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Hütet euch vor Harry

Hütet euch vor Harry

Titel: Hütet euch vor Harry
Autoren: Jason Dark
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an, die kann man sowieso schlecht behalten.«
    »Da hast du allerdings recht.«
    Harry lächelte sie an. »Ich hätte bei Ihrem Sohn bleiben sollen, nicht wahr?«
    Sheila winkte ab. »Ist nicht so tragisch. Etwas eigenartig finde ich es schon.«
    Harry hob die Schultern. »Ich hatte ihn ja gebeten, anzurufen. Hat er das getan?«
    Sheila übersah den lauernden Blick des Jungen, als sie den Kopf schüttelte. »Das hat er nicht.«
    Für einen Moment huschte ein Lächeln über Harrys Lippen. »Dabei hat er es versprochen.«
    »Das kenne ich. Wenn Johnny in seiner Clique ist und er zu Hause anruft, wird er bestimmt nur gehänselt. Da hat er es am besten gleich bleiben lassen.«
    »Hätte ich auch gemacht.«
    »Ihr jungen Leute seid alle gleich.« Sheila lachte. »Jetzt habe ich durch das ganze Reden vergessen, dir etwas zu Trinken anzubieten. Was möchtest du, Harry?«
    »Nichts.«
    »Hast du keinen Durst?«
    Harry gab sich verlegen. »Ich hätte eine andere Bitte oder einen Wunsch, Mrs. Conolly.«
    »Na, raus damit!«
    »Es ist draußen ziemlich warm. Wir sind viel herumgelaufen. Könnte ich wohl eine Dusche nehmen?«
    »Aber sicher doch.« Sie schüttelte den Kopf. »Warum hast du das denn nicht gleich gesagt? Komm, ich hole dir ein frisches Handtuch.«
    Sheila verschwand in einem Wäschezimmer, suchte das Gewünschte hervor und drückte es dann dem Besucher in die Hand. »Wo sich die Dusche befindet, weißt du ja.«
    »Danke, Mrs. Conolly.«
    »Ich könnte uns einen Kaffee machen.«
    »Nichts dagegen, wenn Sie wollen.« Er grüßte knapp und verschwand.
    Sheila ging in die Küche. Sie war sehr nachdenklich geworden, wußte auch nicht, woran es lag, doch im Prinzip ging es um Harry. Okay, sie wollte über den Jungen nicht den Stab brechen, dazu kannte sie ihn einfach zu wenig, aber wenn sie genauer nachdachte und einmal beiseite ließ, daß Harry ihren Sohn vor den Skins gerettet hatte, dann benahm er sich eigentlich recht seltsam. Er war nicht so wie die anderen Jungen in seinem Alter, längst nicht so spontan und locker. Wenn er etwas sagte, dann hatte sie den Eindruck, als hätte er sich die Antwort sehr genau überlegt.
    Der Begriff Berechnung kam ihr in den Sinn.
    Ja, das war möglich. Es konnte durchaus von ihm berechnend gemeint sein. Andererseits wollte sie ihm gegenüber keine negativen Gefühle aufbauen und erst einmal alles so laufen lassen. Daß Johnny sich aber von ihm getrennt hatte oder getrennt haben sollte, kam ihr zumindest sehr ungewöhnlich vor.
    So kannte sie ihren Sohn nicht.
    Da stimmte etwas nicht…
    Das Mißtrauen hatte in Sheilas Gefühlswelt eine tiefe Kerbe hinterlassen. Dieses Gefühl, stets von anderen Mächten beobachtet zu werden, hatte einfach dazu beigetragen. Es fiel ihr oftmals schwer, Menschen, die sie kennenlernte, völlig neutral gegenüberzutreten.
    So war es auch bei Johnnys neuem Freund. Warum war ihr Sohn nicht weiterhin mit ihm gegangen? Weshalb hatte er sich zurückgezogen? Das war sonst nicht seine Art.
    Sie wandte sich der Kaffeemaschine zu, häufte das braune Pulver in die Filtertüte und spürte, wie ihr ein Schauder über den Rücken lief.
    Nicht daß sie von einem Kältehauch gestreift worden wäre, dieses Gefühl kam von innen. Es war eine Warnung, vorsichtig zu sein und niemandem zu trauen.
    Bill würde erst morgen zurückkommen. Ihr Haus stand ziemlich einsam, sie und Harry waren allein.
    Wer sich gegen eine Überzahl von Skins behaupten konnte, für den war eine Frau kein Problem. Möglicherweise lief sein Plan darauf hinaus.
    Vielleicht hatte Johnny keine Klassenkameraden getroffen. Vielleicht war er aus anderen Gründen verhindert gewesen, nach Hause zu kommen?
    Der Kloß in ihrem Hals wurde größer. Erste gefährliche Vorstellungen verdichteten sich zu Bildern, die ihr überhaupt nicht gefielen und ihr Furcht einjagten.
    Sie sah Johnny irgenwo liegen. Einsam, verletzt oder tot. Ausgeblutet…
    Sie schluckte.
    Sheila dachte an John Sinclair. Harry und Johnny hatten ihn besuchen wollen. Sheila konnte nicht anders, sie mußte einfach wissen, ob es ihnen gelungen war.
    Das Telefon stand in Griffweite. Eine Drehung reichte, um den Hörer aufzunehmen. Wenn sie eine Nummer auswendig wußte, dann die des Geisterjägers, doch der Apparat war tot. Es kam kein Freizeichen durch.
    Sheila wunderte sich nicht einmal darüber, sie bekam Angst. Allerdings überfiel sie nicht die Panik, sie wußte noch immer, was sie zu tun hatte.
    Sie verließ die Küche, um zu einem anderen
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