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0047 - Gom antwortet nicht

Titel: 0047 - Gom antwortet nicht
Autoren: Kurt Mahr
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hatte eine spöttische Antwort auf der Zunge. Aber er schluckte sie im letzten Augenblick wieder hinunter. Er erinnerte sich, daß Marshall schon ein paar Mal besser über die Goms informiert gewesen war als er. Es mochte wirklich sein, daß sie sich inzwischen anders besonnen hatten. Niemand wußte genau, was auf Gom vor sich ging, und niemand kannte die Goms.
    „Also gut", schnaufte Bull. „Dann wollen wir versuchen, das Boot so schnell wie möglich zu erreichen. Wenn die Goms es sich anders überlegt haben, dann können wir ihnen wenigstens eine lange Nase drehen."
    Marshall war sofort damit einverstanden. Die Unruhe im telepathischen Äther, wie er es genannt hatte, schien wirklich beträchtlich zu sein. Sie krochen weiter, und diesmal bewegten sie sich erheblich schneller als zuvor. Das scheibenförmige Boot rückte sichtlich näher. Während des Marsches hielt Marshall von Zeit zu Zeit an, um zu lauschen. Er gab Bull zu verstehen, daß die telepathische Unruhe in der Umgebung von Minute zu Minute wachse. „Es kommt mir etwa so vor", erklärte er ein wenig atemlos, „als versammle sich nicht weit von hier eine riesige Streitmacht der Goms. Ich wollte, ich wüßte, was sie vorhaben."
    Zwei Stunden nach dem Aufbruch erreichten sie das scheibenförmige Boot. Bull, von der Situation dazu gedrängt, verschwendete keine Zeit damit zu untersuchen, ob es leer sei oder nicht. Er fand die einzige Schleuse nach kurzem Suchen und etwas später auch den Mechanismus, mit dem man das Schleusenschott betätigte. Das Schott fuhr auf und zeigte eine Schleusenkammer, die groß genug war, daß fünf Bios auf einmal darin Platz finden konnten. Um so eher bot sie Bull und seinen vier Leuten Raum - die Schwierigkeit war lediglich, die etwa einen Meter hohe Schwelle zu erreichen und den schlaffen, müden Körper darüber hinwegzuziehen. Es gelang ihnen schließlich - mit Goratschins Unterstützung; denn der doppelköpfige Mutant hatte mit seinen gewaltigen Körperkräften unter der Belastung der vergangenen Stunden am wenigsten zu leiden gehabt. Aber sie brauchten eine wertvolle halbe Stunde, um sich auszuruhen, und während dieser Zeit wuchs, wie Marshall sich ausdrückte, die telepathische Unruhe im Äther zu einem „brausenden Dröhnen".
    „Ich habe Angst", gestand Marshall. „Wenn sie uns meinen, dann, fürchte ich, werden wir ihnen gegenüberstehen wie die Menschen der Sintflut. Wir haben keine wirksamen Waffen gegen sie."
    Bull wußte das. Er hatte eine Weile daran gedacht, daß ihnen nichts geschehen könne, solange Iwan Goratschin auf der Hut war und seine unheimliche Begabung einsetzte, wenn die Gefahr zu groß wurde.
    Auch Goms bestanden aus organischem Material - zum größten Teil demselben, aus dem auch die Bios gemacht waren. Iwan konnte eine Coder Ca-Fusion im Körper der Goms auslösen und sie vernichten. Wenn allerdings die Goms tatsächlich einen so gewaltigen Zusammenschluß gebildet hatten, wie Marshall es vermutete, dann würde Iwans Explosion nicht „nur die Goms, sondern auch Iwan selbst, seine Gefährten und vielleicht sogar den ganzen Planeten vernichten.
    Also schied Iwan aus. Was als einzige Hoffnung blieb, waren die kleinen Strahlwaffen, die sie mit sich herumtrugen, und das Boot, in das sie sich hineingearbeitet hatten. Im Boot herrschte die gleiche Schwerkraft wie auf Gom. Die Hoffnung daß man sich im Innern des Fahrzeuges leichter werde bewegen können als draußen auf der felsigen Hochebene, war schnell zunichte gemacht. Mühsam erreichten Bull und seine Leute von der Schleuse aus den kreisförmigen Innenraum und sahen dort, was Tako Kakuta schon zwanzig Stunden früher gesehen hatte: daß es keine Möglichkeit gab, das Fahrzeug von hier aus zu steuern. Der Schock war so stark, daß sie flach auf dem Boden liegen blieben, wie sie hereingekrochen waren und sich nicht rührten. Bull war der erste, der seinen Mut wiederfand. Es war ein Mut von beachtlicher Überzeugungskraft, vermischt mit dem hellen Zorn des Menschen, der sich in die Enge getrieben sah. Bull kam ziemlich schnell zu demselben Schluß, den einen irdischen Tag zuvor der Japaner Tako Kakuta schon gezogen hatte: „Es muß ein Triebwerk geben", knurrte er. „Wahrscheinlich ist es ferngesteuert, aber wir können es auseinandernehmen und so wieder zusammensetzen, daß es uns etwas nützt! Laßt den Kopf nicht hängen, Leute! Los - die Platten unter der Bank müssen raus. Bewegt euch, um Gottes willen, oder wollt ihr ewig hier liegen
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