Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Erinnerungen

Haus der Erinnerungen

Titel: Haus der Erinnerungen
Autoren: wood
Vom Netzwerk:
gegenüber, eines am anderen, alle gleich, aufgereiht wie die Zinnsoldaten, waren dunkel und still. Das abgeschliffene Kopfsteinpflaster der Straße, auf der die wenigen geparkten Autos fremd wirkten, glänzte eisig.
    Ich ließ die Vorhänge wieder zufallen. Mittlerweile war ich so durchgefroren, daß ich beschloß, im Bademantel zu schlafen. Erst knipste ich das Licht aus, dann sprang ich im Dunklen mit einem Riesensatz zum Bett, warf mich hinein und zog die Decken bis zum Kinn.
    Die Wärmflasche, die noch warm war, drückte ich an meinen Bauch und rollte mich auf der Seite zusammen. Es war so still im Haus, daß ich meinen eigenen Herzschlag hörte. Ich war überzeugt, daß ich in diesen arktischen Verhältnissen niemals einschlafen würde. Immer noch schlugen mir die Zähne aufeinander, meine Hände und Füße waren starr vor Kälte, ich zitterte am ganzen Körper. Mindestens eine Stunde lang muß ich wachgelegen und in die Finsternis gestarrt haben, und die ganze Zeit dachte ich an Doug und bemühte mich, das Unbehagen abzuschütteln, das mir dieses Haus einflößte.
    Ich weiß nicht, wann ich endlich eingeschlafen bin, aber plötzlich war ich wieder hellwach, ohne zu wissen, was mich geweckt hatte. Ich starrte mit offenen Augen ins Dunkle und hielt mit verkrampften Fingern die Decke umklammert. Ich war schon mit Angst erwacht; die Angst hatte mich schon im Schlaf überfallen, sie hatte mich geweckt. Es war eine Angst vor etwas, das ich nicht sehen konnte. Während ich angestrengt versuchte, mit den Augen die Schwärze der Nacht zu durchdringen, wurde mir klar, daß es nicht die Dunkelheit war, die mich so ängstigte, sondern etwas anderes; etwas, das in diesem Zimmer war. Eine unsichtbare Gegenwart...
    Ich kämpfte um meinen Verstand. Ich versuchte, mich zu erinnern, wer ich war, wo ich mich befand, was ich hier tat. Aber mein Geist war gefangen in einem Käfig des Vergessens. Ich erinnerte mich an nichts. Mein Gedächtnis war ausgelöscht. In schwarzer Nacht versunken.
    Mitten in meinem verzweifelten Kampf, meinem ohnmächtigen Bemühen, meine Erinnerungen zu finden, entdeckte ich das Schreckliche, das mich aus dem Schlaf gerissen hatte. Ein ungeheurer Druck lastete auf meinem Körper. Eine Kraft, die nicht zu greifen war und keine Substanz besaß, stieß mich tief in die Kissen und drohte, mich zu ersticken. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Ich bekam keine Luft.
    Aus Angst und Entsetzen wurde kopflose Panik. Wie eine Rasende begann ich, mich gegen den grauenvollen Druck zu wehren. Ich rang krampfhaft um Atem und empfand jeden eisigen Luftzug, der in meine Lunge drang, wie einen Messerstich. Ich mußte zum Licht.
    Meine Gedanken überschlugen sich. War ich vielleicht gelähmt?
    Wie konnte eine solche erstickende Kraft mich niederdrücken, ohne daß ich fähig war, sie zu fassen?
    Ich konzentrierte mich ganz darauf, einen Arm freizubekommen. Mein Atem flog in kurzen Stößen. Ich mußte sehen. Ich mußte sehen!
    Plötzlich war mein Arm frei. Ich griff hastig nach oben und umklammerte das Kopfende des Betts. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung gelang es mir, mich sq weit hochzuziehen, daß ich mich aufsetzen konnte. Aber immer noch lastete der beklemmende Druck auf mir. Er war wie ein gewaltiger Sog. Ich kämpfte dagegen an, schnappte gierig nach Luft, um den Alp abzuwehren. Weit aus dem Bett hängend, fuchtelte ich in der Finsternis herum, traf mit einer Hand die Wand und schlug rein zufällig auf den Lichtschalter.

    Im selben Moment, als das Licht anging, wich schlagartig der Druck von mir, und ich fiel zu einem keuchenden, japsenden Bündel zusammen.
    Ich hatte so stark geschwitzt, daß mein Pyjama ganz feucht war. Und jetzt begann ich zu frieren, begann vor Erschöpfung und Kälte so heftig zu zittern, daß das Bett wackelte.
    Lange hockte ich an das Kopfende des Betts gelehnt, rieb mir die Arme und stampfte mit den Füßen, um wieder warm zu werden, und überlegte dabei, was eigentlich geschehen war.
    Ich konnte mich nicht erinnern, was mich geweckt hatte; ob es ein Traum gewesen war oder die Kälte oder einfach die ungewohnte Umgebung. Oder etwas anderes.
    Und dieser schreckliche Druck. Hatte ich ihn mir eingebildet? War vielleicht alles nur ein Traum gewesen, der bis zu dem Moment gedauert hatte, als ich im Schlaf den Lichtschalter gefunden hatte?
    Ich konnte es nicht glauben. Es war mir nicht vorgekommen wie ein Traum. Es war von einer unheimlichen Realität gewesen. Als ich die Decken bis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher