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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich
Autoren: Dora Heldt
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später.«
    Das Café an der Außenalster war einer der beliebtesten Treffpunkte für das Feierabendbier. Noch war es glücklicherweise nicht so kultig, dass man es als Afterwork-Club bezeichnete, die Tätigkeit des Trinkens nach Büroschluss war ohnehinüberall die gleiche.
    Ruth saß schon an einem Tisch auf der kleinen Holzterrasse, als Christine und Gabi über den Steg liefen. Sie sah von einer Liste hoch, als sie die Schritte der beiden hörte, schob ihre Lesebrille auf den Kopf und legte die beschriebenen Blätter zur Seite. Dann stand sie auf und breitete theatralisch ihre Arme aus, um die obligatorischen Mädchen-begrüßen-sich-so-Küsse zu verteilen. Ihre Stimme schnellte eine Oktave höher.
    »Hi, ihr Süßen, schön, dass ihr da seid.«
    Christine verdrehte innerlich die Augen. Eigentlich mochte sie Ruth und fand sie ganz witzig, zumindest, wenn sie mit ihr allein war. Fühlte Ruth sich aber beobachtet, erfüllte sie alle Klischees, die man über Frauen haben konnte. Sie war Anfang dreißig, irgendetwas zwischen schlank und mager, ihre schulterlangen Haare waren blondiert und gesträhnt und wurden meistens von Sonnenbrillen zusammengehalten. Seit dem letzten Winter brauchte sie angeblich eine Lesebrille, Christine vermutete, dass es Fensterglas war, sie hielt die Haare aber zusammen. Während Ruth Gabi noch umarmte und küsste, setzte sich Christine schnell und kam so um die herzzerreißende Begrüßung herum.
    So sind sie, die Mädchen, dachte sie und zwang sich, Ruth anzulächeln. Sie war ja wirklich nett.
    Nachdem die Bedienung die Bestellung aufgenommen hatte, setzte sich Ruth bequemer hin und zog die Blätter wieder näher zu sich. Sie sah die beiden anderen an.
    »Ich bin in wilden Planungen, meine beste Freundin heiratet nächsten Monat, ich bin natürlich Trauzeugin und möchte gern so ein bisschen Kokolores veranstalten. Jetzt suche ich händeringend nach guten Ideen. Fällt euch vielleicht was ein?«
    Christines Antwort hatte nichts mit der Frage zu tun. »Man braucht doch überhaupt keine Trauzeugen mehr.«
    »Ja, aber das ist doch auch symbolisch. Man bringt die beste Freundin vor den Altar. Nachdem wir so vieles zusammen erlebt haben, begleitet man sich schließlich auch am schönsten Tag des Lebens.«
    Christine runzelte die Stirn. »Das ist doch nicht dein Ernst. Du liest zu viele Illustrierte. Der schönste Tag im Leben einer…«
    Sie wurde vom Klingeln ihres Handys unterbrochen. Während sie es aus ihrer Jackentasche zog, versuchte sie, den Satz zu beenden.
    »…einer Frau, so ein Schwachsinn. Ja, hallo?… Luise, du kannst gleich vorbeikommen, ich sitze mit Ruth und Gabi an der Alster, wir reden über Hochzeiten und ich erkläre Ruth gleich, wie man Papierblumen für Türkränze bastelt.«
    Während Ruth verständnislos guckte, fing Gabi an zu lachen.
    »Stimmt ja, Christine hat doch auf dem Land geheiratet, Ruth, da kriegst du gleich jede Menge Bräuche und Sitten geboten.«
    Christine beendete ihr Gespräch mit Luise. Sie steckte das Handy in die Jackentasche zurück und sagte: »Sie kommt.«
    Luise arbeitete ebenfalls für den gleichen Verlag, wenn auch im Außendienst. Sie besuchte die Buchhandlungen zwischen Flensburg und Göttingen und stellte dort die neuen Bücher des Verlages vor.
    Sie kannte Christine lange als Kollegin. Nachdem Christine nach Hamburg gezogen war, um ihre Scheidung zu verarbeiten, leistete Luise Liebeskummer-Erste-Hilfe.
    Als Christine mit dem Schlimmsten durch war, trennte sich Luise von ihrem Freund. Da waren sie dann in Übung. Und seitdem auch privat befreundet.
    Ruth fing wieder an: »Wieso findest du das blöd? Du hast doch auch mal geheiratet. Habt ihr damals nicht gefeiert?«
    In Christines Kopf liefen Bilder vorbei. Ihr Exmann Bernd, Antje und Adrian, die Trauzeugen, ihre Schwiegereltern, Nachbarn mit Schnapsgläsern vor der bekränzten Haustür, die teure Jazzband, die auf Zuruf der Gäste schließlich ›Das alte Försterhaus‹ spielte. Sie zuckte die Achseln.
    »Oh, doch, drei Tage lang, ein großes Fest auf dem Land. Hat trotzdem nichts genützt.«
    Gabi winkte ab. »Dass eine Ehe in die Grütze geht, hat ja nichts mit der Feier zu tun. Das war doch bestimmt ganz lustig, das Fest, meine ich. Was haben die Gäste denn für einen Kokolores gemacht? Gib Ruth doch mal ein paar Tipps.«
    »Ja, bitte.« Ruth nahm den Stift in die Hand und sah Christine erwartungsvoll an. »Was hat deine beste Freundin zum Beispiel gemacht?«
    »An dem Tag noch
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