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Der weibliche Weg Gottes

Der weibliche Weg Gottes

Titel: Der weibliche Weg Gottes
Autoren: Karin Gerland
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ich das Gefühl in der Meseta beim Anblick des Sternenhimmels hatte: SIE ist bei mir, beschützt mich, war immer schon bei mir, so real waren ihre leibliche Erscheinung und Sprache für andere. Die Aussagen, die Sprache der dokumentierten Erscheinungen sind Ausdruck des Glaubens, der sie gehört hat. Glaubt jemand an Satan, Hölle und Verdammnis, so wird auch der Inhalt dementsprechend sein. Glaubt jemand an Sünde, Buße, Sühneopfer, so wird er auch davon berichten. Wenn jemand den Sohn höher stellt als die Mutter, so wird auch das Inhalt sein.
    Seit zweitausend Jahren heißt SIE Maria, und Maria legt Zeugnis ab von IHR, ist gleichzeitig real und Symbol. Sie verkörpert wie nichts anderes das weibliche Prinzip des Göttlichen. Gleichgültig, ob wir daran glauben, was in der Bibel steht oder nicht. Diese weibliche Kraft ist präsent. Es sieht nur auf den ersten Blick so aus, als sei sie passiv, weil fügsam und aufopfernd. Gerade darin aber liegt ihre unglaubliche Stärke. Sie muss nicht kämpfen um einen ihr angemessenen Platz. SIE ist da, das reicht.
    Bis zu einem gewissen Punkt, kann uns nur erreichen, was schon da ist, was auch in dem System möglich ist, in dem wir leben. Selbst philosophische Genies begannen ihren Weg an einem Punkt, an dem sie noch in Korrespondenz zu ihrem Umfeld standen, bis sie begannen, ihren eigenständigen, unabhängigen Weg zu gehen.
    Wenn aber das religiöse oder gesellschaftliche System selbst in den Termini spricht und denkt, den die Erscheinung gebraucht hat, gibt es keine Notwendigkeit zur Änderung. Dann sind die Erscheinungen ein Beleg für das System, gleichzeitig stabilisieren die Erscheinungen das System.
    Mit anderen Worten, jeder bekommt die Maria, die er braucht, jeder bekommt den Zugang zu dem Gott, der in seinem Herzen ist. Ich brauchte emotionale Sicherheit, Verständnis, Vertrauen und Liebe — und so kam ES. Ich glaubte zwar an eine irgendwie geartete göttliche Existenz, fühlte mich aber dort nicht angenommen und vor allen Dingen nicht verstanden von diesem Michelangelo-Gott. Meine speziell weibliche Lebensgeschichte, die so alt ist wie die Welt und für mich ein paar Jahre gedauert hat, konnte Gott-Vater nicht als Unterstützung annehmen, und bei der Vorstellung, Gott sei Energie, geschlechtslos mit männlichen und weiblichen Anteilen, versagte meine Vorstellungskraft, fand mein Glauben keinen Platz zum Ankern. Ich brauchte etwas Reales, ein Bild zum Sehen, damit ich fühlen konnte.
    Also machte ich mich auf den Weg, der Camino heißt, und da es für die Zukunft keine Pläne, Hoffnungen, Wünsche und Träume gab, ich die Vergangenheit loslassen konnte, war Raum für Begegnung. Mit mir — und IHR.
    Ich war auf der Suche nach mir — und SIE fand mich. Ich war auf dem Weg — und SIE stellte die Weichen an den Kreuzungen. Ich sah am Anfang nur die Frau, mit dem Kind, in ihrer Trauer — und SIE schenkte mir Tränen und Verstehen. Ich erkannte die Kraft in mir — und SIE schenkte mir IHRE Liebe. Ich wollte loslassen — und SIE zeigte mir den Weg des Verzeihens und der Liebe. Ich beschloss, das Erlebte aufzuschreiben — und SIE gab mir die Zeit für meine innere Reise, indem sich mit Glück meine Finanzen für eine Zeit positiv entwickelten. Ich kann wieder von Herzen lachen — und SIE tanzt dann in meinem Herzen.
    Jenseits allen Schmerzes ist Freude. Jenseits aller Trauer ist Liebe. Schmerz und Trauer vergehen, Freude und Liebe sind immer da, jederzeit, an jedem Ort. Sie brauchen keine Bedingungen, brauchen weder die Anwesenheit noch die Abwesenheit von irgendetwas oder irgendjemand. Dies ist so gewiss wie der nächste Schmerz, die nächste Trauer, die folgen werden, immer wieder neu, aber immer auch anders als beim letzten Mal. Es geht darum, sich immer wieder einzulassen, ohne halten zu wollen und loszulassen, ohne zu verlieren — immer wieder stirb und werde.

Anhang
    (Arnold-Peter Ritler und Karin Gerland)

    Buen Camino: Einen guten Weg. Pilgergruß.
    Camino: Spanisch: der Weg, hier der Pilgerweg.
    Compostela: Offizielle Bestätigung für das Erreichen von Santiago de Compostela. Die traditionelle Urkunde für die Pilgerreise wird nach Vorlegen des Pilgerpasses im Pilgerbüro der Kathedrale abgegeben. Voraussetzung ist eine Mindestleistung von 100 Kilometer zu Fuß oder 200 Kilometer mit dem Rad oder zu Pferd.
    Credential del Peregrino: Pilgerpass, Pilgerausweis oder Pilgerbuch, in dem die Präsenz mit Stempel, Datum und Unterschrift durch das Refugio,
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