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Traummann auf Raten

Traummann auf Raten

Titel: Traummann auf Raten
Autoren: Sara Craven , Pößneck GGP Media
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sie sich Gabriels Nähe bewusst. Er berührte sie zwar nicht, aber sie fürchtete, dass er die Hand nach ihr ausstrecken würde, um sie zu stützen, falls sie strauchelte – und dann würde der unsichtbare, für sie lebenswichtige Schutzwall zusammenbrechen, den sie um sich errichtet hatte.
    „Du hättest anrufen und uns über dein Kommen informieren können“, meinte sie, um das Schweigen zu beenden.
    „Ich habe mich dagegen entschieden. Sonst hättest du womöglich die Schlösser ausgetauscht.“
    „Ich finde das nicht komisch“, beschwerte sie sich.
    „Wer behauptet, dass ich einen Witz gemacht habe?“ Nach einer kurzen Pause setzte er sanfter hinzu: „Vergiss, was ich gesagt habe. Vor uns liegen ein paar verdammt schwere Tage, Jo. Ungeachtet unserer persönlichen Gefühle sollten wir uns bemühen, den Schein zu wahren. Lionel zuliebe.“
    „Du brauchst mich nicht mit seinem Andenken zu erpressen“, entgegnete sie empört. „Ich werde mich benehmen.“ Sie atmete tief durch. „Ich werde allein weiterlaufen und Mrs. Ashby helfen. Hast du schon zu Abend gegessen?“
    „Im Flugzeug gab es einen Imbiss. Er hat mir für die nächste Zukunft erfolgreich den Appetit verdorben.“
    „Oh.“ Joanna zögerte. „Würdest du den Hunden die Pfoten abtrocknen, bevor du sie ins Haus bringst? Die Handtücher liegen …“
    „Im hinteren Wirtschaftsraum, wo sie immer waren“, unterbrach Gabriel sie. „Ich war nur zwei Jahre fort, nicht mein ganzes Leben.“
    Sie biss sich auf die Lippe. „Ich dachte, es wäre dir vielleicht entfallen.“
    „O nein, Joanna.“ Er klang fast ein wenig wehmütig. „Ich darf dir versichern, dass ich nichts vergessen habe. Nicht das kleinste Detail.“ Als sie nichts darauf erwiderte, nickte er zufrieden. „Nun geh, und überbring Mrs. Ashby die gute Neuigkeit. Sie wird sich über das Wiedersehen mit mir genauso freuen wie die Hunde.“
    Joanna wandte sich um und machte sich, halb stolpernd, halb rennend auf den Weg zum Haus.
    Mrs. Ashby reagierte auf die Nachricht genau so, wie Gabriel es prophezeit hatte. Sie vergoss ein paar Tränen, lächelte tapfer, machte einige unzusammenhängende Bemerkungen und eilte dann hinaus, um sein Zimmer herzurichten.
    Joanna wusste, dass sie eigentlich ihre Hilfe hätte anbieten müssen, doch da sie die Begeisterung der guten Frau beim besten Willen nicht teilen konnte, beschloss sie, Abstand zu halten. Er ist erst seit fünf Minuten wieder da, dachte sie, und schon raubt er mir den letzten Nerv. Bis zum Ende der Woche bin ich ein Fall für den Psychiater.
    Als Gabriel zurückkam, saß sie im Salon und hatte die kümmerlichen Reste ihrer Fassung wieder gefunden. Sie hatte zwar Stiefel und Jacke ausgezogen, aber darauf verzichtet, ihr windzerzaustes Haar zu kämmen und ihre Blässe unter Make-up zu verbergen.
    „Das ist ja eine behagliche häusliche Szene.“
    Joanna blickte von dem Buch auf, das sie sich wahllos gegriffen hatte. Gabriel lehnte am Türrahmen und beobachtete sie mit undurchdringlicher Miene.
    „Sie ist schöner, als du ahnst“, erwiderte sie so lässig wie möglich. „Grace hat frischen Kaffee gebracht. Soll ich dir eine Tasse einschenken?“
    „Nein, bleib sitzen. Ich erledige es selbst.“ Er ging zum Tisch und hantierte mit der Kanne. „Am liebsten hätte sie ein Festmenü serviert, aber ich habe ihr versichert, dass Kaffee genügt.“
    Zu ihrem Erstaunen sah sie, dass die Tasse, die er ihr reichte, mit genau der richtigen Mischung aus Kaffee und Sahne gefüllt war. Sein Gedächtnis war tatsächlich ausgezeichnet.
    Gabriel betrachtete das Buch in ihrer Hand und pfiff anerkennend durch die Zähne. „Wisden? Seit wann interessierst du dich für Kricket?“
    „Nun ja …“ Joanna errötete verlegen. Warum, um alles in der Welt, hatte sie nicht auf den Titel geachtet? Sie klappte den Band zu und legte ihn beiseite. „Ich habe mir die Spiele eigentlich nur angeschaut, um deinem Vater Gesellschaft zu leisten.“
    Sein Lächeln wirkte kühl. „Die perfekte Schwiegertochter.“
    „Danke.“
    Er nahm ihr gegenüber auf einem der chintzbezogenen Sofas Platz, die den Kamin flankierten. Die Hunde waren ihm ins Zimmer gefolgt und ließen sich nun auf dem Teppich nieder.
    Gabriel hat sich verändert, überlegte sie. Die Linien um seinen Mund waren tiefer geworden, und seine Züge hatten jegliche Jungenhaftigkeit verloren. Er sah nicht nur älter aus, sondern auch härter. Als er den Kopf hob, trafen sich ihre Blicke.
    „Du hast
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