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Mister Zed

Mister Zed

Titel: Mister Zed
Autoren: Nicole Rensmann
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– wieder ein Dutzend. Sie sahen auf der einen Seite
wie ein Schwamm aus, auf der gegenüberliegenden besaßen sie eine
Bürste. Wie Fliegen krabbelten sie über Sonjas nackte Haut. »Weg
mit euch!«, rief Sonja und versuchte, die lästigen kleinen Elektro-Schrubber
abzustreifen, aber diese klammerten sich in Sonjas Haut. Sechs parallel zueinander
verlaufende Einstiche blieben zurück, die für zwei, drei Atemzüge
höllische Schmerzen verursachten. Um nicht aufzuschreien, presste Sonja
die Lippen aufeinander. Sie wollte Zed und seinen Leuten nicht die Genugtuung
verschaffen, ihr Schmerzen zugefügt zu haben. Dennoch hämmerte sie
– etwas panischer als sie es wollte – gegen die Tür. »Lasst
mich verdammt noch mal hier raus!« Aber sie ahnte, dass bitten und flehen
zwecklos bleiben würde. Resigniert ließ sie von der Tür ab und
überließ ihren Körper den Schwamm-Robotern.
    Sie wuschen ihr das verschwitzte Haar, putzten ihr die Zähne, reinigten
die Ohrmuscheln und die Naseninnenwände. Überall kitzelte es an ihrem
Körper. Verzweifelt kämpfte Sonja gegen den Niesreiz an. Erst als
die kleinen feuchten Schwämme aus ihrer Nase herausgekrabbelt waren, gab
sie dem Reflex nach und nieste mehrfach hintereinander. Kein Wasserstrahl rieselte
auf sie hinab, auch Seife schienen die Schwämme nicht zu verwenden, dennoch
verspürte Sonja eine erfrischende Sauberkeit und wohltuende Wärme,
die sie – sich dem Schicksal ergebend – genoss. Es roch verführerisch,
aber den Geruch hatte sie noch nie zuvor wahrgenommen. Synchron krochen zwei
Schwammrobbys unter ihre Achseln. Sonja schloss die Augen. Schmerzen und Angst
verspürte sie nicht. Beinahe zärtlich fuhren die Schwämme in
kreisenden Bewegungen nun über ihre Brüste – Sonja konnte nicht
verhindern, dass sich ihre Brustwarzen aufstellten. Langsam rutschten sie den
flachen Bauch hinab – die Schwangerschaft hatte keinerlei Spuren hinterlassen
–, tanzten verspielt in ihrem Bauchnabel herum, strichen über Sonjas
Taille und sparten auch den Po nicht aus. Als sie Sonjas Schamlippen zärtlich
bearbeiteten, ertappte sie sich dabei, dass sie leise aufstöhnte. Entsetzt
riss sie die Augen auf und schleuderte die kleinen Roboter so ruckartig von
sich, dass diesen keine Zeit blieb, sich in Sonjas Haut festzukrallen.
    »Schluss jetzt!« Und als sei dies ein auszuführender Befehl,
zogen sich die zwölf Schwämme in die Ritzen der Wände zurück.
Die Tür öffnete sich und eilig verließ Sonja die Kabine, ihre
Arme schützend vor die Brüste gepresst. Die Mädchen schienen
sich nicht von der Stelle gerührt zu haben. Als Sonja nun aus der Dusche
trat, bewegten sie sich erst langsam, dann immer schneller. Sechs von ihnen
umringten Sonja und hinderten sie so an einer Flucht. Die übrigen Sechs
rannten die Stufen hinab und eilten nur wenige Sekunden später mit Kleidungsstücken
zurück.
    »Das ist nicht euer Ernst!«, sagte Sonja überrascht. Doch ohne
auf ihre Frage einzugehen, streiften sie ihr ein dunkelblaues, wadenlanges Kleid
über, das sich ihrer Figur anschmiegte. Der tiefe Ausschnitt brachte ein
ansehnliches Dekolleté zum Vorschein, über das sich Sonja selbst
wunderte. So hatte sie sich noch nie gesehen. Die Mädchen drückten
Sonja auf einen Stuhl. Mit behänden Strichen frisierten sie Sonjas Haar,
schoben ihr Schuhe mit hohem Absatz hin, in die Sonja nachgiebig, jedoch mit
einem entsetzten Seufzer schlüpfte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann
sie das letzte Mal andere Schuhe als Stiefel getragen hatte. Und noch nie in
ihrem Leben hatte sie ein Kleid ihr Eigen genannt. Vielleicht als kleines Mädchen,
doch ihre Kindheit hatte sie aus ihrem Gedächtnis gelöscht.
    Der weiche Stoff fühlte sich fremd, aber nicht unangenehm auf ihrer Haut
an. Sie schüttelte den Kopf. Weiberkram. Weiberkram, mit dem sie sich nicht
abgeben wollte. Wäre sie doch nur auf der Ikarus geblieben. Wozu
das alles? Es gab hier eine Aufgabe zu erledigen, Tanzspiele in entzückenden
Kleidchen gehörten sicherlich nicht dazu.
    Endlich ließen die Mädchen von ihr ab. Ohne weiter auf sie einzugehen,
starrten die Cyborg-Mädels Sonja an, weder reagierten, noch mutierten sie.
Ihre Arbeit schien beendet. Sonja stelzte die Treppe hinab, doch die Füße
gehorchten ihr nicht. Sie schwankte auf den hohen Absätzen, wäre beinahe
gestolpert und die Stufen hinabgestürzt. Mit wild
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