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Me(e)hr Mann fürs Herz

Me(e)hr Mann fürs Herz

Titel: Me(e)hr Mann fürs Herz
Autoren: Mary Janice Davidson
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der Welt. Huch!“
    Fred zuckte zusammen und sah sich um. Der besagte Mann, ihr Stiefvater, blinzelte sie durch die Fensterscheibe (und seine Brillengläser) an. Sam war ein paar Zentimeter kleiner als Fred und trug das braune, langsam ergrauende Haar gewöhnlich in einem Zopf, der die kahle Stelle auf seinem Kopf nur noch deutlicher durchschimmern ließ.
    Er hob den Riegel und schob die Tür auf. „Hallo, Fred. Jonas. Wir haben Gäste.“ Was so viel hieß wie: Kein Wort über Meerjungfrauen.
    „Wir bleiben nicht lang“, versprach Fred und trat an ihrem Stiefvater vorbei ins Haus.
    „Vielleicht nur zum Dessert. Hat Moon wieder Eiskrem gemacht?“, fragte Jonas.
    „Soll das ein Witz sein?“ Sam lächelte und öffnete den Gefrierschrank. „Was ist dein Lieblingsgeschmack?“
    „Wer ist das?“, hörte man da eine zitternde Stimme.
    Sam streckte seine raue Hobbyschreinerhand aus, und nach einem Moment des Zögerns griff das kleine Mädchen nach einem von Sams Fingern. Fred schätzte sie auf ungefähr fünf Jahre, wenn sie nicht unterernährt war, was im Hinblick auf ihren Knochenbau und die riesigen braunen Augen, die beinahe aus ihren Höhlen traten, nicht unwahrscheinlich war. „Ellie, das sind meine Tochter Fred und ihr bester Freund Jonas.“
    Ellie schob sich hinter Sam. Jetzt sah Fred nur noch ein großes braunes Auge. Jonas, der gerade damit beschäftigt war, sich einen Eisbecher mit sechs Kugeln zusammenzustellen, leckte den Löffel ab, sah hoch und winkte.
    „Wer ist das?“, flüsterte Ellie.
    Sam kniete sich hin, sehr langsam, und legte die Hände auf Ellies Schultern. Sehr sanft. „Das ist der beste Freund, den meine Tochter hat. In der Schule hat man ihn immer gehänselt, und Fred musste auf ihn aufpassen. Sie hat ihn beschützt. Er würde ihr niemals wehtun.“
    „Aber das weißt du nicht.“ Ellie hatte den abwesenden Blick eines Kindes, das in einem Albtraum gefangen ist, aus dem es nie wieder erwachen wird. „Nur Gott weiß alles.“
    Fred hustete, woraufhin Sam und Ellie ihr den Blick zuwandten. „He, Ellie, sieh dir das mal an.“
    Im Stillen entschuldigte sie sich bei ihrem besten Freund, packte Jonas beim Hemdkragen, zerrte ihn von seinem Stuhl hoch und warf ihn durch die (nun glücklicherweise geöffnete) Schiebetür.

6
     
     
    Jonas war kräftig gebaut (wunderbar kräftig, hätte Dr. Barb wohl gesagt, von Freds Würgegeräuschen begleitet), aber trotzdem war sein Gewicht für Freds Hybridenkräfte kein Problem. Die Luftgeschwindigkeit, die er erreichte, war beeindruckend.
    Fred ignorierte sein Jammern („Mein Eisbecher!“), was ihr umso leichter fiel, je leiser es zu hören war. „Siehst du das, Ellie? Wie Sam sagte, mein Freund würde dir nie wehtun. Aber wenn doch, wenn er die Tollwut bekäme und verrückt würde und tatsächlich versuchte, dich auf eine Weise anzufassen, die du nicht magst, dann trete ich ihm so fest in die Eier, dass er sich daran verschluckt. Alles klar?“
    Ellie kam langsam hinter Sams Rücken hervor und äugte zu Fred hoch. „Machst du Sport?“
    „Nein, ich hasse Fitnessstudios. Und Laufbahnen. Ich trainiere niemals, wenn ich nicht muss. Na ja, ich schwimme.“ Sie dachte nach. Etwas, das Spaß machte und notwendig war, konnte man wohl kaum Sport nennen, oder? „Sehr oft.“
    Fred hatte natürlich von den Pflegekindern, die ihre Mutter und Sam aufgenommen hatten, gewusst. Einige blieben nur eine Woche oder zwei, die Zeit eben, die die Behörden brauchten, um den diversen Papierkram zu erledigen. Manche blieben nur für ein paar Stunden. Und wieder andere, wie Ellie, waren nun schon Monate bei ihnen, weil Sam der einzige männliche Erwachsene war, den sie ertrug. Von Ellie wusste man, dass sie Feuer legte, wenn Männer in ihrer Nähe waren, die sie ängstigten. Bei lebendigem Leibe zu verbrennen, hatte sie dem Notarzt, der sie versorgte (so wie mehreren Sozialarbeitern), erklärt, das war besser, als noch einmal so berührt zu werden.
    Das kleine Mädchen, das so furchteinflößend wie verletzlich war, sah zu Fred hoch. „Ich mag dein Haar“, flüsterte sie.
    „Danke.“ Verlegen griff Fred in ihre grünlichen Strähnen. „Darf Jonas jetzt wieder reinkommen?“
    „Es ist dein Haus“, stellte Ellie fest und machte eine hilflose Geste mit der Hand, sodass Fred die zahlreichen schlimmen Narben auf ihren Unterarmen sehen konnte.
    „Eigentlich ist es Sams Haus“, sagte Fred sanft und biss sich auf die Unterlippe, um das Kind nicht mit Fragen nach
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