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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)
Autoren: Peter Ransley
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ehe er sie vorsichtig in einen alten Tornister schob. Ich stieß einen überraschten Ruf aus, als ich feststellte, dass es mein alter Tornister von der Armee war. Nehemiah wirbelte herum, ließ ein bedrucktes Blatt fallen und packte mich. Ich hielt mich für kräftig und gut in Form, aber er verdrehte mir die Arme mit eisernem Griff, so dass ich mich zusammenkrümmte. Sein kräftiger Geruch nach Schweiß und Druckerfarbe war überwältigend. Ich brüllte heraus, wer ich war. Erst da gab er mich mit einer verlegenen Entschuldigung wieder frei.
    »Ich … ich habe Euch nicht erkannt. Ich dachte, Ihr wärt ein Spion, Sir«, murmelte er.
    Ich lachte. Der Half Moon druckte die langweiligsten Regierungsverordnungen. »Ein Spion. Was hat Mr Black denn zu verbergen?«
    Ich beugte mich vor, um das Blatt aufzusammeln, das er fallen gelassen hatte, aber er schnappte es mir weg und stopfte es in den Tornister. Ich zuckte die Achseln. Während sein Master fort war, druckte er seine eigenen Sachen, aber deswegen dachte ich nicht schlechter von ihm. Die meisten Lehrjungen hielten es genauso. Als ich ein bedeutender Dichter werden wollte, hatte ich meine Gedichte an Anne heimlich auf genau dieser Presse gedruckt.
    Wehmütig betrachtete ich den abgenutzten Tornister, von dem ich glaubte, man hätte ihn fortgeworfen.
    »Ihr wollt ihn doch nicht wiederhaben, oder, Sir?«
    Ich schüttelte den Kopf, und er dankte mir so überschwänglich, dass ihm mein Herz zuflog, denn dieser Tornister hatte einst, während meiner unglaublichen Reisen, alles enthalten, was ich auf der Welt besaß.
    »Würde es dir gefallen, ein Geselle zu sein, Nehemiah?«
    »Sehr, Sir. Davon träume ich schon lange.«
    »Nun, dann sollst du einer werden. In ein paar Tagen.«
    Ich lächelte über seinen erstaunten Gesichtsausdruck.
    »Aber mein Vertrag läuft noch …«
    »Neun Monate.«
    »Und zwanzig Tage«, sagte er und blickte zum Fuß der Druckerpresse, wo er für jeden Tag bis zu seiner Freisprechung eine Kerbe eingeritzt und die bereits vergangenen durchgestrichen hatte.
    Ich erklärte ihm, dass er nicht mehr lernen könnte, als er schon wusste, und dass der Papierkram nicht mehr war als eine Formalität. Ich würde mich darum kümmern. Als Geselle müsste er seine Religion lediglich mit seinem eigenen Gewissen ausmachen. Ich wollte schon zu den praktischen Details übergehen, doch er unterbrach mich. Er neigte zum Stottern, was er zwar nach und nach in den Griff bekommen hatte, doch jetzt war es wieder da.
    »Ist mein M… master einverstanden?«
    »Ja.«
    »Es ist …« Er errötete, wodurch das blasse Blau seiner Augen intensiver wirkte. »U… unredlich.«
    Ich erklärte ihm, dass die Regeln unredlich für Lehrjungen waren – mittelalterliche Regeln, geschaffen, um den Zunftmeistern so lange wie möglich kostenlose Arbeiter zu verschaffen.
    »Was ist mit George?«
    »Er wird keinen Ärger machen. Ich habe ihm gesagt, dass du fortgehst.«
    »O… ohne m… mit mir darüber zu reden?«
    Bei seinen Worten fühlte ich mich unbehaglich, denn er hatte recht. Ich war selbstherrlich gewesen. »Es tut mir leid, aber die Gelegenheit war gerade günstig. Und ich habe mir Sorgen gemacht, dass man Mr Black aus der Kirche wirft.«
    »Das wäre eine gute Sache«, sagte er leidenschaftlich.
    »Eine gute Sache?«
    »Er könnte sich den Täufern anschließen und den Himmel schon zu Lebzeiten sehen.«
    Die Vorstellung war absurd. Doch er legte sie mir ausführlich und mit brennendem Eifer dar, bis ich ihn unterbrach. »Nehemiah, Mr Black ist alt, und er betet schon sein ganzes Leben lang in St. Mark’s. Es tut mir leid, aber du musst gehen. Oder dich der Kirche deines Masters anschließen.«
    »Und G… George gehorchen? So wie Ihr?«
    Er kannte die Geschichte, wie ich George geschlagen und vielleicht sogar umgebracht hätte, wenn Mr Black nicht dazwischengegangen wäre. Danach war ich davongelaufen. Ich seufzte. Nehemiah zu helfen war nicht so einfach, wie ich es mir unbekümmert ausgemalt hatte, vor allem, da er ins Feld führte, dass ich früher genauso gewesen war wie er – oder sogar noch ungestümer. Ich ging nach draußen, um mein Pferd loszubinden. Er folgte mir, sagte, er h… hoffe, er habe nicht und … dankbar geklungen – ich hörte eine Hauch Sarkasmus in seinem Stottern –, aber s… selbst, wenn er seinen Gesellenbrief hätte, wüsste er nicht, wohin er gehen sollte.
    Ich stieg auf mein Pferd. »Ich kümmere mich darum.« Ich erzählte ihm von
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