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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts
Autoren: Roger Zelazny
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weiter in die Mangel.
    „Dann kommt sie also mit einem Blankoscheck und einem Fischhaken?“
    „Ja, heute, mit der Spiegelblanken See “, nickte er. „Sollte inzwischen schon gelandet sein. Hat ’ne Menge Kameras dabei. Ganz erpicht auf einen Ikky.“
    „Hm“, machte ich. „Wirklich scharf darauf?“
    „Sechzig-Tage-Vertrag. ‚Zehn-Quadrat’. Klausel für unbeschränkte Verlängerung. Eineinhalb Millionen Anzahlung“, rezitierte er.
    „Du scheinst ja gut Bescheid zu wissen.“
    „Ich bin für die Personalbeschaffung verantwortlich. Die ‚Luharich Enterprises’ haben sich letzten Monat an mich gewandt. Manchmal ist es nützlich, wenn man in den richtigen Lokalen trinkt.“
    „Oder wenn sie einem gehören.“ Er schnitt eine Grimasse. Ich sah zur Seite und nahm einen Schluck von meinem bitteren Gebräu. Nach einer Weile schluckte ich meinen Stolz hinunter, stellte Mike die Fragen, die er von mir erwartete, und lud ihn damit förmlich zu seiner monatlichen Antialkoholikerpredigt ein.
    „Die haben mir gesagt, ich soll versuchen, dich dafür zu gewinnen“, meinte er. „Wann bist du zum letztenmal gesegelt?“
    „Sechs Wochen. Die Coming.“
    „Badewanne“, machte er verächtlich. „Wann bist du selbst das letzte Mal unten gewesen?“
    „Das ist ’ne Weile her.“
    „Mehr als ein Jahr oder? Damals, als die Schraube dich unter der Delphin erwischt hat?“
    Ich drehte mich zu ihm herum.
    „Ich war letzte Woche auf dem Fluß, droben in Angleford. Die Strömung ist dort mächtig stark. Ich schaff’s immer noch.“
    „Wenn du nüchtern bist“, fügte er hinzu.
    „Das werde ich auch bleiben“, sagte ich. „Bei einem solchen Job.“
    Ein etwas zweifelnd wirkendes Nicken.
    „Bezahlung nach Tarif. Zweihundert Prozent Zuschlag für besondere Umstände“, zählte er auf. „Sei am Freitagmorgen um fünf beim Hangar sechzehn. Wir legen Samstag ab, bei Tagesanbruch.“
    „Kommst du mit?“
    „Ja.“
    „Wieso das?“
    „Geld.“
    „Ikkyscheiße.“
    „Die Bar wirft nicht genügend ab, und Baby braucht wieder mal einen neuen Nerz.“
    „Ich wiederhole – “
    … .und ich will Baby nicht mehr sehen, will wieder wissen, was leben ist, frei sein – frische Luft, Bewegung, Geld verdienen …“
    „Schon recht, geht mich ja nichts an.“
    Ich füllte sein Glas, dachte dabei an H 2 SO 4 , aber die Flüssigkeit verwandelte sich leider nicht. Schließlich gelang es mir, ihn beschwipst zu machen. Ich ging in die Nacht hinaus, um etwas herumzulaufen und mir das Ganze zu überlegen.
    In den letzten fünf Jahren hatte man etwa ein Dutzend ernsthafter Versuche unternommen, einen Ichthyform Leviosaurus Levianthus, allgemein als „Ikky“ bekannt, an Land zu bringen. Als man dem Ikky zum erstenmal auf den Fersen war, wandte man Techniken des Walfangs an. Diese erwiesen sich entweder als fruchtlos oder hatten verheerende Folgen. Also griff man zu neuen Mitteln. Ein reicher Sportler namens Michael Jandt konstruierte „Zehn-Quadrat“ und steckte sein ganzes Geld in das Projekt.
    Nach einem Jahr Arbeit im östlichen Ozean kam er zurück, um Bankrott anzumelden. Carlton Davits, ein Playboy und Fischenthusiast, kaufte das riesige Floß und machte sich zu Ikkys Laichgründen auf. Am neunzehnten Tag „biß“ sein Opfer an, und Carlton Davits verlor Geräte im Wert von einhundertfünfzigtausend Dollar und obendrein seinen Ichthyform Levianthus. Zwölf Tage später hing das riesige Tier an seinen Dreifachleinen. Er narkotisierte es und begann es hochzuhieven. Dabei wachte es auf, zerstörte einen Kontrollturm, tötete sechs Mann und richtete auf „Zehn-Quadrat“ auch sonst noch ziemliches Unheil an. Daraufhin verschwand Ikky wieder im Wasser, Carlton war pleite, und „Zehn-Quadrat“ wechselte weitere viermal die Besitzer, die meist weniger spektakuläre Erfolge erzielten, aber sich den Spaß genau so viel kosten ließen wie ihre Vorgänger.
    Schließlich wurde das große Floß, das nur für den einzigen Zweck konstruiert war, von der EFI auf einer „Auktion für Meeresforschung“ erstanden. Lloyd’s ist immer noch nicht bereit, es zu versichern, und das einzige Meeresforschungs-Projekt, zu dem man es verwenden konnte, war, „Zehn-Quadrat“ für ein hübsches Sümmchen an Leute zu vermieten, die darauf erpicht waren, Schauermärchen vom teuflischen Levianthus zu erzählen. Ich war auf drei dieser Reisen mit und bin zweimal dicht genug ’rangekommen, um Ikkys Fänge zu zählen. Einen wünsche ich mir
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