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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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anderes Außergewöhnliches tun, wurde enttäuscht.
    Am Eingang zum Haupthaus wurde er von Ritter Wilfert empfangen. Wilfert, der einstige Knappe seines Vaters, gehörte zu den ganz wenigen, die damals, im Herzen der Schlacht, das Scheitern Anreons hautnah miterlebt hatten und noch heute auf der Dreigötter Erden wandelten, um davon zu berichten – Letzteres hatte Wilfert freilich nie getan. Tarean argwöhnte, dass Than Urias nicht ganz unschuldig daran war, dass der Ritter, der kurz nach Tareans drittem Geburtstag eines Tages auf dem Burghof gestanden und um das Recht zu bleiben gebeten hatte, nie über diesen Teil seiner Vergangenheit und die Rolle, die der Kristalldrachenorden und sein Vater in ihr gespielt hatten, sprach. Es mochte der Preis dafür sein, die schützende Hand über den Jungen halten zu dürfen.
    Tarean hatte ihn deswegen schon zur Rede gestellt, er hatte ihn sogar zum Streit herausgefordert, doch mehr als den einen Satz hatte er dem Ritter nie entlocken können: »Ganz gleich, wie sich die Welt deines Vaters erinnert, ganz gleich, was die Menschen, die es nicht besser wissen, sagen mögen, glaube meinen Worten und bewahre sie in deinem Herzen, Tarean, wenn ich dir sage, dass Anreon von Agialon, dein Vater, einstmals ein großer Krieger war, und daran, dass es nicht seine Bestimmung war, den Lauf der Dinge aufzuhalten, trägt er keine Schuld. Vergiss dies nie!« »Ich werde es nicht vergessen«, hatte der kleine, elternlose Junge mit ernster Miene geantwortet, und auch wenn er die komplizierten Worte des großen Mannes mit dem lahmen linken Arm damals nicht vollends verstanden hatte, ihr Kern hatte ihn all die Jahre begleitet: Einstmals ein großer Krieger …
    Nun stand er da und beobachtete von der Burgwehr aus, wie Wilfert den fremden Alben herzlich begrüßte und dann mit ihm im Inneren des Haupthauses verschwand. Er war sich sicher, sie würden sich im hohen Speisesaal, in dem Than Urias an manchen Tagen auch Audienz hielt, oder aber im Studierzimmer seines Ahns zusammensetzen – zumindest, wenn die Geschäfte des Alben auf Dornhall offizieller Natur waren. Den Farben nach zu urteilen, die er getragen hatte, war er durchaus im Auftrag des Hochkönigs unterwegs.
    Eigentlich hatte Tarean schon vor Jahren aufgehört, die Gespräche von Erwachsenen zu belauschen. Früher hatte er sich, wie die anderen Kinder auch, einen Spaß daraus gemacht, die zahlreichen Ecken und Winkel der Burg zu erkunden, stets auf der Suche nach geeigneten Plätzen, an denen sich die scheinbar vertraulichen Zusammenkünfte der Großen ausspionieren ließen.
    So hatte er erfahren, dass der Waffenmeister Ilrod für die Dame Jannis von Bergen mehr als nur die Treue und Achtung eines Untergebenen empfand. Und dass es fast alle der Zofen seiner Ahne wussten. Und auch ein paar der Soldaten des Waffenmeisters; Than Urias indes noch immer nicht.
    Er kannte all diese vortrefflichen Nischen noch, in die der Klang selbst leise geflüsterter Worte um Ecken herum und Treppenaufgänge hinauf, durch Kaminschächte und durch Spalten im Holzfußboden getragen wurde. Und auch wenn es ihm irgendwann ein selbst auferlegter Ehrenkodex verboten hatte, diese Nischen aufzusuchen, hatte er heute das Gefühl, Zeuge von wichtigen Entwicklungen zu werden, wenn er bloß zur rechten Zeit am rechten Ort eine unauffällige Beschäftigung finden konnte. Denn wann hatte man zuletzt einen Abgesandten vom Hofe Jeorhels auf Dornhall empfangen – und dies ohne jede Vorankündigung!
    Tarean hastete die Steintreppe hinab in den Hof und dann hinüber zum Haupthaus. Doch statt des Haupteingangs öffnete er eine der Seitentüren, die zum Flügel der Bediensteten führte, und schlüpfte hinein. Er huschte durch die Gänge und dann eine schmale Wendeltreppe empor in den zweiten Stock des Hauses, um das Studierzimmer zu erreichen, das genau über dem großen Speisesaal lag.
    Auf leisen Sohlen schlich er durch den Flur. Im Grunde war es sein gutes Recht, sich hier oben herumzutreiben – er hätte ohne Weiteres vorgeben können, für Bruder Ingolds Unterweisungen in Landeskunde lernen zu wollen. Trotzdem kam er sich wie ein Eindringling vor, während er, verstohlen über die Schulter blickend, vor der Tür zum Studierzimmer stehen blieb und mit angehaltenem Atem horchte, ob sich jemand näherte.
    Alles war ruhig, und so drückte der Junge behutsam die Klinke hinunter und schob die Tür auf, die mit leisem Quietschen nachgab. Tarean verzog das Gesicht bei dem
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