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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele
Autoren: Alex Kava
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war er entwischt. Seit Stunden gingen sie zwischen den Denkmälern umher und verteilten Flugblätter an kichernde und kreischende High School-Kids. Sie waren zum richtigen Zeitpunkt in die Stadt gekommen - Klassenreisen. Es mussten mehr als fünfzig Gruppen aus dem ganzen Land hier sein. Und alle gingen ihm maßlos auf die Nerven. Kaum zu glauben, dass er nur ein oder zwei Jahre älter war als diese Idioten.
    Nein, der wahre Grunde, warum er sich entschuldigt hatte, waren eher böse Gedanken als wunde Füße - unzulässige Gedanken, nach dem Glaubensbekenntnis von Reverend Joseph Everett und seinen Anhängern. Ob er sich je zu seinen Anhängern zählen würde, als einer der wenigen Auserwählten? Wahrscheinlich nicht, solange er das Austeilen von Gottes Wort unterbrach, um sich zurückzulehnen und Alice Hamlins Brüste zu bewundern.
    Sie blickte auf und winkte ihm zu, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Er wurde unruhig. Vielleicht sollte er sich die Schuhe ausziehen, damit die wunden Füße glaubwürdiger wurden. Oder hatte sie ihn bereits durchschaut? Dann machte es ihr bestimmt nichts aus. Warum hätte sie sonst einen so engen pinkfarbenen Pulli angezogen? Zumal auf einer Busreise, wo sie den ganzen Tag damit beschäftigt waren, göttliche Propaganda auszuteilen, um später, in etwa einer Stunde, zu dieser beschissenen Gebetsversammlung zusammenzukommen.
    Junge, Junge, er musste auf seine Ausdrucksweise achten.
    Er sah sich prüfend um, ob einer von Vaters kleinen Boten seine Gedanken gehört hatte. Vater schien sie manchmal zu hören. Offenbar verfügte er über telepathische Fähigkeiten, oder wie man das nannte, wenn man die Gedanken anderer lesen konnte. Das war schlichtweg unheimlich.
    Er griff nach einem Flugblatt, damit Alice merkte, dass er seine Aufgabe ernst nahm. Vielleicht entging es ihr ja, dass er ihre Brüste anstarrte. Der glänzende Vierfarbdruck war ziemlich beeindruckend mit dem Wort Freiheit in hervorgehobenen Buchstaben. Wie nannte Alice das? Ein Relief? Sehr professionell. Da war sogar ein Farbfoto von Reverend Everett und auf der Rückseite eine Liste der Termine zukünftiger Gebetsversammlungen in anderen Städten. Nach der Aufmachung der Broschüre zu urteilen, sollte man annehmen, dass sie sich etwas Besseres zu essen leisten konnten als sieben Tage die Woche Reis und Bohnen.
    Als er wieder zu Alice sah, war sie von einer neuen Gruppe eventueller Rekruten umringt. Die lauschten ihr und verfolgten aufmerksam ihre immer lebhafter werdenden Gesten. Sie war drei Jahre älter als er - eine ältere Frau. Bei dem bloßen Gedanken kriegte er einen Steifen. Sie war nicht gerissen, aber in vielen Dingen bewandert. Sie erstaunte ihn beispielsweise mit Zitaten von Jefferson, die sie aufgesagt hatte, ehe sie die Stufen zum Denkmal hinaufgestiegen waren und sie an den Wänden gelesen hatten. Solche Geschichtssachen machten ihr Spaß. Über Jefferson wusste sie Bescheid. Dass er der erste Sekretär von irgendwas, zweite Vizepräsident und dritte Präsident war. Wie konnte sie diesen ganzen verdammten Scheiß behalten?
    Er bewunderte das an ihr. Es musste ein gutes Zeichen sein, dass ihn - nicht wie sonst bei Mädchen - nur ihre tollen Titten interessierten. Es gab eine ganze Reihe von Dingen, die ihm an Alice gefielen. Zum einen konnte sie Religion so aufregend machen, als sei es ein verdammtes NASCAR-Rennen zum Himmel. Und es gefiel ihm, wie sie ihren Zuhörern in die Augen blickte, als seien sie das einzig Wichtige auf der Welt. Alice Hamlin konnte einem durchgeknallten Selbstmordkandidaten das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein, dass er vergaß, warum er da draußen auf dem Sims stand. Zumindest hatte er es so empfunden, schließlich war er vor einigen Monaten dieser durchgeknallte Selbstmordkandidat gewesen.
    Manchmal spürte er noch diese Rastlosigkeit, diesen Drang, alles hinzuschmeißen und nicht mehr so zu tun, als habe er sich und sein Leben im Griff. Besonders jetzt, nachdem Eric auf einer Mission war.
    Tatsächlich hatte er sich erst heute Morgen gefragt, wie man die Klingen aus dem Einwegrasierer entfernen konnte. Er wusste, dass man viel schneller verblutete, wenn man sich die Pulsadern vertikal anstatt horizontal einschnitt. Die meisten bauten da Mist und schnitten horizontal. Sich zu schneiden machte ihm nichts aus. Das Tätowieren hatte wahrscheinlich viel mehr wehgetan als ein Schnitt ins Handgelenk.
    Alice führte eine Gruppe Mädchen zu ihm die Stufen hinauf. Offenbar sollte
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