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Sommermaerchen

Sommermaerchen

Titel: Sommermaerchen
Autoren: Sarah Elliott , SARAH MALLORY
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schloss, hastete sie die Stufen hinunter und versuchte, sich im Laufen die Handschuhe überzustreifen. Unglücklicherweise übersah sie dadurch die letzte Stufe und stolperte. Die Handschuhe fielen zu Boden und sie selbst stürzte geradewegs auf einen nichts ahnenden Spaziergänger.

4. KAPITEL
    Überlegend, wie er den restlichen Abend verbringen sollte, ging Charles raschen Schrittes durch die laue Nacht zur Park Lane. Üblicherweise hätte er sich mit Freunden in seinem Klub getroffen oder eine Gesellschaft besucht; eine, die nicht von solch feinen Damen wie Lady Teasdale gegeben wurde. An diesem Abend indes wusste er nichts mit sich anzufangen. Er fühlte sich zu rastlos, um den Abend zu Hause zu beenden. Allerdings sagte es ihm auch nicht zu, sich die Zeit bei White’s zu vertreiben.
    Tief in Gedanken versunken, die Hände in den Taschen und den Kopf gebeugt, näherte er sich dem Haus seiner Mutter. Aus diesem Grund bemerkte er die junge Dame im nun nicht mehr gelben Kleid auch erst, als sie mit einem Aufschrei auf ihn stürzte und ihn mit sich zu Boden riss.
    Überrascht lag Charles einen Augenblick reglos auf dem Rücken. Die junge Dame verharrte ebenso reglos auf seiner Brust.
    „Oh, das tut mir furchtbar leid“, sagte sie schließlich und richtete sich auf. „Das ist ganz allein meine Schuld. Ich bin schrecklich tollpatschig, und wäre ich nicht so in Eile gewesen ... Ach bitte, ich helfe Ihnen auf.“
    Sie war ein ganzes Stück kleiner als er, und er war sich nicht sicher, wie sie ihm aufhelfen wollte. Als sie versuchte aufzustehen, stützte sie sich fest auf ihm ab. Er stöhnte auf vor Schmerz.

    Sie hielt verlegen inne. „Oh, das tut mir leid.“
    „Das sagten Sie bereits.“ Er legte die Hände an ihre Arme. „Sehen wir mal, wie wir uns aus dieser Lage befreien können.“
    Behutsam schob er sie von sich und setzte sich auf. Dann streckte er die Hand aus, um ihr zu helfen, sich ebenfalls aufzusetzen.
    Sie schaute ihn verblüfft an.
    Auch Charles blickte sie an, und in der darauffolgenden Stille schwelgte er ganz in ihrem Anblick. Aus der Nähe konnte er nun im Licht, das aus dem Hauseingang fiel, all die Einzelheiten sehen, die ihm am Nachmittag verweigert worden waren: die helleren, von der Sonne bewirkten Tupfer in ihren blonden Haaren, die bernsteinfarbenen Pünktchen in ihren samtbraunen Augen und die leichte Spur von Sommersprossen auf ihrer Nase. Von diesen Sommersprossen abgesehen war ihre Haut makellos. Charles ließ den Blick zu ihrem Dekolleté schweifen, bis zu der Stelle, wo der goldbraune Stoff ihres Kleides die Haut verbarg, direkt über ihrer Brust ... Er musste schlucken.
    Junge Debütantinnen trugen fast immer Weiß. Unwillkürlich überlegte er, wie alt sie wohl sein mochte und ob sie noch ledig war. Sie sah kaum älter als zwanzig aus, dennoch konnte sie verheiratet sein. Allerdings – sie sah so unschuldig aus. Die schmalen Brauen über den wunderschönen braunen Augen hochgezogen, musterte sie ihn ebenso eindringlich wie er sie. Sein Blick fiel auf ihren Mund – ein hinreißender Mund mit vollen Lippen von zartrosa Farbe –, und er wusste sofort, dass er sie küssen würde.
    Natürlich nicht jetzt, aber bald.
    „Benötigen Sie Hilfe, Miss Sinclair?“, rief ihr Kutscher, der inzwischen vor dem Haus gehalten hatte.
    Der Bann war gebrochen. Schwach lächelnd antwortete sie ihm: „Mir geht es gut, John. Ich war nur wieder mal ein wenig zu sehr in Eile.“
    „Jawohl, Miss“, antwortete John, sich ein Lachen verkneifend.
    Beatrice wandte sich wieder zu Charles, fragte sich, wer er war. Er hatte kaum ein Wort gesprochen, aber sie war sofort auf der Hut, als ihr auffiel, wie er sie ansah.
    Oh, nach dem tadellosen Aussehen zu urteilen war er ganz eindeutig ein Gentleman
    – er trug einen Samtgehrock und ein schneeweißes Krawattentuch –, aber ob er auch dem Ruf nach ein Gentleman war ... Sie bezweifelte es. Dazu sah er viel zu attraktiv aus, atemberaubend attraktiv. Ganz unverhohlen sah er sie aus grünen Augen an und ließ den Blick über ihre Figur schweifen. Seine verruchten Gedanken standen ihm deutlich in seine bewundernde Miene geschrieben.
    Bemüht, die Fassung wiederzugewinnen, räusperte sie sich. „Wie ich bereits sagte, bedaure ich diesen Vorfall außerordentlich. Ich war so in Eile, dass ich nicht auf meine Schritte achtete. Meine Tante erwartet mich, und sie kann, nun ja, ein wenig unwirsch werden, wenn man sie verärgert.“
    Mit verwegen funkelnden Augen
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