ist alles in Ordnung«, erklärte sie. »Sogar die richtige Temperatur hat er. Nichts kann jetzt noch schiefgehen, nichts.« Dabei lachte sie so häßlich, als wäre sie von ihren eigenen Worten nicht überzeugt.
    Der Schäfer rückte ein wenig zurück, als die Alte näherkam. Instinktiv fürchtete er sich vor ihr, und auch als er ihren Blick auf sich gerichtet sah, mußte er ihm einfach ausweichen.
    Gilmoore trug einen dichten Bart. Er bemerkte, daß sich die einzelnen Härchen sträubten und hielt den Atem an, so steckte er voll innerer Spannung.
    Dann zuckte er zusammen, als die Zauberfrau ihm mit einem Ruck das Tuch wegriß.
    Offen lag die Wunde vor ihr.
    Sehr genau schaute sie hin. »Muß ein feines Messer gewesen sein«, murmelte sie, bevor sie ihre Finger in den Sud versenkte und einen Teil von ihm aus dem Gefäß holte.
    Gilmoore fürchtete sich vor den klauenartigen Fingern der Frau.
    Und wunderte sich im nächsten Augenblick darüber, wie zart sie über seine Haut und die Wunde streichen konnten. Er hatte auch damit gerechnet, heißen Brei auf der Haut zu spüren, doch er irrte sich. Das Zeug, das noch bis vor kurzem über dem Feuer gekocht hatte, kühlte angenehm.
    Der Schäfer schloß die Augen. Er war jetzt doch froh, daß er Vertrauen zu Alva gehabt hatte, und er genoß es regelrecht, wie die geschickten Finger die Medizin verteilten.
    Bis zu dem Augenblick, als er den Schrei hörte.
    Es war kein menschlicher Schrei, sondern ein schrilles Jaulen, das anklagend durch die Finsternis hallte und als Echo im dichten Wald verwehte.
    »Was war das?«
    »Ich weiß es nicht, Söhnchen!«
    »Verdammt, ich…« Er wollte hoch, aber die Zauberfrau drückte ihn wieder zurück. »Bleib liegen, du …«
    Der nächste Schrei unterbrach sie. So schrill, so voller Todesangst, daß Gilmoore der kalte Schweiß ausbrach. Und plötzlich wußte er auch, wer so geschrien hatte.
    »Mein Hund!« rief er. »Verdammt, es war mein Hund…!«
    Wieder drückte ihn die Hand zurück, als er aufstehen wollte. »Ich sehe nach«, sagte Alva und ging zur Tür.
    Gilmoore, der Schäfer, bekam plötzlich schreckliche Angst…
    ***
    Er trug einen hellen Sommermantel, hielt einen dunklen Hut in der Hand und beobachtete uns durch die dicken Gläser seiner Hornbrille. Ich fand, daß Sir James müde, ausgelaugt und irgendwie erschöpft aussah. Kein Wunder, er hatte mitgelitten.
    »Guten Abend«, grüßte er, ließ sich von Sheila Hut und Mantel abnehmen, bevor er näherkam.
    In einem hellen Anzug hatte ich Sir James noch nie gesehen. Auch jetzt trug er einen dunklen. Sehr sorgfältig zog er die Hosenbeine hoch, nachdem er sich gesetzt hatte.
    »Ich bedanke mich für Ihre Einladung«, wandte er sich an Bill, der fragte, was er anbieten dürfe.
    »Wasser ohne Kohlensäure. Wie immer.«
    »Geht klar, Sir.«
    Sheila war inzwischen zurückgekommen und nahm neben dem Superintendent Platz. Nadine, die Wölfin, erschien für einen kurzen Moment in der offenen Tür, um den neuen Gast zu begutachten.
    Dann zog sie sich zurück.
    Ich beobachtete Jane Collins aus dem Augenwinkel. Sie saß steif im Sessel und erinnerte mich in diesem Moment an eine Angeklagte auf einer harten Gerichtsbank.
    Sir James bekam sein Wasser, bedankte sich durch ein Nicken und nahm einen Schluck. Der Reihe nach schaute er uns an. Auf meinem Gesicht ruhte sein Blick ein wenig länger. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, und auch die Lippen meines Vorgesetzten zuckten!
    »Zunächst einmal darf ich Ihnen sagen, wie froh ich bin, Sie gesund zu sehen. Ich habe auch schon mit Suko gesprochen. Ihm ist ebenfalls nichts passiert. Miß Perkins freut sich natürlich auch. Sie läßt sie übrigens grüßen, John.«
    Die letzten beiden Sätze hatte Sir James bewußt gesagt. Sie waren
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