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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit
Autoren: Nalini Singh
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in ihrem zerstörten Hirn unter. „Er weiß alles“, sagte sie noch einmal in dem verzweifelten Versuch, verständlich zu machen, was sie getan hatte. „Er weiß alles.“ Sie griff nach der Hand des Mannes.
    „Was weiß er?“ Unter seiner Haut schien ein Feuer zu brennen.
    „Alles über die Kinder“, flüsterte sie, ihr Kopf wurde schwer, ihr Blick verschwamm erneut. „Über den Jungen.“
    Gold wurde zu Bronze, sie wollte weiter schauen, aber es war zu spät.
    Archiv Familie Petrokov
    Brief vom 17. Januar 1969
    Mein lieber Matthew,
    auf dem heutigen Treffen der Regierungsvertreter hat der Rat einen völlig neuen Ansatz für die Lösung unserer Probleme vorgeschlagen. Ich wusste, dass so etwas geplant war, kann mir aber immer noch nicht ganz vorstellen, wie es funktionieren soll.
    Das Programm soll der nächsten Generation von Medialen sämtliche negativen Gefühle abtrainieren. Es wäre ein Segen, wenn wir ein Mittel gegen die Wut fänden – wie viel Gewalt könnte verhindert und wie viele Leben könnten dadurch gerettet werden. Aber der theoretische Ansatz geht noch weiter. Hätte man erst einmal die Wut im Griff, könnte man wahrscheinlich auch andere zerstörerische Gefühle kontrollieren – könnte die Brüche verhindern, die Geisteskrankheiten auslösen, meinen die Gelehrten.
    Ich wage kaum zu hoffen, dass dies wirklich geschehen könnte. Gott weiß, dass die Gaben unserer Familie schon viel zu oft einen hohen Preis abverlangt haben.
    In Liebe
    Mamotschka

 
    2
    Er weiß alles … Über die Kinder. Über den Jungen.
    Ungeduldig hatte Dev bis neun mit dem Anruf gewartet, dann tippte er angespannt Talins Nummer ein. Die blonde Patientin hatte erneut das Bewusstsein verloren, aber Dev hatten ihre Worte als Anhaltspunkte genügt – instinktiv wusste er, wo er die Antwort finden würde.
    „Dev?“ Talins verschlafenes Gesicht erschien auf dem transparenten Bildschirm; Dev war nicht überrascht, dass sie gähnte, schließlich war es bei ihr erst sechs. „Ich dachte, wir treffen uns um halb elf Ihrer Zeit.“
    „Kleine Änderung.“ Er überlegte sich genau, was er sagen wollte. Talin war zwar pragmatisch veranlagt, hing aber auch sehr an ihren Schützlingen. „Ich muss Jon sprechen.“
    Sie verzog den Mund. „Er wird seine Meinung in Bezug auf eine Schule der Stiftung nicht ändern. Aber ich werde dafür sorgen, dass er alles liest, was Glen ihm schickt, und die Medialen im Rudel helfen ihm bei seinen Fähigkeiten.“
    „Die DarkRiver-Leoparden sind sein Zuhause.“ Zu diesem Schluss war Dev nach einem Besuch bei dem Rudel in San Francisco gekommen. „Einen besseren Ort gibt es nicht für ihn.“
    „Worum geht es dann?“
    „Wer weiß von Jons Entführung und seinem Aufenthalt im Labor der Medialen?“ Genetisch gesehen war der Junge fast zur Hälfte ein Medialer und besaß eine einzigartige Gabe im sprachlichen Bereich. Er konnte buchstäblich jeden zu allem überreden, was er wollte. So mancher würde Morde begehen, um an solche Fähigkeiten zu kommen.
    Talin kniff die Augen zusammen. „Natürlich weiß Ashaya Bescheid. Sie war schließlich die leitende Wissenschaftlerin des Labors.“
    Mittlerweile war Ashaya Aleine Gefährtin eines DarkRiver-Leoparden und würde sicher nichts tun, was Jon oder andere Kinder der Vergessenen in Gefahr brachte. „Wer noch?“
    „Alle anderen sind tot.“ Talins Stimme zitterte vor Wut. „Clay hat sich um Larsen gekümmert, den Mistkerl, der die Kinder als Versuchskaninchen benutzt hat. Und wie Sie wissen, hat der Rat nach Ashayas Weggang das Labor in die Luft gesprengt und dabei alle Mitarbeiter getötet.“
    In seiner Brust breitete sich Todeskälte aus. „Wie sicher ist das?“
    „Die Leoparden haben Verbindungen zum Medialnet, die Wölfe ebenfalls“, fügte sie hinzu – die SnowDancer-Wölfe waren die engsten Verbündeten des Leopardenrudels. „Es gab nicht den kleinsten Hinweis auf Überlebende.“
    Aber Dev wusste, dass die Medialen geübt darin waren, Geheimnisse für sich zu behalten. Insbesondere Leute wie Ratsherr Ming LeBon, der gerüchteweise die Zerstörung des Labors angeordnet hatte. „Wenn ich Ihnen ein Foto schicke, könnten Sie dann Jon fragen, ob er die Person darauf aus dem Labor kennt?“
    „Nein.“ Endgültig, genauso wild entschlossen wie die Leoparden ihres Rudels. „Allmählich fängt er an, sich wie ein ganz normaler Jugendlicher zu verhalten – ich will ihn nicht daran erinnern, was er an diesem Ort erleiden
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