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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls
Autoren: Chris Wooding
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Malverys große Stunde – Aus dem Nebel
    Frey hörte die Explosion nicht.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis seine betäubten Sinne sich erholt hatten, aber selbst dann konnte er sich nur an das Gefühl erinnern, von einer ungeheuren Kraft zerquetscht zu werden, wie ein Insekt unter einem unsichtbaren Stiefel. Danach hatte er den Geschmack von Staub im Mund, ein Brennen in den Augen und ein hohes Pfeifen in den Ohren, wie das Heulen einer Turbine.
    Er schaute sich um. Alles war gedämpft und trübe. Die Luft war grau von pulverisiertem Stein. Er lag auf Händen und Knien. Wo sich zuvor ein Korridor vor ihm erstreckt hatte, befand sich jetzt eine Mauer aus Steintrümmern.
    Eine Granate, dachte er benommen. Orkmunds Festung musste einen direkten Treffer abbekommen haben.
    Plötzlich wurde er auf die Beine gezogen. Er blickte verwirrt auf und sah, dass Silo ihn am Arm gepackt hielt. Der Murthianer sagte etwas, aber er konnte es nicht hören. Silo stellte ihn hin und sprach mit übertriebener Lautstärke und Deutlichkeit, aber für Frey klang es trotzdem, als bahnten sich seine Worte aus großer Ferne ihren Weg durch den baumwollartigen Druck in seinen Ohren.

    »Käpt’n? Hören Sie mich?«
    »So gerade eben«, antwortete er. Seine Stimme klang seltsam in seinem Kopf.
    »Sind Sie verletzt?«
    Frey vergewisserte sich, dass er noch sämtliche Arme und Beine besaß. »Ich glaube nicht.«
    Ein schwacher Schrei war zu hören. Silo schaute zu den Trümmern hinüber, die den Korridor angefüllt hatten. Frey folgte seinem Blick.
    »Hey!« Es war Malvery. Jemand anderen hätte Frey wahrscheinlich nicht gehört, aber das Gebrüll des Doktors konnte Tote aufwecken.
    »Doc!«, rief Frey. »Alles in Ordnung?«
    »Käpt’n! Uns hier drüben geht’s gut. Schnittwunden und blaue Flecken. Silo bei Ihnen?«
    »Er ist okay.«
    »Okay!«
    Das Gespräch stockte. Der Staub setzte sich, und Frey sah nun den in den Korridor gestürzten Decken- und Wandabschnitt. Frey und Silo waren ein wenig zurückgeblieben, um den Rückzug der Gruppe zu decken. Frey starrte auf die Tonnen von Schutt vor ihnen und dachte, wie viel Glück sie gehabt hatten, dass niemand darunter gewesen war.
    »Wartet dort!«, rief Malvery. Durch eine Lücke im Schutt erhaschte Frey einen kurzen Blick auf ihn. »Bess gräbt sich zu euch durch!«
    Silo packte Frey an der Schulter und schüttelte den Kopf. Er zeigte nach oben zur Decke. »Ist kein guter Plan, Käpt’n.«
    Frey verstand. »Silo sagt Nein!«, rief er. »Die Decke könnte euch auf den Kopf fallen.«
    Malvery dachte einen Moment lang darüber nach. »Ich schätze, das würde ganz schön wehtun«, sagte er.

    »Geht weiter, zur Ketty Jay. Wir suchen uns einen anderen Weg.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Habt ihr den Schatz bei euch?«
    »Heil und unversehrt.«
    »Bringt ihn an Bord. Wir kommen dorthin, so schnell wir können.«
    »Alles klar.«
    »Und Malvery? Wenn sie wieder anfangen, uns zu beschießen, sag Jez, sie soll starten und euch wegbringen.«
    »Ohne Sie, Käpt’n?«
    »Ja.«
    »Lieber würde ich an meiner eigenen Scheiße ersticken«, erwiderte Malvery fröhlich. »Wir sehen uns an Bord.«
    Frey schüttelte den Kopf, um das Klingeln in seinen Ohren loszuwerden. Die Wirkung entsprach ungefähr dem, was er erwartet hatte. Zumindest wurde sein Gehör mit der Zeit wieder besser.
    Er hob seinen heruntergefallenen Revolver auf und zeigte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Dort entlang, würde ich sagen.«
    Sie eilten durch den Korridor zurück und gelangten durch eine Tür in eine primitive Küche. Sie sahen ein bei der Explosion zersplittertes Außenfenster, aber es war trotzdem zu klein, um sich hindurchzuzwängen. Frey ging voran, in einen schlichten Speisesaal mit Bänken und einem Kamin. In der Hoffnung, eine Tür nach draußen zu finden, hielt er sich dicht an der Außenwand, aber ein Raum nach dem anderen bereitete ihm eine Enttäuschung. Schließlich gelangten sie zu einem weiteren Korridor wie demjenigen, aus dem sie gekommen waren.
    »Verdammt, wie schwer kann es sein, ein Gebäude zu verlassen
?«, beklagte er sich, und in diesem Moment stießen sie mit Orkmund zusammen.
    Er musste sie einen Augenblick, bevor sie um die Ecke bogen, gehört haben, und dank dieser kleinen Vorwarnung war er schneller als sie. Mit einem Schmuckkästchen in den Armen trat er aus einer Tür, als sie ins Blickfeld kamen. Frey und Silo kamen schlitternd zum Stehen. Orkmund ließ das Kästchen fallen und zog
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