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Disco Dracula

Disco Dracula

Titel: Disco Dracula
Autoren: Jason Dark
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Magenbeschwerden, mit denen er sich permanent herumschlug.
    Freundlich hatte ich ihn eigentlich nur in Erinnerung, als man ihn adelte.
    Denn damit war ein lang gehegter Wunschtraum von ihm in Erfüllung gegangen. Bei der Hochzeit von Prinz Charles mit Lady Di war er auch freundlich und guter Laune gewesen, denn er gehörte zu den geladenen Ehrengästen, die am Tage vor der Trauung und danach mitfeiern durften. Nur verlegen kannte ich ihn nicht.
    Und das schien er mir zu sein, als ich sein Büro betrat, wobei es kurz vor Feierabend war.
    »Nehmen Sie doch Platz, John«, sagte er und lächelte ein wenig.
    Verlegen, eben.
    Nun, ich setzte mich auf den Stuhl und schlug meine Beine übereinander. Die Welt schien ja nicht zu brennen, dann hätte der Alte ein ganz anderes Gesicht gemacht.
    »Wie fühlen Sie sich, John?« fragte er.
    »Ich?« Wie kam er denn darauf, dachte ich erstaunt. Das gibt es doch gar nicht.
    »Ja, wie Sie sich fühlen?«
    »Fit, Sir, sehr fit sogar.« Ich antwortete schnell, denn ich ahnte noch immer Böses. Vielleicht wollte er mir auf diese krumme Tour beibringen, dass ich wieder auf einen Lehrgang sollte.
    »Das freut mich für Sie.«
    »Und bald habe ich Wochenende.«
    »Deshalb wollte ich ja mit Ihnen reden, John.«
    Aha, er ließ die Katze aus dem Beutel. Ausschlafen ade, mal wieder ein neuer Fall.
    »Es ist was passiert«, stellte ich fest.
    »So kann man es auch nennen, aber da ist nichts Offizielles, wissen Sie…« Verlegen brach er ab.
    »Sir, tun Sie sich keinen Zwang an.«
    »Es ist mir wirklich unangenehm, weil ich Sie praktisch um einen privaten Gefallen bitte.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Ich habe einen guten Bekannten.«
    »Aus dem Golfclub, wie ich annehme.«
    »Ja, das stimmt. Und dieser Bekannte ist in sehr exponierter Stellung, und er hat Probleme. Es geht da um seine kleine Nichte. Das heißt, so klein ist sie auch wieder nicht. Siebzehn Jahre, Ginny Wells heißt sie. Kurz und gut, diese Nichte ist verschwunden.«
    »Abgehauen von zu Hause«, sagte ich. »Weil ihr der konservative Mief zum Hals raushing…«
    »Bitte, John, das gehört nicht hierher.«
    »Hat man aber oft. Schlagen Sie mal die Zeitungen auf, da lesen sie es.«
    »So eine war oder ist Ginny nicht. Sie ist ja auch nicht in England verschwunden, sondern auf dem Kontinent. Sie hatte eine deutsche Brieffreundin namens Helga Hansen. Und beide Mädchen sind seit einer Woche nicht mehr aufzufinden. Einfach weg, verschwunden, nicht mehr aufgetaucht, wie es so schön heißt.«
    »Hat man die deutsche Polizei eingeschaltet?« fragte ich.
    »Selbstverständlich. Die Kripo hat sich gewissermaßen auf die Fersen der verschwundenen Mädchen gesetzt, nachgeforscht, und die Spuren führen in eine Discothek nach Gelsenkirchen.« Sir James machte eine Kunstpause. »Raten Sie mal, wie dieser Schuppen heißt?«
    Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung, Sir.«
    »Disco Dracula!«
    Ich musste grinsen. »Wirklich gut«, erwiderte ich. »Fällt Ihnen denn da nichts auf?«
    »Der Name ist ungewöhnlich. So etwas gibt es hier in London doch auch.«
    »Ja, aber das ist Schau, und da sind noch keine Gäste verschwunden. Die Girls waren einfach nicht mehr da. Haben ihre Taschen, ihr Geld und die Mäntel zurückgelassen. Da scheint irgend etwas dahinterzustecken, John.«
    »Ich soll also hinfahren und nachforschen«, stellte ich richtig.
    »Darum hätte ich Sie gern gebeten. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber vielleicht wird es tatsächlich ein Fall für Sie und uns.«
    Sir James, der alte Fuchs, wusste genau, wie er mich anzupacken hatte.
    So brummig wie er oft hinter dem Schreibtisch saß und tat, als könnte er kein Wässerchen trüben, so raffiniert war er in Wirklichkeit.
    »Wie haben Sie sich denn entschieden, John?« erkundigte er sich ganz friedlich und nachdem er einen Schluck von seinem Wasser genommen hatte.
    Ich grinste.
    »Was denken Sie denn?«
    »Es ist ja Ihre Freizeit.«
    »Nun ja, Sir, ich will mal so sagen. Meinetwegen können Sie mich nach Germany schicken.«
    Auf seinem Gesicht schien eine Sonne aufzugehen, so sehr strahlte der alte Fuchs.
    »Dann kann ich meinem Freund Wells die gute Mitteilung machen«, sagte er. Mit der linken Hand zog der Superintendent eine Schublade in seinem Schreibtisch auf und holte einen Briefumschlag hervor. »Da ist übrigens ihre Flugkarte. Gleich morgen früh, die erste Maschine, die können Sie nehmen.«
    »Dann haben Sie Bescheid gewusst.«
    Er kniff ein Auge zu, was seltsam aussah, hinter
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