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Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen

Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen

Titel: Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
Autoren: Maximilian Ledochowski
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gibt es eine Reihe wachstumshemmender Faktoren, die das Ökosystem Darmflora regulieren. Einerseits bildet der Mensch selber antimikrobielle Substanzen, andererseits stellen die Mikroorganismen der Darmflora im Kampf ums Überleben bakterizide und fungizide Substanzen her, die auf die Konkurrenz wachstumshemmend wirken.
    Zu den körpereigenen antimikrobiellen Substanzen gehören Antikörper, die mit dem im Darm gebildeten Schleim ausgeschieden werden (siehe Kasten auf →  S. 20 ). Über die Darmschleimhaut auswandernde weiße Blutkörperchen stellen ebenfalls eine wesentliche Abwehrlinie des Körpers dar. Darüber hinaus gibt es noch weitere vom Körper selbst gebildete Stoffe, die wie Antibiotika wirken und damit das Wachstum der Mikroorganismen im Darm beeinflussen.
    In eigenen Studien konnten wir zeigen, dass das »Glückshormon« Serotonin, das im Nervensystem des Darms in großen Mengen gebildet wird, dort pilz- und bakterientötende Wirkung zeigt.
Einflüsse auf das Ökosystem Darm
    Eine zu hohe Nährstoffzufuhr kann das Ökosystem Darm empfindlich beeinflussen, etwa wenn die Resorptionskapazität des Darms überfordert wird und damit praktisch alle Nahrungsmittel zu »Ballaststoffen« werden. In diesem Fall sprechen die Mediziner vom »Overfeeding Syndrome«, das nicht mit »Überernährung« verwechselt werden darf:
Beim Overfeeding-Syndrom wird mehr gegessen, als der Darm resorbieren kann. Die Folge sind Reizdarmsymptome (ohne dass dabei unbedingt Übergewicht auftreten muss).
Bei der Überernährung wird mehr gegessen, als der Körper zur Aufrechterhaltung seines Energiehaushalts braucht. Die Folge ist Übergewicht (ohne dass dabei unbedingt Reizdarmsymptome auftreten müssen).
    Resorptionsstörungen für einzelne Nahrungsmittelbestandteile sind häufig der Ausgangspunkt für eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber weiteren Nahrungsmitteln.
    Ein weiterer nicht zu unterschätzender Punkt: In industriell vorgefertigter Nahrung und bei der Verarbeitung von Lebensmitteln in Großküchen (mit langem Warmhalten der Speisen oder wiederholten Kühl- und Auftauprozessen) entstehen Vernetzungen von Stärkemolekülen, die sogenannte resistente Stärke, die ebenfalls vom Menschen nicht aufgeschlossen (oder nur schlecht aufgespalten) werden kann und somit zu einem Ballaststoff wird.
    Resorptionsstörungen für einzelne Nahrungsmittelbestandteile (selektive Malabsorptionssyndrome) sind häufig der Ausgangspunkt für eine vermehrte Empfindlichkeit gegenüber vielen Nahrungsmitteln. Grund dafür ist, dass der nicht resorbierte Nahrungsbestandteil fast immer zu einer Fehlbesiedelung des Darms mit den Bakterien führt, die diesen Nährstoff bevorzugt verarbeiten. So führt eine Fettresorptionsstörung beispielsweise zum Wachstum von fettverbrauchenden Bakterien (übelriechende Fettstühle sind die Folge). Bei einer Kohlenhydratresorptionsstörung vermehren sich vor allem die zuckerverwertenden Bakterien (Folgen sind Blähungen und Durchfall).
    ZUSATZINFO
    Darm und Immunsystem
    Die Bakterienflora im Darm wird durch die verschiedenen Nahrungsmittel bei jedem Menschen anders beeinflusst. Die Unterschiede hängen aber nicht nur von der Art der Bakterienbesiedelung und von der Fähigkeit des Darms ab, verschiedene Nahrungsmittelbestandteile aufzunehmen, sondern auch ganz wesentlich von den Abwehrmechanismen, die dem Darm zur Verfügung stehen.
    Der Darm stellt die größte Kontaktfläche des Menschen zur Umwelt dar. Während die Haut 1,5–2 Quadratmeter Oberfläche aufweist, hat der Darm eine Oberfläche von 200–400 Quadratmetern! Die Darmwand ist sozusagen die größte Grenze zwischen innen und außen, darum hat das Immunsystem die meisten seiner Abwehrzellen (ca. 80 Prozent) im Darm »postiert«. Eine wahre Armee von Abwehrzellen steht hier bereit, um Mikroorganismen oder Nahrungsmittelbestandteile, die dem Körper gefährlich werden können, unschädlich zu machen. Das hat aber nicht nur Vorteile, denn bei jeder Abwehrreaktion (die wir als »Entzündung« wahrnehmen) werden nicht nur feindliche Mikroorganismen zerstört, sondern auch körpereigenes Gewebe.
    Die gute Abwehrlage im Darm stellt also ein zweischneidiges Schwert dar: Einerseits bewahrt sie den Körper vor Infektionen, andererseits kann sie die Darmschleimhaut schädigen. Das sollte man bedenken, wenn wieder einmal ein Lebensmittelhersteller damit wirbt, dass sein Nahrungsmittel das »Immunsystem stärkt«. Vorausgesetzt, die Behauptung trifft zu, können also
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