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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse
Autoren: Aufbau
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davon ausgegangen, der Schlüssel zum Geheimnis läge in Cináeds Werk zur Herrschaft Eoganáns, in dem Buch, das, wie schon gesagt, in Mac Faosmas Wohnräumen ein Opfer der Flammen wurde. Viel später ging mir auf, daß für unsere Untersuchungen sein Werk über den Edelsteinhandel aufschlußreicher war. Eadulf und ich hatten den Titel Buan gegenüber erwähnt. Kurz danach waren alle Bücher Cináeds aus der Bibliothek verschwunden und verbrannt. Ganz offensichtlich sollten unsere Nachforschungen unterbunden werden. Buan war klug genug, um sich zu sagen, wenn sie nur das Buch über die Edelsteine verbrennt, |455| könnte der Verdacht auf sie fallen. Also hat sie alle verbrannt.
    Ich denke, der Ehrwürdige Cináed hat nicht von Anfang an gesehen, was sich da abspielte. Erst als Äbtissin Faife ermordet und die sechs in der Edelsteinschleiferei erfahrenen Nonnen entführt wurden, ist ihm die ganze Tragweite bewußt geworden. Dann war ihm klar, daß Buan darin verstrickt war. Buan ihrerseits durchschaute, daß er die Zusammenhänge erfaßt hatte. Er mußte also beiseite geschafft werden. Sie lockte ihn mit der gefälschten Notiz von Schwester Sinnchéne ins Bethaus. Außerdem hoffte sie, der Zettel könnte als Beweis gegen Sinnchéne dienen. Nur war Cináed weise genug, ihn zu verbrennen, jedenfalls hat er es versucht. Die Reste des verkohlten Streifens übergab sie dem Abt, immer in der Hoffnung, damit den Verdacht auf Sinnchéne zu lenken. Auch Eadulf und mir gegenüber bemühte sie sich sehr, Sinnchéne zu belasten. Aus allem folgt, Buan hat in der Kapelle ihren Mann erwartet und ihn mit einem schweren Gegenstand erschlagen.«
    Eadulf bekräftigte das mit einem Kopfnicken.
    »Eine Weile haben auch wir Schwester Sinnchéne beargwöhnt«, räumte er ein. »Nur sie hatte gewußt, daß wir in die Werkstatt gehen wollten, in der die Steine poliert werden, und ausgerechnet dort erfolgte der Anschlag auf Fidelmas Leben.«
    Höchst verwundert horchte Abt Erc auf. »Anschlag? Was für ein Anschlag?«
    »Ich bin überzeugt, Buan bekam es immer mehr mit der Angst zu tun, und sie wußte, daß ich sie im Verdacht hatte. Am Abend zuvor hatte sie mich in ihre Wohnung gebeten. Ich sollte ihr ihre Rechte als Witwe darlegen – ein fadenscheiniger Vorwand. Sie wollte mich da schon unschädlich machen, vermute ich. Zu ihrem Leidwesen war Eadulf aufgetaucht und |456| begleitete mich in ihre Wohnung, so mußte sie ihren Plan aufgeben. Am nächsten Tag versuchte sie, mir einen schweren Stein von der Brüstung auf den Kopf zu werfen, als wir die Werkstatt verließen.«
    »Wenn Schwester Sinnchéne die einzige war, die gewußt hat, daß ihr die Steinschleiferei aufsuchen wolltet, wie konnte Schwester Buan davon erfahren?« fragte Bruder Cú Mara.
    »Von dir.« Huldvoll lächelte ihn Fidelma an.
    Der junge Verwalter riß die Augen auf. »Ich habe keinem Menschen etwas gesagt«, verteidigte er sich aufgeregt.
    »Nicht unmittelbar«, bestätigte ihm Fidelma mit sanfter Stimme.
    »Ich erinnere mich, wie das war«, unterbrach sie Schwester Uallann. »Schwester Sinnchéne brachte die Wäsche zurück. Ich war gerade im Gespräch mit Bruder Cú Mara und Schwester Buan. Der Verwalter erwähnte, er hätte sich dir gegenüber zu unverschämt benommen, und wollte sich bei dir entschuldigen. Er fragte Schwester Sinnchéne, ob sie wüßte, wo du bist. Sie sagte es ihm. Auf diese Weise hat Schwester Buan es erfahren, und ich weiß auch genau, daß sie uns sofort danach verließ.«
    »Demnach konnte Buan geschwind durch die Schlafsäle auf das Dach der Werkstatt eilen, einen Block von der Brüstung lockern und ein zweites Mal nach meinem Leben trachten.«
    »Glücklicherweise schlug das fehl«, ergänzte Eadulf. »Schon bei der ersten Begegnung mit Buan hatte ich das Gefühl, ich würde sie von irgendwoher kennen. Ihr Gesicht kam mir bekannt vor, und ich habe mit Fidelma darüber geredet. Erst als sie ihren entscheidenden Fehler machte, fügte sich alles zu einem Bild.«
    »Ihren entscheidenden Fehler?« Der Abt schüttelte ratlos den Kopf.
    |457| »Eadulf ist es zu verdanken, daß sie den Fehler beging«, erklärte Fidelma und blickte ihn anerkennend an.
    Nun richteten sich alle Augen auf ihn, und er zuckte bescheiden mit den Achseln.
    »Wenn wir mit ihr sprachen, hat sie ständig betont, völlig ungebildet zu sein. Sie behauptete, sie würde nicht ein Wort Latein verstehen, und wollte uns glauben machen, daß sie nicht wisse, wovon Cináeds Arbeiten
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