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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen
Autoren: authors_sort
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Aufflackern der Bremslichter gesehen hatte und keinen Auffahrunfall verursachte.
    »Wir warten hier, bis wir besser sehen«, flüsterte Singer kaum hörbar.
     
    Jess sah die beiden Fahrzeuge aus dem Wald auftauchen und kurz darauf das Aufleuchten von Bremslichtern. Obwohl er damit gerechnet hatte, dass sie hier waren, konnte er es irgendwie immer noch nicht fassen, dass seine Vermutung Realität geworden war.
    Er schob den Gewehrlauf über den Rand eines Schieferblocks und schaute durch das Zielfernrohr. Es verstärkte das Restlicht, sodass er mehr erkannte als mit bloßem Auge. Die weiße Lackierung des ersten Fahrzeugs hob sich halbwegs gut von dem dunklen Hintergrund ab, aber er konnte trotzdem nicht in das Wageninnere blicken. Es dauerte einige Minuten, bis er in dem ersten Fahrzeug zwei Männer zu erkennen glaubte. Und weitere zwei in dem Pick-up dahinter.
    Das Fadenkreuz pendelte sich auf dem Fenster des weißen Geländewagens ein, auf der Seite des Fahrers. Die Distanz war zu groß für einen präzisen Schuss. Trotzdem betätigte er den Ladehebel, und das in der morgendlichen Stille übermäßig laut wirkende Geräusch ließ ihn zusammenzucken.
Aber die Männer in den beiden Fahrzeugen hatten es bestimmt nicht gehört.
     
    Newkirk blickte immer wieder nervös auf die Uhr. Seine Nase lief, und er fror am ganzen Körper. Am Fuß des Hügels nahmen das Haus, die Scheune und die Nebengebäude der Ranch allmählich Kontur an. Zu ihrer Linken befand sich eine grasbewachsene Hügelkuppe mit Felsbrocken, zu ihrer Rechten ein sanft ansteigender, mit Kiefern bewachsener Hang.
    Er schaute zu Singer hinüber, der reglos dasaß und das unter ihnen liegende Tal beobachtete. Der Mann ist so cool, dachte er, inständig hoffend, dass etwas von dieser Ruhe auf ihn abfärbte.
    Er wurde von einer Art Schüttelfrost gepackt, der seine Zähne klappern ließ, und kniff in der Hoffnung den Mund zu, dass es bald vorüberging. Das Zittern hatte nichts mit der Kälte zu tun.
     
    Auch Jess zitterte, das Fadenkreuz bewegte sich unruhig über das Fenster des Geländewagens. Er holte tief Luft. Ihm war klar, dass er zu lange auf der Stelle gelegen hatte. Seine Arme und Beine waren verkrampft, daher das Zittern. Er versuchte, sich zu entspannen, regelmäßig zu atmen und das Ziel ruhig ins Visier zu nehmen.
    Wann hatte er zuletzt durch ein Zielfernrohr geblickt? Er konnte sich nicht erinnern. Hoffentlich hatte er nicht alles verlernt.
    Wieder blickte er zu seinem Haus hinüber. Kein Licht, keine Bewegungen. Gut so.

    In der Scheune brüllte das Kalb, das in der letzten Nacht zur Welt gekommen war, nach seiner Mutter.
    Plötzlich setzten sich die Fahrzeuge in Bewegung, rollten die bergab führende Straße hinab. Der weiße Geländewagen beschleunigte, offenbar war es dem Fahrer jetzt ziemlich egal, ob er entdeckt wurde. Der schwarze Pick-up, den er am Vortag auf dem Hof seiner Ranch gesehen hatte, war dicht dahinter.
    Ungefähr zweihundertfünfzig Meter von ihm entfernt beschrieb die Straße eine Kurve, vor der die Eindringlinge abbremsen mussten. Die Distanz ließ einen präzisen Schuss zu, aber es war keineswegs sicher, dass er treffen würde. Wieder blickte er durch das Zielfernrohr, und diesmal nahm er Singers Gesicht ins Visier. Er drückte ab, doch nichts geschah.
    »Mist!« Er hatte tatsächlich vergessen, die Waffe zu entsichern. Als er das nachgeholt hatte und erneut durch das Zielfernrohr schaute, hatten die Fahrzeuge die Kurve bereits genommen und rasten die Straße hinab, sich immer weiter von ihm entfernend. Er konnte nicht fassen, in einer so entscheidenden Situation einen Anfängerfehler gemacht zu haben, und war wütend auf sich selbst.
     
    Newkirk streckte seine Hand aus dem offenen Fenster und hielt sich am Dach fest, weil Singer beschleunigte. Der Motor heulte auf, und kurz darauf waren sie am Fuß des Hügels, von wo aus die Straße gerade verlief. Das Haus kam immer näher, füllte bald die ganze Windschutzscheibe aus. Gonzales und Swann überholten sie auf seiner Seite.
    Beide Fahrzeuge bremsten auf dem mit Kies bestreuten Hof und blieben vor der Haustür stehen.

    Jetzt war alles reine Routine, wie er sie von früher kannte. Er sprang aus dem Geländewagen, bezog hinter der Tür Deckung und zielte durch das offene Fenster auf die Haustür. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Singer sich genauso verhielt, nachdem er sein Schnellfeuergewehr neu geladen hatte.
    Auch Gonzales war bereits aus seinem Pick-up gesprungen. Als
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