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Die sieben Weltwunder

Die sieben Weltwunder

Titel: Die sieben Weltwunder
Autoren: Johannes Thiele
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schützenden Hafen zurückzukehren. Die Furcht vor der Ungewissheit war groß, Angst vor schlechter Sicht, Überfällen, Kollisionen, unruhiger See. Niemandem wäre es eingefallen, nächtliche Fahrten zu unternehmen, es sei denn in Situationen äußerster Not.
D IE K ONSTRUKTION
    Der mit Öffnungen für das Wasser versehene Damm, der zur Insel hinausführte, war das Werk eines berühmten Baumeisters: Dexiphanes von Knidos. Als Konstrukteur und Erbauer des Pharos jedoch ist »Sostrates aus Knidos, Sohn des Demosthenes« erwähnt, der sich auch durch andere architektonische Leistungen, wie die Nil-Korrektur bei Memphis, einen Namen gemacht hat. Der Leuchtturm, der den Schiffen bei Tag und Nacht als Orientierungspunkt dienen sollte, war zweifellos seine genialste Erfindung. Die Hafenmole hatte sich vor der flachen Küste Ägyptens kaum abgehoben; sie war nunmehr leichter zu finden.
    Im Vergleich mit historischen Darstellungen und schriftlichen Zeugnissen aus verschiedenen Jahrhunderten lässt sich das Konzept des Leuchtturms einwandfrei rekonstruieren.
    Der Pharos bestand aus drei Stockwerken. Das gesamte Bauwerk war durch eine mit Mauern versehene Plattform gegen anbrandende Wellen geschützt. Ein Teil des die Insel mit dem Festland verbindenden Dammes war als Äquadukt gebaut, der das Trinkwasser zuleitete, das im Untergeschoss des Leuchtturms gespeichert wurde. Dieses festungsähnliche Fundament, von dem aus der Turm sich erhob, war ein Quadrat von dreißig mal dreißig Metern. Die Menschen, die hier in verschiedenen Räumen arbeiteten, beobachteten das Meer, sagten das Wetter vorher und sicherten den Hafenverkehr.
    Über der Plattform erhoben sich drei Baugeschosse. Den Unterbau bildete ein sich nach oben leicht verjüngendes Stockwerk in einer Höhe von etwas über siebzig Meter, das damit doppelt so hoch wie breit war. Abgeschlossen wurde er mit einem Umgang. An den vier Ecken hielten muschelhornblasende Tritonen, Söhne des Meeresgottes Poseidon, nach allen vier Himmelsrichtungen hin Ausschau.
    Darauf stand ein zweites, zurückgesetztes Stockwerk in Form eines achteckigen Prismas und mit seiner Höhe von knapp fünfunddreißig Meter etwa um die Hälfte niedriger als das erste Stockwerk. Das dritte, gleichfalls wieder schmalere Stockwerk hatte die Form eines Zylinders und war neun Meter hoch.
    An der Spitze des Pharos grüßte eine Bronzefigur die Seefahrer der einlaufenden Schiffe. Ungeklärt ist, ob sie Alexander, den Gründer der Stadt, oder Ptolemaios, den Herrscher des ägyptischen Reiches, in Gestalt des Sonnengottes Helios darstellte.
    Mit seinen einhundertdreißig Metern erreichte der Pharos von Alexandria die Höhe abendländischer Kathedralen. Er galt als ein technisches Wunder, ein Meisterwerk der Baukunst, als der großartigste Blickpunkt im östlichen Mittelmeer, strahlend genug, die gewaltigen, jedoch bereits verfallenden Stadtmauern von Babylon auszustechen. Diodoros von Sardes rühmt den Turm, indem er ihn sprechen lässt: »Pharos bin ich, ein Turm auf dem Felsen im Meer. Ich heiße so wie die Insel und bin des schirmenden Hafens Symbol.«

    Der Leuchtturm von Alexandria in seinem äußeren, dreistufigen Aufbau. (Rekonstruktion von H. Thiersch)
D ER B ETRIEB DES L EUCHTTURMS
    Breite Rampen verbanden die einzelnen Geschosse miteinander, so dass ein bequemer Aufstieg möglich war. Über die innere Ausgestaltung des Leuchtturms gibt es verschiedene Berichte. Viereck, Achteck und Zylinder sind als Formen auch im Innenbau beibehalten. Ein in der Mitte von unten nach oben durchgehender Schacht diente als eine Art Aufzug, mit dem nicht zuletzt das Brennmaterial für das Leuchtfeuer zur Turmspitze befördert wurde. Die zahlreichen Kammern an der Peripherie des Turmes waren von der Rampe, dem Aufgang, durch Türen zugänglich und hatten nach außen Fenster, die der Beobachtung des Meeres, vermutlich auch den Studien und Experimenten der berühmten Mathematiker und Astronomen der Universität dienten.
    Das offene Leuchtfeuer, dessen Licht, durch einen großen Hohlspiegel gebündelt, noch in einer Entfernung von über fünfzig Kilometer gesehen werden konnte, wurde Tag und Nacht in Gang gehalten. Befeuert wurde der Leuchtturm nicht mit Holz, das zu teuer und fast ausschließlich der Verwendung zum Schiffsbau vorbehalten war, sondern mit Harz und Öl. Die Leuchtturmwärter schürten ständig das Feuer, dass die Funken sprühten; der gläserne Spiegel reflektierte die Flammen und steigerte so noch die
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