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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars
Autoren: John Maddox Roberts
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des Angeklagten, und ich werde beweisen, dass er in allen wesentlichen Anklagepunkten unschuldig ist.«
    »Dann beginne mit deinem Plädoyer!«, forderte Manilius ihn auf und wies auf den Sklaven, der neben der alten bronzenen Wasseruhr stand, woraufhin dieser den Pfropfen aus dem Zufluss zog. Das Wasser begann in den großen Glasbecher zu tröpfeln; wenn der Becher voll war, war die Zeit für das Eröffnungsplädoyer abgelaufen. Ein guter römischer Anwalt wusste seine Redezeit so auszunutzen, dass er mit dem allerletzten Tropfen fertig war.
    »Als Erstes«, legte Cato los, »muss ich diese ganze verfassungswidrige Verhandlung in Frage stellen. Die Contio, die diesen Prozess verlangt hat, hatte lediglich informellen Charakter. Weder sind die erforderlichen Opfer dargebracht worden, noch wurden die Auguren befragt und die Omen gedeutet. Darüber hinaus wurden die Götter Roms nicht als Zeugen angerufen, und deshalb sind alle Beschlüsse dieser Contio gegenstandslos. Und als ob das nicht schon genug wäre, fällt die Verhandlung eines Kapitalverbrechens gar nicht in die Zuständigkeit der Comitia tributa, und ich versichere jedem der Anwesenden, dass die Vertreter der Anklage ein genau solches Verbrechen hier zu konstruieren beabsichtigen!«
    Cato hatte keine besonders angenehme Stimme, doch dafür sprach er ein geschliffenes, altmodisches Latein, dessen sich sonst allenfalls Priester bedienten und das gerade bei solchen Anlässen eine ungeheure Wirkung entfaltete. Seine Art der Rede hatte nichts Von der schwülstigen, ausgeschmückten Rhetorik eines Hortalus.
    Nach dieser Einleitung begann er mit seiner eigentlichen Rede. Er beschwor die ruhmreiche Vergangenheit meiner Familie, zählte etliche der von uns gestellten Censoren, Konsuln und Praetoren auf und rühmte die von Metelli gewonnenen Schlachten. Dann pries er meine zurückliegenden Leistungen zum Wohle Roms, lobte meinen Beitrag zum Sieg über Sertorius und zur Niederschlagung der katilinarischen Verschwörung. Außerdem würdigte er meinen Kriegsdienst in Gallien und meinen erst kurz zurück liegenden Erfolg im Kampf gegen die Piraten in den zypriotischen Gewässern.
    Schließlich erzählte er in den höchsten Tönen von meiner politischen Karriere, wobei er vor allem hervorhob, wie oft ich Betrügern das Handwerk gelegt und kriminelle Machenschaften aufgedeckt hatte. Er rief noch einmal meine Zeit als Quaestor in Erinnerung, während der es mir gelungen war, Catilinas Verschwörerkreis zu infiltrieren, und beschwor mein zuvor noch nie da gewesenes doppeltes Aedilat. Ich hatte nicht nur die Straßen und Abwasserkanäle reinigen lassen, sondern war auch rigoros gegen betrügerische Bauunternehmer vorgegangen, deren Machenschaften so viele Bürger das Leben gekostet hatten. Nach dieser Lobpreisung erinnerte er an die von mir veranstalteten Spiele und hob dabei vor allem die Bestattungsspiele zu Ehren des Metellus Celer hervor, während der ich dem Volk Munera geboten hatte, zu der ungewöhnlich viele berühmte Gladiatoren sich noch einmal zum Kampf in die Arena begeben hatten, obwohl sie längst im Ruhestand waren.
    Natürlich hatte Milo das alles organisiert, aber ich hatte die Lorbeeren dafür geerntet. Als Cato die Spiele erwähnte, ging ein anerkennendes Raunen durch die Menge. Diese Munera waren dem Volk in bester Erinnerung. Mit dem letzten Tropfen, der in den Becher fiel, beendete Cato sein Plädoyer, und nach einander traten die Bürgen für meinen ehrenwerten Charakter hervor. Einige schworen vor allen Göttern Roms, dass es seit Numa Pompilius keinen tugendhafteren Römer gegeben habe als mich, und alle beschworen sie meine absolute Unbestechlichkeit (wobei in Wahrheit kaum jemand einen Sinn darin gesehen hätte, mich zu bestechen). Natürlich rühmten alle noch einmal ausgiebig die Ehrenhaftigkeit meiner Vorfahren, und die ehemaligen Praetoren berichteten von den wichtigen Ermittlungen, die ich in ihrem Auftrag durchgeführt hatte. Immerhin war ich einmal sogar zu einer Art ludex ernannt worden.
    Nachdem mein Charakter dutzendfach in den Himmel gelobt worden war, trat Cato noch einmal vor. Damit begann der unterhaltsamste Teil der Verhandlung, für den die Wasseruhr erneut in Gang gesetzt wurde: die Verleumdung der anderen Seite.
    »Wer?«, rief Cato, »war denn dieser Marcus Fulvius überhaupt? Ein Niemand aus dem Hinterland! Er war nicht etwa, ein Bürger Roms, er stammte aus Baiae! Diesem verkommenen Sündenpfuhl, in dem jede Art von Luxus, Laster
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