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Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Titel: Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister
Autoren: Michael Scott
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aufgewellter Staub. Der goldene Sand und die polierten Kieselsteine glichen jetzt verbranntem Papier und Kohlestückchen. Ein Geisterwind verstreute die Asche und ließ sie in Spiralen zum Himmel aufsteigen. Sie fiel auf Bäume und Gräser, die bereits ihre Konturen verloren, und überzog sie mit einer pergamentfarbenen Schicht. Die gesamte Flora nahm die Farbe ausgeblichener Knochen an, bevor sie zu kalkgrauem Pulver zerfiel.
    Und als auch der letzte Rest Farbe verschwunden war, begannen die Grautöne zu verblassen, und der Horizont zerbarst in Millionen glitzernder Staubkörnchen, die wie schmutziger Schnee wieder nach unten fielen und nichts als eine kompakte, undurchdringliche Schwärze hinterließen.
    Der Jeep holperte eine schmale Küstenstraße entlang. Der Motor heulte, und die Räder drehten durch, weil sie auf der sich rasch auflösenden Straße kaum noch Halt fanden. Im Innern des Wagens roch es intensiv nach Anis, und außen umgab das Auto die Aura des Älteren wie eine glühende Hülle, leuchtend rot und so heiß, dass das Wagendach über ihm zu schmelzen drohte. Er versuchte verzweifelt, sein Schattenreich wenigstens so lange zusammenzuhalten, bis er mit dem Wagen bei Point Reyes ins Schattenreich Erde zurückgekehrt war. Aber er führte einen aussichtslosen Kampf. Die Welt, die er vor Jahrtausenden erschaffen hatte, verging, kehrte in ihren unerschaffenen Zustand zurück.
    Die Ereignisse der letzten Stunden hatten Prometheus erschöpft. Dass er den Kristallschädel zum Einsatz gebracht und den Flamels damit geholfen hatte, Josh bis nach San Francisco hinein zu folgen, hatte an seinen Kräften gezehrt. Er hatte um die Gefährlichkeit des Schädels gewusst, um den Preis, den er dafür zahlen musste – seine Schwester Zephaniah hatte ihn oft genug davor gewarnt. Aber dennoch hatte er sich entschlossen, dem Alchemysten und seiner Frau zu helfen. Prometheus hatte sich immer auf die Seite der Humani gestellt.
    Und so hatte er die Hände auf den uralten Schädel gelegt und sich seiner Kräfte bedient … Und im Gegenzug hatte der Schädel seine Erinnerungen aufgesogen und sich an seiner Aura gütlich getan. Nun war er geschwächt, entsetzlich geschwächt, und er wusste, dass er gefährlich nahe daran war, von seiner eigenen Aura verzehrt zu werden, zu verbrennen, bis nichts mehr von ihm übrig war als Asche. Innerhalb weniger Stunden war sein einst rotes Haar schneeweiß geworden und selbst seine leuchtend blauen Augen hatten einen helleren Ton angenommen.
    Er hatte die Grenze seiner Welt fast erreicht, es fehlte nicht mehr viel … Doch noch während er dies dachte, wurde der Wagen unvermittelt von einem dichten grauen Nebel eingehüllt.
    Prometheus erschrak so, dass er das Lenkrad herumriss und der Wagen fast von der Straße abgekommen wäre. Einen Augenblick lang dachte er, die Auflösung seines Schattenreiches hätte ihn eingeholt. Dann atmete er kalte, salzige Luft ein und erkannte, dass es sich lediglich um den ganz gewöhnlichen Nebel handelte, der an Point Reyes im Schattenreich Erde regelmäßig vom Meer hereindrückte. Gelegentlich waberte er von einer Welt in die andere. Auch dies war ein Beweis dafür, dass er nicht mehr weit von der Grenze seines Schattenreichs entfernt war.
    Plötzlich tauchten Gestalten aus dem Nebel auf, die vage an Menschen erinnerten. Schemenhaft säumten sie im Halbdunkel das letzte Stück Straße. »Meine Kinder«, flüsterte der Ältere. Dies waren die letzten Urmenschen. Vor langer, langer Zeit war in der namenlosen Stadt am Rande der Welt ein Funke seiner lodernden Aura in spröden Ton gefahren und hatte den zu primitivem Leben erweckt. Aus dem Tonvolk waren die Urmenschen entstanden, monströs in ihrer Erscheinung, aber keine Monster. Sie waren anders als alles, was die Welt je gesehen hatte, aus Ton erschaffen, ungestalt, die Köpfe kahl und zu groß für ihre schlanken Hälse, mit unfertigen, ausdruckslosen Gesichtern, die nur vage Kuhlen aufwiesen, wo ein Mund oder Augen hingehört hätten. So waren sie mit Prometheus durch die Schattenreiche gezogen, hatten Mythen und Legenden begründet und Panik ausgelöst, wo immer sie auftauchten. Jahrtausendelang hatten sie überlebt. Jetzt gab es nur noch eine Handvoll dieser Wesen. Auf der Suche nach Leben und Licht von Auren wanderten sie durch Prometheus’ Schattenreich. Das Motorengeräusch des Wagens hatte sie angelockt, und jetzt drehten sie ihm ihre Gesichter zu wie Blumen, die sich der Sonne zuwenden. Der vertraute
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