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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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etwas sucht, kann man’s nicht finden.«
    »Rufen Sie diese Nummer an, sobald Sie die Adresse gefunden haben, ja?«
    »Okay, mach ich, Gents.«
    »Auf Wiedersehen, Jerry. Wiedersehen, Phil. Gute Jagd.«
    »Danke.«
    Wir zwängten uns hinaus. Draußen, in einem engen Flur stieß ich Phil an.
    »Hast du wirklich die Absicht, diesen Brutty zu bewachen, damit ihm nichts zustößt? Glaubst du im Ernst, es könnte ihm so gehen wie Ben?«
    Er zuckte die Achseln: »Keine Ahnung. Eigentlich interessiert mich der Bursche aus einem anderen Grunde. Er versuchte wochenlang, eine Stelle als Zeitungsboy zu kriegen, wie Rob sagte. Nun - jetzt ist Ben tot und Brutty bekommt seine Stellung.«
    »Du meinst doch nicht etwa…?«
    »Was weiß ich, Jerry? Aber möglich ist in dieser verrückten Welt alles. Und deshalb müssen wir jeder Möglichkeit nachgehen.«
    »Stimmt«, brummte ich. »Hoffentlich findet Rob bald die Adresse. Wenn die Bruttys so arme Leute sind, dass siekeinen Telefonanschluss haben, wie sollen wir sie dann finden?«
    »Rob wird die Adresse schon auftreiben.«
    Wir waren eine steile Metallstiege herabgeklettert und wollten das Haus gerade verlassen, da fiel mir etwas ein.
    »Moment, Phil«, sagte ich und hielt einen Arbeiter an, der gerade an mir vorübergehen wollte. »Wo ist die Lohnabteilung?«
    »Ersten Stock, zweite Tür links.«
    »Danke. Komm, Phil.«
    Wir pilgerten die enge, steile Stiege wieder hinan. Oben fanden wir das Lohnbüro leicht an der Aufschrift. Wir klopften und traten ein. Eine ältere Dame mit einer randlosen Brille neigte sich über die Barriere, die den Raum in zwei große Teile trennte.
    »Sie wünschen, meine Herren?«
    »Bekommen bei Ihnen auch die Zeitungsboys Ihr Geld?«
    »Das macht Mister Cass. He, Mister Cass. Kommen Sie mal, die Herren möchten etwas von Ihnen.«
    Ein junger, schlaksiger Kerl kam heran.
    »Bitte?«
    »Sie zahlen die Zeitungsboys aus?«
    »Ja, allerdings, warum?«
    »Mich würde eine Kleinigkeit interessieren. Wie viel verdient so ein Boy durchschnittlich im Monat?«
    »Das kommt ganz auf seine Tüchtigkeit an und darauf, ob er ein günstiges Revier hat. Wir haben Boys, die machen im Monat ihre dreißig Dollar, und wir haben auch Boys, die verdienen hundert. Aber das sind schon die ganz Tüchtigen.«
    »Könnten Sie mal feststellen, wie viel Ben Lodgers im letzten Monat verdient hat?«
    »Sicher, könnte ich. Aber wie kommen Sie überhaupt zu diesen Fragen, Mister?«
    Ich legte meinen Ausweis auf den Tisch.
    »Ach so«, nickte er. »Sie sind vom FBI. Augenblick.«
    Er suchte an einem Regal, zog einen Kasten heraus und blätterte in den Karteikarten, die darin waren. Endlich zog er eine raus und kam zu uns zurück.
    »Hier, Ben Lodgers, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Verdiente im letzten Monat vierundsiebzig Dollar achtundsechzig Cents.«
    Ich schrieb mir die Zahl in meinen Notizblock. Mit keiner Wimper verriet ich meine Überraschung. Plötzlich fiel mein Kugelschreiber herunter. Als ich ihn aufgehoben hatte, tat er es nicht mehr.
    »Ach bitte«, sagte ich, »reichen Sie mir doch mal einen Tintenstift herüber.«
    Der junge Mann sah mich kopfschüttelnd an.
    »Tintenstift? Wir sind doch kein altmodisches Büro. Hier gibt’s keine Tintenstifte. Hier haben Sie meinen Kugelschreiber.«
    »Vielen Dank. Schreiben Sie mit diesen Dingern auch die Abrechnungstüten?«
    »Die Abrechnungstüten? Mit der Hand schreiben? Da hätten wir aber viel zu tun. Die werden mit der Buchungsmaschine fertiggemacht. Geht doch viel schneller.«
    »Ah ja, natürlich.«
    Ich klappte meinen Notizblock zu und gab den Kugelschreiber zurück.
    »Vielen Dank. Das wäre alles. Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen.«
    Als wir wieder draußen waren, fragte Phil: »Lass mal sehen, was du notiert hast.«
    Ich zog grinsend meinen Notizblock aus der Tasche. Auf der Seite, wo ich mit dem geliehenen Kugelschreiber geschrieben hatte, stand nicht ein einziges Wort. Aber lauter kleine Männchen waren darauf.
    Phil runzelte die Stirn.
    »Sag mal, was soll denn das? Wozu leihst du dir erst einen Kugelschreiber, wenn du gar nichts auf schreiben willst?«, fragte er verdutzt.
    »Ich wollte ja gar keinen Kugelschreiber haben«, lächelte ich zufrieden. »Aber du brauchst nicht weiter zu fragen. Ich sage doch nichts mehr.«
    Wir kletterten die steile Stiege wieder hinab. Phil zog den üblichen Flunsch, wenn ich ihm das Denken nicht abnehme. Mochte er. Ich war zufrieden mit meinem Besuch beim »Herold«.
    ***
    »Was nun?«,
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