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Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution
Autoren: Brenda Joyce
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waren nur noch schwarze Hüllen.
    Das Gebäude war zwei Stockwerke hoch, links und rechts flankiert von zwei höheren Türmen. Einige der Fenster waren zerborsten, die Tür stand sperrangelweit offen.
    Dominic brachte das Pferd zum Stehen und stieg ab. Langsam ging er den Steinweg zum Haus entlang, blieb vor der Tür stehen und linste hinein.
    Früher einmal war die Eingangshalle sehr prunkvoll gewesen, doch davon war nichts mehr übrig geblieben. Nicht einmal der große Kristalllüster.
    Er warf einen Blick in den Salon nebenan. Selbst die Vorhänge aus vergoldetem Damast waren fort.
    Die Revolution hatte ihm alles genommen.
    Auch Julianne.
    Zwei Tage später übergab Dominic die Zügel des erschöpften Pferdes an einen jungen Stallburschen und bat ihn, das Tier anständig zu füttern. Dominic marschierte an mehreren Gruppen vorbei, die um kleine Lagerfeuer versammelt waren. Es waren nicht nur Männer, sondern auch viele Frauen und Kinder. Michel speiste mit seinen Offizieren an einem größeren Feuer.
    Natürlich wurde das Pferd nicht anständig gefüttert. Es gab schon lange kein Getreide mehr, also musste es sich mit frischem Gras zufrieden geben.
    Die finstere Nacht war sternenlos. Dunkle Wolken schoben sich vor den Mond. Doch die Feuer leuchteten hell, und so entdeckte Dominic seinen Freund Michel relativ schnell. Er war ein kleiner Mann in Kniehosen, Stiefeln und einer schäbigen Jacke. Michel stellte seine Suppenschüssel beiseite. Dominic wusste, dass die Suppe hauptsächlich aus Wasser bestand, in dem ein paar Kartoffeln, Karotten und mit Glück sogar ein kleines Stückchen Fleisch schwammen. Wo immer die aufständischen Truppen hinkamen, wurden sie von den Bauern so gut es ging unterstützt, doch ein paar Bauern konnten keine ganze Armee ernähren.
    Dominic setzte sich neben Michel, der ihn an die Schultern fasste und ihn fragend ansah.
    „Es ist alles weg“, sagte Dominic leise. „Das ganze Land ist abgebrannt, und aus dem Haus ist alles gestohlen.“
    Michel ließ Dominic wieder los. „Häuser kann man wieder errichten und Wein wieder anpflanzen.“
    Dominic gelang es nicht, zu lächeln. Ja, dachte er bitter, aber erst, wenn diese verdammte Revolutionsregierung gestürzt wird.
    Michel ging zum Topf, löffelte etwas Suppe in eine Schüssel und reichte sie Dominic. „Von eurem Konvoi ist immer noch nichts zu sehen. Wir sind jetzt seit zwei Tagen hier.“
    Dominic setzte die Schüssel ab. Es überraschte ihn nicht, aber es machte ihn wütend. „Sie werden schon noch kommen.“
    „Wirklich? Wir hungern, und unsere Munition geht zur Neige. Viel länger können wir nicht mehr durchhalten.“
    „Gedulde dich noch ein paar Tage.“
    „Nichts anderes habe ich vor.“ Michel schwankte gedankenversunken leicht vor und zurück. „Noch weiß die Garnison in Granville nichts davon, dass wir hier sind, also haben wir den Überraschungsmoment noch auf unserer Seite.“
    Dominic verspannte sich. Er war gegen einen Angriff auf die Garnison, denn dazu waren sie viel zu schlecht bewaffnet und zudem von einem Drittel der Truppe abgeschnitten. Andererseits jedoch hatte sich Michel als genialer Heerführer erwiesen. Also schwieg Dominic, griff nach seiner Schüssel und aß. Die Suppe schmeckte nach nichts, aber das war ihm egal.
    Michel schwieg, bis Dominic die Suppe ausgelöffelt hatte. Dann wurde er ernst. „Ich will, dass du nach London zurückkehrst.“
    „Ich kann euch doch jetzt nicht allein lassen.“
    „Aber du bist in London viel wertvoller für mich. Als mein Abgesandter im Kriegsministerium musst du dafür sorgen, dass der verdammte Konvoi endlich kommt!“
    Er hat recht, dachte Dominic verbittert. Dennoch fand er es entsetzlich, Michel jetzt im Stich lassen zu müssen. Er konnte jeden Mann gebrauchen.
    Michel lächelte, und seine Augen blitzten. „Bist du dein kaltes, leeres Bett nicht langsam leid?“
    Dominic zuckte zusammen und musste sofort an Julianne denken.
    „Vor deiner Rückkehr nach England hattest du beinahe jede Nacht eine andere Frau in deinem Bett, Dominic. Aber seit du wieder hierhergekommen bist, hast du für keine einzige Frau auch nur einen Blick übrig. Ich frage mich bloß, wer die Glückliche wohl ist!“ Er lachte. „Das muss ja eine große Liebe sein.“
    „Es ist keine Liebe und es ist auch nicht zum Lachen“, erwiderte Dominic knapp. Juliannes Bild glühte abermals vor seinen Augen.
    Michel war auf einen Schlag still. „Du solltest dein Gesicht sehen, mon ami . Hast du
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