Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelenzauberin

Die Seelenzauberin

Titel: Die Seelenzauberin
Autoren: Celia Friedman
Vom Netzwerk:
Protektoren – wir nennen sie Lyr – schlummern Geheimnisse, nach deren Erforschung Ihr lechzt, seit ich Euch kenne. Nun kehren die Seelenfresser zurück, und die geheime Macht in unserem Erbgut wird – so haben es die Götter verheißen – bald erwachen. Wenn das geschieht, Ramirus, könntet Ihr an meiner Seite sein. Ihr würdet teilhaben am Wissen der Protektoren, Ihr würdet erfahren, wie viel Wahrheit hinter den alten Mythen steckt, sobald die Götter sie uns offenbaren. All das und noch mehr werde ich Euch zugänglich machen – ist das keine angemessene Gegenleistung für meine Bitte?«
    Sie bemühte sich, ihr wild klopfendes Herz zu beruhigen, während sie auf seine Antwort wartete. Dachtest du, ich wüsste nicht, worauf du es all die Jahre über abgesehen hattest? Warum du ein so brennendes Interesse an den Sagen und Märchen meiner Heimat an den Tag legtest? Doch hier ging es um sehr viel mehr als nur um ein paar alte Geschichten. Ein Kontrakt mit Salvator hätte Ramirus lediglich verpflichtet, dem Großkönigreich zu dienen. Ein Kontrakt mit Gwynofar bände ihn jedoch nicht nur an ihre Kinder, sondern auch an die Sache der Protektoren. Und wenn die Seelenfresser tatsächlich in die Reiche der Menschen zurückkehrten, wäre das keine Kleinigkeit.
    Wir werden Verbündete brauchen , dachte sie. Beim ersten Mal konnten alle Hexen und Hexer der Welt diese Kreaturen nur mit Mühe zurückhalten. Die Macht, die wir heute dafür brauchen, wird nicht geringer sein.
    »Ein verlockendes Angebot.« Es war so dunkel geworden, dass sie Ramirus’ Züge kaum sehen konnte, aber sie wusste aus langer Erfahrung, dass sie ihr ohnehin nicht viel verraten hätten. »Normalerweise würde ich es nicht in Betracht ziehen – aber wer würde diese Zeiten schon normal nennen?«
    Ihr stockte der Atem. »Ihr nehmt an?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich werde Euer Angebot prüfen und abwägen, was ich dabei zu gewinnen habe und was ich opfern muss. Ihr kennt meine Gewohnheiten. Ich weiche nicht leichten Herzens von ihnen ab, nicht einmal für ein Angebot wie das Eure.«
    Sie wagte immer noch nicht zu atmen. »Aber Salvator …«
    »Ist in Sicherheit bis zu seiner Krönung und wahrscheinlich auch noch eine Weile danach. Meine Kollegen werden ihm Zeit geben, sich einen königlichen Magister zu suchen. Das ist Tradition. Wenn es Euch gelingt zu verhindern, dass er seine Absichten öffentlich kundtut, könnte er sich sogar ziemlich lange halten.« Er sah sie scharf an. »Ihr seid Euch darüber im Klaren, dass Ihr mehr verlangt als nur seinen Schutz?«
    »Ja«, sagte sie leise. »Ich weiß.«
    »Und sonst habt Ihr keine Wünsche? Ihr wollt keine der … üblichen Gefälligkeiten?«
    Sie schaute über die öde Landschaft. Ich wünschte, wir könnten die Uhr zurückdrehen und noch einmal von vorne beginnen. Ich wünschte, wir könnten die Bäume zurückholen und Andovan im Bannwald auf die Jagd gehen lassen, ich wünschte, ich könnte wieder hören, wie sich mein Gemahl und mein Erstgeborener über sein mangelndes Interesse an der Politik des Reiches beklagen. Aber so viel Macht habt nicht einmal Ihr. »Helft dem Land, sich wieder zu erholen. Schickt Sommerregen, um die Saaten zu stärken, die Kostas’ Feuer überdauert haben, damit die Pflanzen so schnell wie möglich wachsen. Lasst aus dem Aschefeld ein Feld des Lebens werden und deckt Gras über den Albtraum, den Kostas schuf. Denn diese Verwüstung ist nicht natürlich entstanden, und das Auge keines Gottes sollte darauf ruhen.«
    Er nickte. »Verstanden. Falls ich mich entscheide, den Kontrakt mit Euch zu schließen, sollt Ihr Eure fetten Wiesen haben.« Er neigte kaum merklich den Kopf. »Ist das alles, Majestät?«
    »Vorerst ja.« Später in dieser Nacht würde sie den Speeren ein Blutopfer darbringen und die Götter des Nordens bitten, Ramirus’ Geist und sein Herz ihren Wünschen geneigt zu machen. Doch zunächst hatte sie alles getan, was in den Kräften einer einzelnen Frau stand.
    Er wandte sich zum Gehen. Sie wusste aus Erfahrung, dass er in die natürlichen Schatten treten oder magische Schatten um sich ziehen würde, bevor er verschwand. Er schätzte es nicht, von den Morati dabei beobachtet zu werden.
    »Ramirus.«
    Er hielt inne, drehte sich aber nicht um.
    »Warum schließt Euresgleichen überhaupt Kontrakte mit uns? Ihr könntet Euch mit Eurer Zauberei doch alles verschaffen, wonach Euch der Sinn steht, Dantons Thron eingeschlossen. Warum feilscht Ihr überhaupt mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher