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0279 - Der Zauberer von Venedig

0279 - Der Zauberer von Venedig

Titel: 0279 - Der Zauberer von Venedig
Autoren: Rolf Michael
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selbst, in seinen Tarnexistenzen nicht zu erkennen war. Wenn sich dieser schwarzhaarige Mann als Diener des Bösen bezeichnete, dann entsprach es ganz sicher den Tatsachen.
    Für die Venezianer bedeutete es jedoch, daß sie keine Chance hatten, den Kampf zu gewinnen. Sie hatten nur Waffen gegen Wesen, die sterblich sind. Sandra Jamis wußte, daß ihre Flucht vergeblich sein mußte.
    Mit weit aulgerissenen Augen sah sie, wie die fünf Männer den Fremden zugleich ansprangen und gegen eine unsichtbare Wand prallten. Wie von der Faust eines Giganten getroffen wurden sie zurückgeschleudert und schlugen auf das unregelmäßige Pflaster auf.
    Und dann schlug der Höllensohn zu. Die Venezianer wurden von unsichtbaren Gewalten emporgezerrt und schwebten in Richtung des Bacino Orseolo. Einen Herzschlag lang ließ das Dämonengeschöpf seine hilflosen Opfer über der trüben Flut zappeln. Dann zog es seine unheiligen Kräfte zurück. Die Körper der Männer wurden frei und stürzten nach den Gesetzen der Schwerkraft senkrecht nach unten. Klatschend schloß sich die trübe Brühe des Kanals über ihren Körpern.
    Schnaubend und prustend kamen sie wieder an die Oberfläche. Hoch über ihnen sahen sie die Gestalt des Höllensohnes emporwachsen, der verächtlich auf sie niederblickte.
    »Ich schenke euch das Leben, ihr Ratten der Kanäle!« erklärte er mit einem trockenen Lachen. »Denn ihr gehört nicht zu meinem Auftrag, und es kommt selten vor, daß sich mir Menschen in den Weg stellen, mit denen ich spielen kann. Für diesmal kommt ihr mit dem Schrecken davon. Merkt euch, wie der Teufel spaßt!«
    Während sich die Männer im Wasser bekreuzigten, wandte sich der Bote der Hölle wieder den Mädchen zu.
    »Schnell weg!« stieß Tina Berner hervor. »Wenn der uns in die Finger bekommt, ist alles vorbei.« Wieder ergriff sie Sandra Jamis an der Hand und riß die Freundin mit fort. Denn Sandra lief nicht so schnell wie sie und wäre sonst zurückgeblieben.
    Eine wilde Jagd begann durch die engen Gassen der Lagunenstadt. Tina Berner versuchte, in einer der engen, dunklen Gassen Unterschlupf zu finden. Doch der Verfolger ließ sich nicht abschütteln. Wenn er auch von seinen Höllenkräften keinen Gebrauch machte und versuchte, sie auf magischem Wege einzufangen, so hatte er doch die Kondition eines überdurchschnittlichen Langstreckenläufers. Langsam und stetig holte er auf.
    Was aber noch schlimmer war, klang im Bewußtsein der beiden flüchtenden Mädchen wider. Süß und einschmeichelnd war da eine Stimme zu vernehmen.
    »Warum versuchst du zu fliehen, Tina Berner? Warum läufst du davon, Sandra Jamis? Ihr könnt nicht entkommen. Mein Meister will, daß ich euch hole und zu ihm bringe. Asmodis, der Fürst der Finsternis, erwartet euch schon sehnlichst!«
    »Angst… Ich habe schreckliche Angst!« keuchte Sandra. »Er soll aufhören! Ich werde verrückt!« Beide Girls dachten nicht daran, in eine der zahlreichen Kirchen zu flüchten, die Schutz geboten hätten. Immer weiter ging die gnadenlose Jagd. Tina Berner wählte den Weg nach der augenblicklichen Situation. Längst hatte sie die Orientierung im Gewimmel der kleinen Gassen und der zwischen die Kanäle eingestreuten Plätze verloren. Da - wieder eine finstere Gasse, in der zwischen den halb verfallenen Wänden der uralten Häuser Wäscheleinen gespannt waren. Ohne zu überlegen, zerrte Tina Berner die Freundin hinterher.
    Und dann war die Straße plötzlich zu Ende. Vor ihnen endete das Pflaster an einem der unzähligen Kanäle, die in Venedig »Rio« genannt werden. Es gab keinen weiteren Fluchtweg, da die Häuser hier bis ans Wasser gebaut waren. Und es war weder eine Brücke da noch ein Boot, in das man sich flüchten konnte.
    Die Flucht war zu Ende. In Tina Berner kroch würgende Angst empor, wenn sie daran dachte, was nun gleich geschehen mußte. Sandra Jamis klammerte sich im Zustand verängstigter Hilflosigkeit an ihre Freundin. Langsam kam der Bote der Hölle näher.
    »Kommt mit zu meinem Meister!« zischte er leise…
    ***
    »Wir bringen wieder die Dinge, die Ihr befohlen habt!« hörte Amun-Re die Stimmen hinter der Tür, die direkt zum Kanal führte. Der Palazzo, in dem sich Amun-Re verborgen hatte, um von hier unerkannt seine Macht auszubauen, stammte aus der Zeit, als Marco Polo seinen Vater zu der langen Reise nach China begleitete. Während die Vorderfront zu einer kleinen Piazza führte, war der hintere Teil des Gebäudes direkt von einem der zahlreichen
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