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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter
Autoren: John Maddox Roberts
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geschnittenes Obst auftischte.
    Hermes brachte Wein, der nach meinen exakten Anweisungen gewässert worden war - indem man ihn bei dichtem Nebel aus dem Fenster gehalten hatte.
    »Du solltest etwas essen, bevor du davon trinkst«, warnte Julia mich.
    »Wirst du Anklage erheben?«
    »Wenn irgend möglich, ja. Metellus Scipio will sie seinem Sohn zuschanzen. « Ich wischte mir mit der Hand übers Gesicht. »Und was sollte es auch groß nutzen? Ein betrügerischer Bauunternehmer mehr oder weniger wird langfristig keinen Unterschied machen.«
    »Vielleicht ist es an der Zeit«, sagte sie ernst, »daß du als Tribun kandidierst. Als Volkstribun kannst du Gesetze einbringen, um alle verbrecherischen Unternehmer aus der Stadt zu vertreiben, die minderwertigen insulae als Bedrohung für das öffentliche Wohl abzureißen und eine strenge Kontrolle der Bauvorschriften einzuführen. Es würde uns allen unendlich gut tun und deinem politischen Ansehen und deiner Karriere nützen.«Ich dachte darüber nach. »Das ist eine gute Idee. Die Familie will schon seit Jahren, daß ich als Tribun kandidiere.«

    »Dann solltest du jetzt den Grundstein legen«, erklärte Julia so entschieden, wie es nur eine Julierin konnte. »Bis zu den Wahlen bleibt noch jede Menge Zeit. Bewirb dich im nächsten Jahr um ein Tribunat, wenn sich die Leute noch an diese Katastrophe erinnern.«
    Dann fiel es mir wieder ein, und mein kurzer Enthusiasmus wurde jäh gedämpft. »Vielleicht wird Pompeius im nächsten Jahr Diktator. Und während einer Diktatur ist ein Tribun bedeutungslos.«
    »Gewiß nicht!« protestierte Julia. »Caesar wird aus Gallien und Crassus aus Asien zurück kommen, bevor sie zulassen, daß Pompeius Diktator wird!« Wie alle anderen hatte sie angefangen, Caesar beim Familiennamen zu nennen, als wäre er der einzige, der ihn trug. Dies war eine archaische monarchistische Praxis, die viele von uns mit tiefem Argwohn beobachteten. »Irgend etwas muß geschehen«, sagte ich. »Ich sage das nur höchst ungern, aber der chaotische Zustand der Stadt erfordert strengste Maßnahmen. Ein weiteres Jahr des üblichen Parteiengezänks, und wir sind ruiniert. Scipio sagt, daß die Familie an einer Art Kompromiß arbeitet, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie der aussehen soll. Ach, übrigens, es hat ganz den Anschein, als würde Scipios Tochter mit Pompeius verheiratet. « Ich versuchte noch etwas hinzu zu fügen, doch sie stopfte mir ein Stück Fisch in den Mund, um mich ruhig zu stellen, während sie nachdachte. Politische Winkelzüge waren ihr ebenso vertraut wie mir, und, um ehrlich zu sein, kombinierte sie sogar weit schneller und präziser als ich. »Ich verstehe«, sagte sie schließlich. »Nun, seit dem Tod meiner Base braucht er eine neue Frau. Es ist nur natürlich, daß er ein Bündnis mit den Metellern schmieden will.« Sie sprach von Caesars Tochter, der anderen Julia, die Pompeius geheiratet hatte und im Kindbett gestorben war. »Und er hat seine Julia wirklich geliebt«, sagte ich. »Seine Trauer über ihren Tod war echt. Seine Heirat mit Cecilia könnte helfen, uns alle noch enger aneinander zu binden. Pompeius hat Caesar gerade eine seiner Legionen für den Krieg in Gallien überlassen.« Was, wie ich hinzu zu fügen sorgfältig vermied, ein ungleich aufrichtigerer Freundschaftsbeweis war als eine beliebige Anzahl politischer Ehen.

    »Und wenn es zum Bruch zwischen Caesar und Pompeius kommensollte?«
    Ich legte meine Hand auf die ihre. »Als Sulla Caesar befahl, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, hat Caesar es vorgezogen, nach Spanien zu fliehen. Und ich werde nicht zögern, dasselbe zu tun, wenn es so weit kommen sollte.« Sie lächelte und wirkte beruhigt, aber ich wußte, was sie dachte: Caesar war die Scheidung von einem politischen Gegner befohlen worden, nicht von seiner eigenen Familie.
    Am nächsten Morgen war ich bei Tagesanbruch wieder bei der eingestürzten Insula . Außer dem leeren Keller war nichts mehr übrig, der Trupp Sklaven hatte die ganze Nacht durchgearbeitet, um die Trümmer abzutransportieren.
    Drei Männer waren zurück geblieben und gruben das Kiesfundament auf, um seine Tiefe festzustellen.
    »Drei Fuß Kies, dann Flußschlamm«, rief einer von ihnen, als der letzte Eimer mit Steinen nach oben gezogen wurde.
    »Das unterschreitet die in den Bauvorschriften festgelegte Mindestdicke der Kiesschicht«, sagte ich, »aber wieder nicht wirklich eklatant, was eine Strafverfolgung erschweren könnte,
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