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TTB 107: Gefängnis im All

TTB 107: Gefängnis im All

Titel: TTB 107: Gefängnis im All
Autoren: James White
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abgebrochenen Funkverbindung besorgt sein, aber letztlich war die Fähre nicht länger als eine halbe Stunde unten gewesen – eine ziemlich kurze Zeit, um eine Rettungsaktion in dichtem Rauch durchzuführen. Außerdem konnte der langsame Aufstieg auch möglicherweise verletzten Überlebenden zugeschrieben werden, die eine höhere Beschleunigung nicht vertragen konnten.
    Es war auch keine Zeit mehr gewesen, die Keile aus den gewaltsam offengehaltenen Luken zu entfernen, und als sich das Vakuum um das aufsteigende Schiff schloß, strömte seine Atmosphäre aus den offenen Luken. Chlor war für den menschlichen Organismus ebenso tödlich wie Vakuum, aber der fallende Druck würde jegliche während des Überfalls entstandene Beschädigung der Helme oder der übrigen Ausrüstung aufdecken. Warren wartete auf den nächsten Schub von Todesfällen und fragte sich, ob er wohl auch unter den Opfern sein würde.
    Von Warrens Standort im Kontrollraum sahen die Gefangenen-Decks aus, als wären sie bedeckt mit umgestülpten Papierkörben. Und dann sah er, wie einige von ihnen wild zu zucken begannen. Warren biß die Zähne zusammen, als er daran dachte, wie diese Männer nun ersticken mußten, während ihre Kameraden neben ihnen nichts tun konnten, um ihnen zu helfen. Er war so erschüttert, daß seine Erleichterung, als es klar wurde, daß es ihm selbst nicht so ergehen würde, sich mit einem deutlichen Gefühl von Schuld mischte ...
    Die Geschwindigkeit nahm zu, und innerhalb der nächsten einundsechzig Minuten würden sie das Wachschiff erreichen. Es bliebt ihnen Zeit genug, die geknickte Antenne wieder aufzurichten und die Keile von der Außenluke zu entfernen, damit die Fähre von außen in jeder Hinsicht normal aussah. Zeit genug für den Piloten, die empfindlichen Kontrollgeräte auszuprobieren, bevor sie sich dem Wachschiff näherten und zur Landung ansetzten, Zeit genug, die Leichen aus dem Raum vor der Ausstiegsluke fortzuschaffen, und Zeit genug für die Männer, um sich an die Schwerelosigkeit zu gewöhnen.
    Der Fluchtort, Andersonstown und die darüberhängende Rauchwolke schrumpften zu einem kleinen grauen Schmutzflecken zusammen, und in der schwarzen Finsternis über ihnen hing das Wachschiff wie ein heller Stern.
    Viel größer als die Victorious, die damals eines der ersten Schlachtschiffe und eines der größten Raumschiffe überhaupt gewesen war, wirkte das Wachschiff ungeheuer eindrucksvoll, obgleich es bereits seit vierzig Jahren veraltet war. Beleuchtet von der Sonne und der Tagseite des Planeten, hing es wie ein fetter silberner Torpedo im Weltraum. Seine glatten Umrisse wurden nur von der gähnenden Öffnung des Fähren-Docks und der Beobachtungsplattform in der Schiffsnase unterbrochen. Als sich die Fähre dem Wachschiff näherte, wurde jegliche Rotation eingestellt.
    Magnetische Klammern schossen heraus und zogen sie herein. Die großen Außenluken des Docks schlossen sich hinter ihnen. Jahre schienen zu vergehen, bis sich Druck um das Schiff bildete und die innere Luke sich öffnete, um eine Gruppe von etwa zwölf Bugs einzulassen. Die Bugs hatten Magneten an den Füßen, und vier von ihnen schoben Tragbahren vor sich her. Alle außer den Ärzten trugen Waffen. Warren hatte jedoch den Eindruck, sie trugen sie nur, weil es Vorschrift war, und daß die meisten nur mitgekommen waren, weil sonst nicht viel auf dem Wachschiff passierte und dies eine Abwechslung bedeutete.
    Sie wußten nicht, wie recht sie hatten, dachte Warren grimmig, als er seinen Keil mit aller Kraft gegen die Schotten schlug.
    Sogleich flogen alle Notausgänge im Kontrollraum auf; die Hauptluke und die Ladeluke öffneten sich ebenfalls, und eine Wolke von Chlor drang in das Schiff, um das Vakuum zu füllen. Es dauerte einige Sekunden, bevor Warren durchkam, und dann kämpften sich auch die anderen Männer, fast schwimmend, durch alle Ausgänge. Da Warren einen weiteren Weg hatte als die Männer, die den Hauptausstieg benutzten, war das Handgemenge bereits voll im Gange, als er dazukam.
    Die Bugs hatten durch ihre Magnetschuhe den Vorteil, fest auf Deck zu stehen, was ihnen gestattete, ruhiger zu zielen und mit ihren Explosivgeschossen die Reihen der Angreifer zu lichten. Dieser Vorteil war jedoch kurzlebig, weil die menschlichen Angreifer Masse, die Trägheit der Masse und Velozität besaßen, Eigenschaften, die sie auch noch behielten, wenn sie tot waren. Warren wich gerade noch einem Offizier aus, der sich langsam und unbeirrt auf den
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