Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber
Autoren: Inga Lindström
Vom Netzwerk:
hatte gleich auf Anhieb einen Fisch am Haken. Keine fünf Minuten später fing er den zweiten und warf ihn ebenfalls in den mit Flusswasser gefüllten Eimer, der am Ufer stand.
    Während er die Schnur ein drittes Mal auswarf, überlegte Robert, was zum Teufel er mit den Fischen tun sollte, wenn sie weiterhin so anbissen wie jetzt. Er hatte vorhin in einem Hotel im Nachbarort eingecheckt und würde wohl kaum einen Eimer voller Fische mit aufs Zimmer nehmen können. Vermutlich würde er sie am Ende alle wieder in die Freiheit entlassen.
    Er setzte sich auf einen Baumstumpf und holte sein Handy aus der Brusttasche, um endlich das Gespräch hinter sich zu bringen, das er schon den ganzen Tag vor sich herschob. James Hartwood war im Wagen unterwegs und seine Stimme ziemlich schlecht zu verstehen. Er bat darum, dass Robert ihn später noch einmal anrufen möge, doch Robert wollte es gleich erledigen. Für das, was er zu sagen hatte, brauchte er nicht lange. Er teilte James seine Kündigung mit.
    James reagierte kühl, aber professionell. Er habe Derartiges schon kommen sehen, meinte er. Robert sei in der letzten Zeit nicht mehr mit demselben Eifer bei der Sache gewesen wie früher. Man werde eine Freistellungsvereinbarung aufsetzen. Ob er den laufenden Auftrag noch zu Ende führen werde?
    Robert verneinte die Frage. »Ich will ganz von vorn anfangen. Und zwar sofort.«
    James schlug vor, einen anderen Mitarbeiter zu schicken, der die Modalitäten für eine Übernahme des Blomquist-Werks prüfen solle.
    »Tun Sie das nicht, James. Diese Firma ist nichts für Hartwood, glauben Sie mir. An dieses Objekt sollten Sie keinen Gedanken mehr verschwenden.«
    Damit war das Thema vom Tisch. Als Robert die Verbindung trennte, fühlte er sich, als hätte er einen hohen Berg erklommen. Er hatte einen langen, beschwerlichen Weg zurückgelegt, und jetzt war er endlich da angekommen, wo er frei sein konnte.
    Doch er war auch allein. Bitterkeit erfüllte ihn bei dem Gedanken, dass es auch anders hätte sein können. Wenn er nur früh genug ehrlich gewesen wäre. Oder seine Entscheidung einfach ein paar Tage eher hätte fällen können.
    Doch da hatte er Anna noch nicht gekannt. Anna...
    Er schloss die Augen und sah sie in Gedanken vor sich. Ihr Gesicht. Ihre Bewegungen, wenn sie sich das Haar zurückstrich. Ihr wildes Lachen, als sie sich in den Bergsee gestürzt hatte.
    Als er die Augen wieder aufschlug, war ihr Kajak das Erste, was er sah. Es hatte sich keine dreißig Meter von ihm entfernt in der Uferböschung verfangen.
    »Anna?« rief er, von einer bösen Ahnung erfüllt.
    Niemand antwortete, und er stand auf und lief hinüber zu dem Boot. Von Anna war weit und breit nichts zu sehen. Robert geriet in Panik und fing an, das Ufer abzusuchen. Immer wieder schaute er hinaus aufs Wasser und suchte nach einem treibenden Körper, doch ihre Schwimmweste war von einer so leuchtenden Farbe, dass er sie sofort gesehen hätte, wenn sie dort draußen gewesen wäre.
    Schließlich machte er sich klar, dass es eine Sache gab, die er nicht bedacht hatte. Von wilder Hoffnung erfüllt, lief er zu seinem Wagen.
    Als er fünf Minuten später mit quietschenden Bremsen auf dem Hof der Blomquists anhielt, sah er niemanden außer Harald. Er hockte auf einer Bank und hatte den Kopf in den Händen vergraben.
    Robert lief zu ihm. »Hören Sie, ich habe Annas Kajak gefunden. Es kann sein, dass ihr etwas passiert ist. Oder ist sie vielleicht hier?«
    »Nein«, sagte Harald mit hohler Stimme. Dann erst schien ihm klar zu werden, was Robert davor gesagt hatte.
    »Mein Gott«, sagte er. Er stemmte sich hoch, fiel aber wieder zurück, und erst beim zweiten Versuch kam er taumelnd zum Stehen.
    »Ist Ihnen nicht gut?«, fragte Robert.
    »Geht... gleich wieder«, würgte Harald hervor. »Meine Güte, Anna...«
    »Hören Sie, wenn sie nicht da ist, müssen wir einen Rettungstrupp organisieren. Die Wasserwacht alarmieren.«
    Harald nickte mit glasigen Augen, machte aber keine Anstalten, sich von der Stelle zu bewegen.
    Robert schaute sich wild nach allen Seiten um, dann ging er zurück zum Wagen und betätigte kurzerhand ein paar Mal die Hupe. Nur wenige Augenblicke später kam Silvia aus dem Haus, einen besorgten Ausdruck im Gesicht. Robert stürzte ihr entgegen.
    »Anna«, stieß er hervor. »Wo steckt sie?«
    »Um Himmels willen, was ist denn?«
    »Ich habe ihr Boot am Fluss gefunden. Leer.« Unruhig sah er sich um.
    »Sie ist unterwegs«, sagte Silvia. »Beruhigen Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher