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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung
Autoren: Sue Grafton
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ausnehmen. Dank meiner Initiative wurden ihre Pläne durchkreuzt, und alles, was bis dato von ihr übrig geblieben war, waren die Küchenvorhänge aus grünbedrucktem Baumwollstoff, die mit grünen Schleifchen zurückgebunden waren, Henry benutzte die passenden Stoffservietten mittlerweile als Taschentücher. Wir sprachen nie von Lila, doch gelegentlich fragte ich mich, ob er mir im Stillen meine Einmischung in diese Romanze nicht verübelte. Gelegentlich lohnt es sich ja, um der Liebe willen einen Narren aus sich zu machen. Wenigstens weiß man dann, dass man lebt und gewisser Gefühle fähig ist, selbst wenn letztlich nur Herzbeklemmungen bleiben.
    Ich ging durch die Diele und zu dem kleinen Schlafzimmer an der Rückseite des Hauses, das vorübergehend mein Reich war. Allein die Tatsache, im Haus zu sein, erfüllte mich mit einer gewissen Unruhe, und ich dachte erleichtert an den bevorstehenden Ausflug nach Floral Beach. Von draußen hörte ich ein Quietschen, als der Wasserhahn zugedreht wurde, und ich stellte mir Henry vor, wie er den Gartenschlauch aufrollte. Die Fliegengittertür klappte zu, und im nächsten Augenblick hörte ich Henrys Schaukelstuhl ächzen, das Rascheln seiner Zeitung, als er den Sportteil aufschlug, den er stets als Erstes zu lesen pflegte.
    Am Fußende des Bettes lag ein kleiner Stapel sauberer Kleidungsstücke. Ich ging zur Kommode und starrte in den Spiegel. Ich sah etwas komisch aus, kein Zweifel. Mein Haar ist dunkel, ich schneide es alle sechs Wochen mit der Nagelschere. Und so sieht es auch aus... zerrupft und dilettantisch. Vor kurzem hat jemand meinen Schopf mit dem Hinterteil eines Hundes verglichen. Ich fuhr mir mit der Hand durch das struppige Haar, aber das half auch nichts. Zwischen meinen Augenbrauen stand eine unzufriedene Falte, die ich mit dem Finger glatt strich. Braune Augen, dichte Wimpern. Meine Nase funktioniert und ist erstaunlich gerade, wenn man bedenkt, dass das Nasenbein schon zweimal gebrochen war. Ich bleckte die Zähne wie ein Schimpanse und war einigermaßen zufrieden mit dem, was ich sah. Make-up verwende ich kaum. Vermutlich könnte ich besser aussehen, wenn ich irgendetwas mit meinen Augen anstellte — mehr Wimperntusche, Augenbrauenstift, Eye-Shadow in zwei Nuancen — , aber dann müsste ich das Zeug ständig benutzen, die reine Zeitverschwendung. Ich war bei einer allein stehenden Tante aufgewachsen, deren Kenntnisse über Schönheitspflege sich in der Anwendung von Cold Creme unter den Augen erschöpften. Man hat mir nie beigebracht, mich wie ein Mädchen zu benehmen, und so stelle ich mit meinen zweiunddreißig Jahren noch immer mein nacktes Gesicht zur Schau, frei von kosmetischen Tricks und derlei Feinheiten. Schön kann man mich zwar nicht nennen, aber mein Gesicht erfüllt seinen Zweck, indem es hilft, meine Vorder- und Rückseite deutlich voneinander zu unterscheiden. Doch meine äußere Erscheinung war keinesfalls der Grund für meine innere Unruhe. Worin also lag das Problem?
    Ich ging zur Küche zurück und blieb auf der Schwelle stehen. Henry hatte sich wie jeden Abend einen Drink eingeschenkt: Black Jack mit Eis. Er warf mir einen flüchtigen Blick zu, sah mich dann plötzlich genauer an und fragte: »Stimmt was nicht?«
    »Ich habe heute einen Auftrag in Floral Beach gekriegt. Ich werde vermutlich eine Woche bis zehn Tage fort sein.«
    »Ist das alles? Gut. Du hast Luftveränderung nötig.« Damit wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Zeitung zu und blätterte den Lokalteil durch.
    Ich blieb stehen und starrte auf seinen Hinterkopf. Ich musste an ein Gemälde von Whistler denken. Und plötzlich dämmerte es mir. »Henry, fängst du an, mich zu bemuttern?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Es ist so ein komisches Gefühl, hier zu sein.«
    »Inwiefern?«
    »Das weiß ich nicht. Gedeckter Tisch... und so weiter.«
    »Ich esse gern. Manchmal sogar zwei-, dreimal am Tag«, erwiderte er gelassen. Er hatte das Kreuzworträtsel im unteren Teil der Witzseite entdeckt und griff nach dem Kugelschreiber.
    »Du hast versprochen, niemals irgendwelche Umstände zu machen, wenn ich bei dir einziehe.«
    »Ich mach keine Umstände.«
    »Oh, doch.«
    »Die Umstände machst du. Ich habe kein Wort gesagt.«
    »Und was ist mit der Wäsche? Du hast sie ordentlich zusammengefaltet und auf das Fußende von meinem Bett gelegt.«
    »Wirf sie auf den Boden, wenn sie dir dort nicht passt.«
    »Komm, Henry. Ich habe gesagt, dass ich mich um die Wäsche selbst
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