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0091 - Satans Schloß

0091 - Satans Schloß

Titel: 0091 - Satans Schloß
Autoren: Richard Wunderer
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abstattete.
    Vom Korridor aus überblickten wir den freien Raum vor dem Portal. Diese Gegend hielt tatsächlich eine Menge Überraschungen für uns bereit. Auf einem Motorrad saß ein junger Mann. Wir sahen von ihm nur die Silhouette und für einen Moment auch das Gesicht, als er den Kopf drehte.
    Weder Jacques noch der Comte kamen ans Tor. Der junge Mann sah sich ratlos nach allen Seiten um, bis sein Blick zu uns herauf fiel. Er zuckte heftig zusammen.
    »Sind Sie die Engländer?« rief er in einem stark gefärbten Französisch, daß ich ihn kaum verstand. »Monsieur Sinclair und seine Freunde?«
    »Ist das ein Dialekt!« murmelte Jane an meiner Seite.
    »Ja, wir sind die Engländer!« rief ich zurück. »Und wer sind Sie?«
    Er stellte den Motor ab und schwang sich von seinem Motorrad. »Pierre Arambon!« antwortete er.
    Suko stieß einen überraschten Ruf aus. »Ich öffne das Tor«, sagte er und lief auch schon davon.
    Ich hielt mich bereit, um sofort einzugreifen, falls Suko unterwegs attackiert wurde. Es passierte jedoch nichts, und schon eine Minute später war er unten am Tor. Gleich darauf erschien er mit Pierre Arambon bei uns.
    Der junge Mann sah elend aus. Groß und sportlich, wirre blonde Haare, aber ein blasses, eingefallenes Gesicht und nervös zuckende Lippen. Ehe ich etwas sagen konnte, streckte er uns bittend die Hand entgegen.
    »Sie werden Michelle finden, ja?«, fragte er ängstlich.
    Er tat mir leid. Wenn seine Freundin tatsächlich von den Geistern des Château Brouillard verschleppt worden war, sah ich schwarz für das Mädchen. Dann bekam er seine Freundin nicht lebend wieder.
    »Wir werden tun, was in unseren Kräften steht«, sagte ich deshalb vorsichtig. »Helfen Sie uns dabei!«
    »Ich tue, was Sie verlangen!« Er ließ sich seufzend auf einen Stuhl sinken und stützte das Gesicht in beide Hände. »Ich habe diese scheußlichen Gestalten gesehen! Ich… ich kann sie nicht beschreiben. Gräßlich! Ausgeburten der Hölle!«
    Ich ließ mir von ihm genau schildern, wie es zu diesem Überfall gekommen war. Viel Licht in den Fall brachte seine Aussage allerdings nicht. Es schien nur sicher zu sein, daß Michelle in das Schloß verschleppt worden war.
    »Und Jacques hat behauptet, hier wäre niemand gewesen?« forschte Jane, als der Junge endlich schwieg.
    Pierre nickte verstört. »Ich habe Jacques kein Wort geglaubt. Er muß alles mitbekommen haben. In Nouvatelle haben alle Angst vor diesem unheimlichen Mann.«
    »Sagen Sie«, erkundigte ich mich, »sind in den letzten Jahren öfters Menschen aus Nouvatelle oder Umgebung verschwunden?«
    Pierre brauchte nicht lange zu überlegen. »Mir ist kein einziger Fall bekannt.«
    »Sergeant Frambon ist anderer Meinung als Sie!« Suko klopfte auf den Busch. »Er meint, daß Michelle durchgebrannt sein könnte. Oder daß Sie beide einen Streit hatten und sie daraufhin weglief.«
    Pierre machte eine verächtliche Geste. »Der Sergeant ist ein Dummkopf und außerdem nicht gut auf mich zu sprechen. Wir mögen uns nicht. Kein besonderer Grund, aber es ist so.« Er holte tief Luft. »Außerdem – hätte er recht, warum würde ich dann eine so haarsträubende Geschichte erfinden?«
    »Vielleicht, um Ihr Gesicht zu wahren«, schlug ich vor. »Damit Sie nicht ausgelacht werden, weil Ihnen Ihr Mädchen davongelaufen ist.«
    Pierre zuckte nur die Schultern. »Das hätte ich einfacher haben können, Monsieur Sinclair. Ich hätte eben gesagt, daß ich Michelle aus dem Zelt gejagt habe. Nichts leichter als das. Es gab schließlich keine Zeugen auf der Lichtung.«
    »Leuchtet mir ein!« Ich nickte dem jungen Mann zu. »Wir suchen Ihre Freundin, verlassen Sie sich darauf.«
    Er sah mich traurig an. »Aber Sie haben nicht viel Hoffnung?«
    Ich brachte keine Lüge über die Lippen. »Nein«, sagte ich ehrlich.
    Er stand auf. Wie er mit hängenden Schultern zur Tür ging, wirkte er nicht wie ein Neunzehnjähriger, sondern wie ein Neunzigjähriger. Er tat mir leid, aber ich konnte ihm nicht helfen. Und ich bezweifelte, daß es ihn trösten würde, wenn er die Wahrheit über Michelle herausfand.
    Er hatte die Tür noch nicht erreicht, als unten vor dem Schloß eine schrille Hupe ertönte.
    »He, Pierre, wo steckst du?« rief eine helle Frauenstimme.
    Pierre riß es herum. Er starrte uns aus weit aufgerissenen Augen an.
    »Das ist Michelle!« brüllte er und stürmte aus dem Zimmer.
    ***
    Pierre lief so schnell, daß er einen großen Vorsprung gewann. Ich hetzte hinter ihm
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