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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi
Autoren: Volker Backert
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wie aufgedreht. »Kollege Scherzer wird den Einsatz professionell leiten, Seite an Seite mit einem SEK -Mann. Weitere Kommandokräfte sind getarnt im Rückraum, alle Fluchtwege sind dicht.«
    Stein rümpfte die Nase. »Scherzer, wie schätzen Sie Nora Henderson ein? Sie hatten doch schon persönlichen Kontakt.« Tom nickte. »Charly und ich waren ja erst bei ihr. Sie hat kein Interesse an Kooperation mit uns, das zeigt auch ihre eigenmächtig angezettelte Pressekonferenz in München.«
    »Oh ja, allein dieses unsägliche Angebot an den Entführer, alles ohne Polizei zu lösen!«
    »Sie bleibt, zumindest aus einsatztaktischer Sicht, eine unberechenbare Größe. Ihre Sturheit und ihr eiserner Wille sind ja hinlänglich bekannt.«
    »Könnte sie … Mitwisserin sein … oder Täterin?« Steins Frage schlug ein wie eine Bombe. Entsetzte Stille.
    Tom wehrte ab.
    »Ausgeschlossen! Welchen Grund sollte diese Ballettbesessene haben, dieses Riesentalent Ann-Sophie, ihre potenzielle Nachfolgerin in München, vor die Hunde gehen zu lassen? Das ist doch absurd!«
    »Nicht unbedingt«, sagte Barbara langsam. »Nora ist nicht nur ballettbesessen, sie ist vor allem ninotschkabesessen. Wenn dieser Wahn dazu führt, dass sie in Ann-Sophies Talent eine Bedrohung sieht für die ewige Ausnahmestellung ihrer eigenen Tochter …« Sie ließ ihren Satz unvollendet.
    Stein trommelte nervös mit den Fingern auf der Tischplatte. »Ich sehe schon die BILD -Schlagzeile: ›Coburg: Haus des Grauens!‹ Stellen Sie sicher, dass die Sache absolut professionell und sauber abläuft! Kein Blutbad, kein Haus des Grauens!«
    19:30 Uhr – Coburg, Am Festungsberg
    »Jetzt!« Der Sekundenzeiger sprang auf die Zwölf. Im Rückspiegel sah Tom Scherzer noch den weißen Mercedes Sprinter »Europcar« rechts ranfahren, dann schwang er sich gemeinsam mit Axel Lanko vom SEK aus dem grauen BMW . Zügig gingen sie auf das massive Portal der alten Klinkervilla zu. Erst jetzt schlug die Turmuhr von St. Augustin zweimal.
    »Henderson/Henze«. Tom drückte zweimal. Ein klassischer Gong ertönte im Hausinneren. Lanko musterte unauffällig die Fassade. Keine verdächtige Bewegung, nichts regte sich an den Vorhängen der großen Sprossenfenster.
    Plötzlich Getrappel im Haus; schnelle Schritte auf einer Holztreppe. Ein Riegel wurde zurückgeschoben, die Tür schwang auf: Nora Henderson, kühl und misstrauisch.
    »Herr Scherzer?«
    »Jawoll, das ist mein Kollege Lanko.«
    Tom zog ein graues Papier aus seiner Innentasche. »Frau Henderson, wir haben einen Durchsuchungsbeschluss.«
    Nora straffte sich. Mit spitzen Fingern nahm sie das Papier entgegen und studierte es.
    Gründlich. Sehr gründlich.
    Wann gab’s das zuletzt, dachte Tom flüchtig, die liest wirklich jeden einzelnen Satz, jeden Paragrafen. Sein Blick wanderte durch den Raum.
    Eine kniehohe Vase mit japanischen Kirschblütenzweigen. Künstlicher, leicht verstaubter Retro-Chic der Fünfziger. Ein blauer Scherenschnitt, vermutlich von Matisse, der Rücken einer Tänzerin. Und über allem ein winziger Rest von Stickigkeit und Mief …
    »Ist das alles?« Nora reichte ihm mit Frost in der Stimme den Durchsuchungsbeschluss zurück. »Glauben Sie wirklich, dass Ann-Sophie hier, in meinem Haus, gefangen gehalten wird? Das ist unerhört, das empfinde ich als tiefe persönliche Kränkung!«
    »Wo ist Ihr Sohn, Frau Henderson? Wir müssen dringend noch mit Aron sprechen.«
    »Aron meldet sich nicht bei mir ab. Ich habe lediglich gehört, dass er vorhin zur Haustür raus ist.«
    »Wann?«
    »Vielleicht vor einer Stunde, gegen halb sieben.«
    »Gut, dann fangen wir eben ohne ihn an … Hol deine Leute rein, Axel!«
    * * *
    Die High Heels klapperten über den Steinfußboden. Nervtötend gleichmäßig. Hin … und her … und hin … und her …
    Er genießt es, dachte Charly. Das ist keine Nervosität, der stolziert wie ein Pfau auf und ab … der gefällt sich im Spiegel … auf seiner Bühne hier, in seinem kleinen Königreich. Er genießt seine Sicherheit und Macht … über sich, über seine gefühlte Identität … und über uns. Über Leben und Tod. Die Macht, uns hier drin langsam verfaulen zu lassen, daraus zieht er seine Kraft und Befriedigung, wie ein sadistischer Vampir! Verzweifelt versuchte er, sich zeitlich zu orientieren: Wie lange saß er selbst schon hier, festgekettet auf nassem, kaltem Steinfußboden … und wie lange schon Ann-Sophie? Wie lange hatte Ann-Sophie schon kein Wasser mehr getrunken? Doch
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