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Julia Ärzte zum Verlieben Band 47

Julia Ärzte zum Verlieben Band 47

Titel: Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
Autoren: FIONA LOWE ALISON ROBERTS MARION LENNOX
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seinen Armen. „Es tut mir leid. Es war einfach dumm von mir, eine Operation zu wagen. Ich hätte …“
    „Sie konnten nicht wissen, wie es ausgehen würde“, beruhigte er sie sanft. „Sie haben Ihr Bestes gegeben.“
    „Aber sie hat so viel leiden müssen.“
    „Das war nicht Ihre Schuld, Tori.“
    „Nein? Vielleicht habe ich sie aus egoistischen Gründen operiert?“ Wütend wischte sie sich mit dem Handrücken die Tränen ab. „Ich habe ihr einen Namen gegeben, wie konnte ich nur?“
    „Mir haben Sie etwas anderes erzählt.“
    „Allen habe ich das gesagt. Den Freiwilligen, den Helferinnen, den Fahrern, den Feuerwehrleuten, die uns die Tiere brachten. Habe ihnen erklärt, es sei besser, sich gefühlsmäßig nicht zu engagieren, es seien einfach zu viele verletzte Tiere.“
    Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, ihr Gesicht schmutzig, dort, wo sie sich mit der Hand über Wange und Stirn gefahren war. Sie bot einen erbarmungswürdigen Anblick, aber er hätte sie am liebsten wieder in seine Arme gezogen. Doch der Moment war vergangen. Tori stand da, die Arme vor der Brust verschränkt, als wollte sie sich verkriechen.
    „Wie haben Sie sie genannt?“, fragte er.
    „Manya“, antwortete sie schroff.
    Fürchtete sie, er würde sich über sie lustig machen?
    „Manya?“ Er suchte nach den richtigen Worten, um zu ihr durchzudringen. „Hat der Name eine Bedeutung?“
    „Kleines, in der Sprache der Ureinwohner. Nichts Besonderes, es war nur … Ich musste mit ihr reden.“ Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. „Ich musste ihr irgendeinen Namen geben.“
    Der kleine Hund kam heran und stupste sie mit der Nase an. Sie nahm ihn hoch und drückte ihn an sich.
    Da erst sah Jake, dass dem Hund ein Bein fehlte.
    „Tori, lassen Sie mich das Grab schaufeln.“
    „Das kann ich selbst.“ Sie setzte den kleinen Hund ab und griff wieder nach dem Spaten.
    „Wirklich?“
    Tori schloss kurz die Augen. „Nein. Es geht einfach nicht. Der Boden ist fürchterlich hart und voller Baumwurzeln. Ich bringe Manya ins Krematorium.“
    „Aber das möchten Sie nicht.“
    „Weil … weil ich ihr einen Namen gegeben habe“, flüsterte sie. „Ich möchte sie gern hier begraben, in der freien Natur, verstehen Sie?“
    „Natürlich.“ Bevor sie wieder protestieren konnte, nahm er ihr den Spaten aus der Hand.
    Sie hatte recht. Der Boden war so hart, dass es vernünftiger wäre, das Tier einäschern zu lassen, aber er ahnte, wie unglaublich wichtig es für Tori war, es hier an Ort und Stelle zu begraben. Schließlich gelang es ihm, das verkrustete Erdreich zu lockern und sich bis zu der lehmigen, von Baumwurzeln durchdrungenen Schicht vorzuarbeiten.
    Schweigend schaute Tori ihm zu. Nach ein paar Minuten ließ sie sich auf die Knie sinken und nahm den kleinen Hund auf die Arme.
    „Wie heißt er?“, fragte Jake, während er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie mühevoll das Graben war.
    „Rusty.“
    „Wie hat er sein Bein verloren?“
    „Beim Feuer“, sagte sie rau.
    Überrascht warf er einen Blick auf den Hund. Andere Verletzungen konnte er nicht entdecken. „Er hatte Verbrennungen?“
    „Was hat hier nicht gebrannt?“ Sie drückte das Tier fester an sich. „Aber Rusty hatte Glück, gewissermaßen. Er war … Ich fand ihn im Kamin unseres Hauses … mein Elternhaus, dort drüben.“ Sie deutete auf das Nachbargrundstück. „Ein Teil der Seitenwand war eingestürzt und hatte sein Bein eingeklemmt, aber ansonsten war er okay. Rusty gehörte meinem Vater, er wartet immer noch, dass er nach Hause kommt.“
    Ihr versagte die Stimme. Jake stellte keine weiteren Fragen, sondern grub weiter, ließ Tori Zeit, sich zu fangen.
    Zehn Minuten verstrichen, fünfzehn. Er hatte keine Eile. Über ihren Köpfen, in den hohen Eukalyptusbäumen, kreischten Kakadus. Doch außer dem Geschrei der Vögel und dem Geräusch des Spatens, der in die Erde stieß, herrschte Stille.
    „Und wen haben Sie verloren?“, fragte er dann doch.
    Zuerst dachte er, sie würde nicht antworten.
    „Meinen Vater und meine Schwester“, flüsterte sie. Sie war kaum zu verstehen. „Sie war im achten Monat schwanger.“
    Mein Gott, dachte er bestürzt. „Sie haben alle zusammen da drüben gewohnt?“
    „Ja. Micki … Margaret … Meine Schwester und ihr Mann hatten sich getrennt, und sie war nach Hause zurückgekommen. Luke und ich wollten uns die ersten Wochen nach der Entbindung um sie kümmern.“ Sie holte tief Luft. „Und jetzt sind sie tot.
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