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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)
Autoren: Martina Nohl
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Sorgen der Nacht hinunterspülen. Sie würde Brötchen holen und mit Thorsten frühstücken.
Ja, das würde sie und dabei an die tapfere Frieda Vogel denken.
     
    Als Emily sich gerade auf ihr Fahrrad schwingen wollte, um
zu der Verabredung mit Clara zu fahren, sah sie Josue auf sich zukommen. Er
lächelte sein unsicheres, schiefes Lächeln und hatte tiefe Ringe unter den
Augen, wie Emily voller Befriedigung feststellte. Gleichzeitig fuhr sein
Anblick ihr so in den Bauch, dass sie erstarrte wie ein Tiger vor dem Sprung.
    „Hallo Emily. Kann ich mit dir reden?“
    „Ich bin schon weg“, knurrte sie.
    „Bitte“, sagte er leise und sah sie aus seinen dunklen
Hundeaugen so flehentlich an.
    „Also gut, aber nur kurz.“ Sie stieg wieder vom Fahrrad,
lehnte sich mit dem Rücken an die Hauswand und verschränkte die Arme vor der
Brust. Sie war einfach viel zu nett. Sie hätte ihn jetzt schlichtweg stehen
lassen sollen, um davonzufahren. Das wäre die passende Reaktion gewesen.
    „Können wir nicht hochgehen?“
    Emily schüttelte den Kopf. Nein, bloß nicht zu viele Nähe
aufkommen lassen und gemütlich dürfte es auch nicht werden. Wer wusste schon,
was Josue alles für Dinge einfallen würden, allein mit ihr in vier Wänden.
    „Emily, ich wollte dich um Verzeihung bitten. Es war nicht
fair, was du vermutlich alles mit anhören musstest.“
    „Das war fairer, als wenn ich es nie erfahren hätte“,
polterte sie.
    „Ich wollte das ein oder andere noch einmal richtigstellen,
damit du es nicht falsch verstehst.“
    „Ich glaube, ich habe schon verstanden. Es hat so wehgetan
mitzubekommen, dass du mich in den letzten Monaten nur missbraucht hast.“
    „Ich verstehe, dass du verletzt bist.“ Er hörte sich ja an
wie ihr Vater. „Vielleicht versuchst du dich in einer fernen Zukunft auch in
meine Lage hineinzuversetzen. Ich war verzweifelt. Ich habe an zu vielen
Fronten gleichzeitig gekämpft. Da bist du in mein Leben getreten, du hast dich
in mich verliebt und das hat mir geschmeichelt. Du warst wie der Engel, mit dem
alles wieder gut werden kann.“
    „Nur dass man einen Engel nicht so liebt wie eine Frau aus
Fleisch und Blut“, sagte Emily. Und dachte dabei: Vielleicht habe ich mich
wirklich zu sehr wie ein Engel benommen, weil ich auf Biegen und Brechen
wollte, dass alles gut wird. Dann wies sie sich zurecht: Jetzt hör aber auf,
auch noch bei dir die Schuld zu suchen.
    Josue ging einen Schritt auf sie zu. „Liebe Emily, ich
wollte dich bitten, es noch einmal mit uns zu versuchen. Die Kinder weinen
schon die ganze Zeit – und ich auch.“
    Er wollte sie in den Arm nehmen. Emily trat einen großen
Schritt zur Seite, es knirschte und ein wenig Putz rieselte von der Wand.
    „Josue, es geht nicht mehr. Es ist aus.“ Er stand da wie ein
begossener Retriever.
    „Ja, aber warum denn? Das kriegen wir schon wieder hin. Wir
haben es doch die letzten Monate gut gehabt miteinander.“
    Emily dachte, dass sie bei Licht betrachtet die guten
Momente an wenigen Händen abzählen konnte. War das genug? „Verstehst du nicht
oder willst du nicht verstehen? Du liebst mich nicht und damit ist eine
Partnerschaft für mich mit dir einfach nicht denkbar.“
    „Aber ich liebe dich doch auch.“
    „Du liebst Kathleen und manchmal auch Camilla. Das habe ich
mit eigenen Ohren gehört.“
    „Das muss man doch gelegentlich zu Frauen sagen, oder
nicht?“
    „So wie du es jetzt zu mir sagen musst?“ Emily fühlte sich
glücklicherweise innerlich ganz sicher. Das belauschte Gespräch hatte ihr die
Augen über Josue geöffnet, wie er auch war: Er benahm sich wie ein trotziges
Kind, das seinen Willen nicht bekam und jetzt Mittel und Wege ersann, ihn doch
noch durchzusetzen.
    „Ist es Camilla, regst du dich deswegen so auf?“
    Emily schüttelte den Kopf. „Interessanterweise hat es mir
gar nicht mehr so viel ausgemacht zu sehen, wie ihr euch küsst.“
    „Ich werde auch nie wieder etwas mit ihr haben. Nie wieder.“
    „Das hatten wir doch schon.“
    „Emily, kannst du mir denn gar nicht verzeihen? Ich habe dir
doch auch verziehen.“
    „Josue, es ist vorbei. Am meisten tut es mir wegen der
Kinder leid, die sich Hoffnung gemacht haben, denen wir Hoffnung gemacht haben.
Aber unter diesen Umständen kann ich dich nicht heiraten, begreif das doch.“
Sie stieg auf ihr Fahrrad „Ich muss jetzt.“
    Sie radelte ohne Abschied los. Er rief ihr noch hinterher:
„Du liebst mich nicht, das ist hier das Problem, sonst würdest du das nie
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