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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell
Autoren: Friedrich Schiller
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tragen, ein Ausrufer folgt ihnen, Weiber und Kinder
     dringen tumultuarisch nach)
     
    ERSTER GESELL
    Was will die Trommel? Gebet acht!
     
    MEISTER STEINMETZ
    Was für
    Ein Faßnachtsaufzug und was soll der Hut?
     
    |31| AUSRUFER
    In des Kaisers Nahmen! Höret!
     
    GESELLEN
    Still doch! Höret!
     
    AUSRUFER
    Ihr sehet diesen Hut, Männer von Uri!
    Aufrichten wird man ihn auf hoher Säule,
    Mitten in Altdorf, an dem höchsten Ort,
    Und dieses ist des Landvogts Will und Meinung:
    Dem Hut soll gleiche Ehre wie ihm selbst geschehn,
    Man soll ihn mit gebognem Knie und mit
    Entblößtem Haupt verehren – Daran will
    Der König die Gehorsamen erkennen.
    Verfallen ist mit seinem Leib und Gut
    Dem Könige, wer das Gebot verachtet.
     
    (das Volk lacht laut auf, die Trommel wird gerührt, sie gehen vorüber)
     
    ERSTER GESELL
    Welch’ neues unerhörtes hat der Vogt
    Sich ausgesonnen! Wir ’nen Hut verehren!
    Sagt! Hat man je vernommen von dergleichen?
     
    |32| MEISTER STEINMETZ
    Wir unsre Kniee beugen einem Hut!
    Treibt er sein Spiel mit ernsthaft würd’gen Leuten?
     
    ERSTER GESELL
    Wär’s noch die kaiserliche Kron’! So ist’s
    Der Hut von Oesterreich, ich sah ihn hangen
    Ueber dem Thron, wo man die Lehen giebt!
     
    MEISTER STEINMETZ
    Der Hut von Oesterreich! Gebt acht, es ist
    Ein Fallstrick, uns an Oestreich zu verrathen!
     
    GESELLEN
    Kein Ehrenmann wird sich der Schmach bequemen.
     
    MEISTER STEINMETZ
    Kommt, laßt uns mit den andern Abred’ nehmen.
     
    (sie gehen nach der Tiefe)
     
    TELL
(zum Stauffacher)
    Ihr wisset nun Bescheid. Lebt wohl, Herr Werner!
     
    STAUFFACHER
    Wo wollt ihr hin? O eilt nicht so von dannen.
     
    TELL
    Mein Haus entbehrt des Vaters. Lebet wohl.
     
    |33| STAUFFACHER
    Mir ist das Herz so voll, mit euch zu reden.
     
    TELL
    Das schwere Herz wird nicht durch Worte leicht.
     
    STAUFFACHER
    Doch könnten Worte uns zu Thaten führen.
     
    TELL
    Die einz’ge That ist jezt Geduld und Schweigen.
     
    STAUFFACHER
    Soll man ertragen, was unleidlich ist?
     
    TELL
    Die schnellen Herrscher sind’s, die kurz regieren.
    – Wenn sich der Föhn erhebt aus seinen Schlünden,
    Löscht man die Feuer aus, die Schiffe suchen
    Eilends den Hafen, und der mächt’ge Geist
    Geht ohne Schaden, spurlos, über die Erde.
    Ein jeder lebe still bei sich daheim,
    Dem Friedlichen gewährt man gern den Frieden.
     
    STAUFFACHER
    Meint ihr?
     
    |34| TELL
    Die Schlange sticht nicht ungereizt.
    Sie werden endlich doch von selbst ermüden,
    Wenn sie die Lande ruhig bleiben seh’n.
     
    STAUFFACHER
    Wir könnten viel, wenn wir zusammen stünden.
     
    TELL
    Beim Schiffbruch hilft der Einzelne sich leichter.
     
    STAUFFACHER
    So kalt verlaßt ihr die gemeine Sache?
     
    TELL
    Ein jeder zählt nur sicher auf sich selbst.
     
    STAUFFACHER
    Verbunden werden auch die Schwachen mächtig.
     
    TELL
    Der Starke ist am mächtigsten allein.
     
    STAUFFACHER
    So kann das Vaterland auf euch nicht zählen,
    Wenn es verzweiflungsvoll zur Nothwehr greift?
     
    TELL
(giebt ihm die Hand)
    Der Tell holt ein verlornes Lamm vom Abgrund,
    |35| Und sollte seinen Freunden sich entziehen?
    Doch was ihr thut, laßt mich aus eurem Rath,
    Ich kann nicht lange prüfen oder wählen,
    Bedürft’ ihr meiner zu bestimmter That,
    Dann ruft den Tell, es soll an mir nicht fehlen.
     
    (gehen ab zu verschiedenen Seiten. Ein plötzlicher Auflauf entsteht um das Gerüste.)
     
    MEISTER STEINMETZ
(eilt hin)
    Was giebt’s?
     
    ERSTER GESELL
(kommt vor, rufend)
    Der Schieferdecker ist vom Dach gestürzt.
     
    Bertha mit Gefolge
     
    BERTHA
(stürzt herein)
    Ist er zerschmettert? Rennet, rettet, helft –
    Wenn Hilfe möglich, rettet, hier ist Gold –
    (wirft ihr Geschmeide unter das Volk)
     
    MEISTER
    Mit eurem Golde   – Alles ist euch feil
    Um Gold, wenn ihr den Vater von den Kindern
    Gerissen und den Mann von seinem Weibe,
    Und Jammer habt gebracht über die Welt,
    |36| Denkt ihr’s mit Golde zu vergüten – Geht!
    Wir waren frohe Menschen eh’ ihr kamt,
    Mit euch ist die Verzweiflung eingezogen.
     
    BERTHA
(zu dem Frohnvogt, der zurückkommt)
    Lebt er?
    (Frohnvogt giebt ein Zeichen des Gegentheils)
    O unglücksel’ges Schloß, mit Flüchen
    Erbaut, und Flüche werden dich bewohnen!
    (geht ab)

VIERTE SCENE
    (Walther Fürsts Wohnung)
     
    WALTHER FÜRST
und
ARNOLD VON MELCHTHAL
treten zugleich ein, von verschiedenen Seiten.
     
    MELCHTHAL
    Herr Walther Fürst –
     
    WALTHER FÜRST
    Wenn man uns überraschte!
    Bleibt, wo ihr
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