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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Aimee Agresti
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passend. Emma hatte sich auch um unser Make-up gekümmert, das im Fall der Jungen vor allem aus schwarzem Lippenstift bestand und bei den Mädchen noch durch ziemlich aufwändigen rotglitzernden Lidschatten und falsche Wimpern ergänzt wurde. Die fand ich besonders unnötig, und es war unglaublich umständlich gewesen, sie anzukleben, ich hatte mich aber nur so lange gewehrt, bis Emma schließlich geknurrt hatte: »Es kann durchaus sein, dass ich heute dabei draufgehe, und ich will verdammt nochmal mit schönen langen Wimpern sterben.«
    Emma hatte auch in kniehohen Stiefeln mit Pfennigabsatz sterben wollen, aber da hatte ich dann wirklich die Grenze gezogen. Wir brauchten Schuhwerk, in dem wir laufen konnten, also hatte sie zweckmäßigeren Kampfstiefeln zugestimmt. Emma hatte auch bestimmt, dass wir einen roten Dreizack schwingen und mit Pailletten besetzte Hörner tragen würden – und zwar sowohl weibliche als auch männliche Teufel –, ich plante aber, diese Accessoires so schnell wie möglich loszuwerden. Auf Brusthöhe verbarg ich den einzigen Teil des Ensembles, mit dem Emma nichts zu tun hatte: ein zusammengefaltetes Foto von Lance und eins von mir. Falls wir getrennt wurden, konnte ich auf diese Art und Weise feststellen, wie es mit seiner Seele aussah, oder überprüfen, wie schlimm es um mich stand, wenn ich gefangen wurde. Das war zwar nur ein schwacher Trost, aber wir nahmen, was wir kriegen konnten.
    Jetzt rollte der Wagen los, schwankte dabei hin und her und rüttelte uns bei der Parade ganz schön durch. Nun erfüllte Blasmusik die Luft, und ich spürte, wie das Adrenalin durch meine Adern zu strömen begann. Nach und nach durchtränkte es mein Blut wie eine Infusionsflüssigkeit. Lance griff nach meiner Hand und zog mich hinter die Imitation dieses runden Grabmals, das ich so schrecklich fand.
    »Bevor es gleich richtig losgeht, wollte ich dir nur noch sagen, dass wir das auf jeden Fall packen«, erklärte er mit einem Nicken.
    Ich schlug ein neues Mantra vor: »Wir gegen die Unterwelt?«
    »Wir gegen die Unterwelt!« Während um uns herum die Musik dröhnte und sich der schaukelnde Umzugswagen seinen Weg bahnte, zog ich ihn zu einem Kuss heran. Wir lehnten uns gegen die falsche Gruft und vergaßen für einen Moment die Welt um uns herum.
    »Tut mir leid, dass ich euch unterbrechen muss, ihr Turteltäubchen«, ertönte da Dantes Stimme. »Aber so langsam sollten wir uns als Glitzerspritzer betätigen.«
    »Fertigmachen, los geht’s!«, blaffte River Tom an, als sie mit hocherhobenem Dreizack an uns vorbeistolzierte. Dante, Max und Lance hatten diese teuflischen Accessoires mit dem Mechanismus von Wasserpistolen versehen. Auf Knopfdruck ließen sie etwas auf die Menge regnen, das wie Konfetti aussah, tatsächlich aber eine als Glitzer getarnte Mixtur von Dante war, die Dämonen abwehren sollte. Dante verteilte nun die Dreizacke, während Max einen Beutel mit Perlen aufhielt, die mit denselben Mitteln getränkt waren. Wir verteilten uns auf dem Wagen und machten uns an die Arbeit, aber ich konnte nicht anders, als mich nach und nach der Stimmung des Abends hinzugeben.
    All diese Menschen da draußen brüllten sich die Seele aus dem Leib, um ein paar unserer Perlen zu ergattern, jubelten uns zu, feuerten uns an. Wir trugen selbst mehrere Stränge der bunten Plastikketten in Lila, Grün und Gold um den Hals, und jetzt griff ich in den Beutel, um noch mehr Perlenschlangen hervorzuziehen und sie in die Menge unter uns sowie oben auf die Balkone zu schleudern. Vor uns wogte ein Meer von Händen, Armen und anderen Körperteilen, die aufblitzten und in der Luft herumwedelten. Während wir uns durch das Quarter schoben, zauberten die wilde Musik und das ohrenbetäubende Kreischen, der irre Rausch, all die nackte Haut und das zauberhafte Chaos uns ein Lächeln aufs Gesicht.
    »Die letzten drei Blocks hab ich mehr nackte Körper gesehen als in den letzten zehn Jahren im Krankenhaus!«, brüllte ich meinen Kameraden zu, um mich trotz des Lärms verständlich zu machen.
    »An so was könnte ich mich gewöhnen!«, rief Lance zurück. Hinter den Brillengläsern machte er ganz große Augen.
    »Ich auch«, stimmte Max zu, als wir an einer Gruppe von Männern mit nackten Oberkörpern vorbeikamen, die sich die Brust in den Mardi-Gras-Farben bemalt hatten.
    »Hey!«, protestierte Dante grinsend.
    Ich ließ den Blick über die Menge wandern und wurde augenblicklich in die raue Wirklichkeit zurückgeholt. In makellos
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